Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser
Autoren: Patricia A. McKillip
Vom Netzwerk:
von der Nacht gehört haben, als Morgon das Schwert aus den geheimen Tiefen von Isig holte und drei Gestaltwandler mit ihm tötete, um sich und Bere zu retten. Bere und ich arbeiteten zusammen, und Bere fragte mich, wer die Erdherren wären. Ich erzählte ihm, was ich wußte, und fragte ihn, warum ihn das interessierte. Da berichtete er mir, daß er gehört hätte, wie Morgon Danan und Thod erzählte, daß er sein gestirntes Schwert in der Höhle der Verlorenen gefunden hätte, die außer Yrth nie einer betreten hatte, und daß es ihm von den toten Kindern der Erdherren übergeben worden wäre.«
    Die Schweinehirtin ließ ihre Pfeife fallen. Mit einer blitzartigen Bewegung, die Rendel erschreckte, sprang sie auf. Wie eine Maske fiel alle Unbestimmtheit von ihrem Gesicht ab, und es zeigten sich in ihren Zügen eine Kraft und ein Schmerz, die von einem tiefen Wissen geprägt waren.
    Sie holte Atem und schrie: »Was?«
    Wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel zerschnitt der Schrei die Stille des Nachmittags. Rendel, die sich umsonst die Hände auf die Ohren drückte, hörte über ihren eigenen Schrei hinweg das schrille, verängstigte Wiehern sich aufbäumender Pferde und die atemlosen sich übertönenden Stimmen der Männer, die sich bemühten, die Tiere unter Kontrolle zu halten. Dann kam ein Geräusch, das so unerwartet und schrecklich war wie der Schrei der Schweinehirtin: das panische, wütende Aufbegehren der ganzen großen Schweineherde von Hel.
    Rendel öffnete die Augen. Die Schweinehirtin war verschwunden, als wäre sie von ihrem eigenen Schrei hinweggefegt worden. Das ganze schwerfällige Schweinevolk wälzte sich schrill quiekend vor Schmerz und Schrecken auf die Füße, machte blindlings kehrt, drängte sich zusammen wie zu einer riesigen Woge, über die Panik hinwegkräuselte. Sie sah, wie die mächtigen Eber mit geschlossenen Augen herumwirbelten, wie die Jungschweine beinahe erdrückt wurden unter dem Gewoge der borstigen Rücken, wie die trächtigen Mutterschweine sich schwankend hochrappelten. Die Pferde scheuten, erschreckt von dem Getöse und der Masse der Schweine, die sich ihnen entgegendrängte. Eines wich zurück und trat ein junges Ferkel, und der Schreckensschrei beider Tiere hallte über die Lichtung wie ein Kampfsignal. Trampelnd, quiekend und grunzend galoppierte die Herde, seit neun Jahrhunderten der Stolz von Hel, vorwärts und riß Männer und Pferde mit sich.
    Rendel, die schleunigst und völlig würdelos auf einer Eiche Schutz suchte, sah, wie Raith verzweifelt versuchte, sein Pferd zu wenden und zu ihr zu gelangen. Doch er wurde samt seinem Gefolge weggeschwemmt, ganz hinten Elieu, der sich krümmte vor Lachen. Die Herde stürmte davon und verschwand zwischen den Bäumen. Rendel hockte rittlings auf einem dicken Ast und stellte sich vor, daß die ganze Schweineherde mit dem Herrn von Hel hineingaloppierte in den Ratssaal des Königs von Anuin. Sie lachte, bis ihr die Tränen kamen.
    Als sie drei Tage später bei Zwielicht in den Hof vor dem Haus ihres Vaters einritt, stellte sie fest, daß einige der Schweine vor ihr dort angekommen waren. An den inneren Mauern prangten die Banner der Ritter, die inzwischen eingetroffen waren; unter dem Banner von Hel, das schlaff in der Abendluft hing, waren sieben erschöpfte Eber in einem Pferch eingesperrt. Sie mußte anhalten und wieder lachen, doch es war ein gedämpftes Lachen, sie wußte, daß sie jetzt Mathom gegenübertreten mußte. Während ein Knecht herbeieilte, um ihr das Pferd abzunehmen, überlegte sie verwundert, wie es kam, daß es trotz der vielen Menschen so still im Haus war. Sie eilte die Treppe hinauf zum Saal; leer standen Tische und Stühle. Nur drei Menschen waren im Saal: Elieu, Duac und der König.
    Als die drei sich bei ihrem Kommen umdrehten, fragte sie ein wenig zaghaft: »Wo sind denn alle?«
    »Unterwegs«, antwortete Mathom kurz. »Auf der Suche nach
    dir.«
    »Dein ganzer Rat?«
    »Mein ganzer Rat. Die Herren sind schon vor fünf Tagen aufgebrochen; sie haben sich wahrscheinlich genau wie Raiths Schweine über alle Drei Teile von An zerstreut. Raith selbst wurde zuletzt gesehen, wie er sich verzweifelt bemühte, in Aum seine Schweine zusammenzutreiben.« Seine Stimme klang unwirsch, in seinen Augen stand kein Zorn, nur eine Abwesenheit, als gingen seine Gedanken ganz andere Wege. »Ist dir der Gedanke gekommen, daß jemand sich Sorgen machen könnte?«
    »Wenn du mich fragst«, murmelte Duac in seinen Weinbecher, »so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher