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Erde

Erde

Titel: Erde
Autoren: David Brin
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gewonnen wurden, welche sich in halber Unwissenheit einem fernen Licht entgegenquälten, das nur einige wenige undeutlich wahrnahmen. Wenn wir uns jetzt an einem Ausgangspunkt befinden – schwebend zwischen Verzweiflung und etwas wirklich Wunderschönem –, ist es nur deshalb, weil es inmitten dieser keifenden kurzsichtigen Leute vergangener Zeiten immer welche gegeben hat, die daran geglaubt haben, dieses Licht zu sammeln, zu nähren und wachsen zu lassen.
    Vielleicht werden diejenigen, die in unsere Fußstapfen treten, wirklich so von uns denken.
     
    Wir suchen nach Lösungen und diskutieren heftig über Wege, die Welt zu retten. Bei all dem selbstsicheren Gerede neigen wir dazu zu vergessen, daß ›Lösungen‹, die gestern leidenschaftlich vorgetragen wurden, oft zu Problemen für morgen werden. Zum Beispiel galt Kernspaltung einmal als eine »liberale« Sache. Ebenso Windenergie und Meereskraft. (Obwohl es jetzt, da man Windmühlen und Gezeitendämme baut – und damit Geld verdient – Leute gibt, die Nachteile und Schachereien betonen.) Es pflegte uns nie etwas auszumachen, welche Baumarten von der Holzverarbeitungsindustrie angepflanzt wurden, nachdem sie mit dem Kahlschlag eines Waides fertig war, sofern es nur ›Ersatz‹ war. (Und das war schon ein Fortschritt im Vergleich mit noch früheren Gebräuchen.) Aber jetzt sehen wir riesige sterile Bestände an minderwertigen Kiefern nur für eine andere Art von Wüste an.
    Wie vielen anderen begünstigten Lösungen wird es genau so ergehen? Wir werden gegen Fehler so empfindlich – wird das uns bald lähmen, überhaupt etwas zu tun?
    Falls ja, wäre das ein Jammer. Um Paul Ehrlich von der Stanford-Universität zu zitieren: Die Situation eilt in einem wirklich beängstigenden Tempo in die Tiefe. Andererseits ist unser Potential für die Lösung des Problems absolut enorm.
    Manche Lösungen liegen wirklich auf der Hand. Hazel Henderson sagt: »Wir müssen recyceln… wie die Japaner es tun. Ein Grund für ihren Erfolg ist, daß sie über 50% recyceln.«
    Andere Lösungen könnten umstritten oder sogar erschütternd sein. Die nächsten fünfzig Jahre könnten zu Pragmatismus führen in einem Ausmaß, das nach heutigen Vorstellungen abschreckend wirken würde. Wie Garret Hardin von der Universität von Kalifornien es ausdrückt, könnten wir sogar »…aufhören, verhungernden Nationen Nahrungsgeschenke zu machen. Knirscht nur mit den Zähnen und sagt ihnen: ›Ihr seid auf euch selbst angewiesen und müßt eure Bevölkerungszahl der Ertragslage eures Landes anpassen.‹«
    Eine rauhe Art, die Dinge zu betrachten und erschreckend in ihren Implikationen für den heutigen gebrechlichen Konsens an Toleranz. Ist es da ein Wunder, daß ich in diesem Roman mit einem etwas freundlicheren Morgen experimentieren wollte? Einem, da die Völker wenigstens ein bißchen weiser geworden sind, im Tempo mit ihren wachsenden Problemen?
     
    Nachdem alle Philosophie und Spekulation am Ende ist, bleiben uns nur noch Worte, Metaphern. Die sind unser Werkzeug, um die Welt zu verstehen. Aber es ist immer gut, sich zu erinnern, daß wir mit der Realität nur eine flüchtige Bekanntschaft pflegen.
    Realität ist diese Welt, die einzige Oase, die wir kennen. Jeder Astronaut, der Gelegenheit hatte, sie von oben zu sehen, ist als ein glühender Verfechter ihrer Erhaltung zurückgekehrt. Wenn Schimmer von Frieden und politischer Reife hier und da rund um den Globus aufleuchten, wird sich der Rest von uns vielleicht von Ideologien und anderen Selbstgefälligkeiten abwenden und anfangen, auch Kenntnis zu nehmen.
    Um noch einmal Hazel Henderson zu zitieren: »Es ist beinahe so, als ob die Familie der Menschheit von Mutter Natur darauf hingestoßen wird, erwachsen zu werden. Wir befinden uns alle jetzt in demselben Boot, und es ist nicht gut, darüber Spielchen zu treiben, welches Ende im Sinken begriffen ist.«
    Es liegt ganz an uns, was unsere Enkelkinder erben werden. Und ehrlich – ich möchte, daß wir ihnen in ihrer Erinnerung ein wenig Hoffnung gelassen haben.
    - David Brin, August 1989
     
    Und jetzt, um diejenigen zu belohnen, die es wirklich bis zum Schlußwort ausgehalten haben, kommt hier noch eine besondere Zugabe… eine spezielle Benefizgeschichte, die im gleichen Universum spielt wie Erde, aber einige Jahre später.

 

UNSCHÄRFE
     
1
     
    Seinerzeit, als er noch studierte, pflegten Stan Goldman und seine Freunde sich mit Fragen über fingierte Möglichkeiten zu
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