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Erde

Erde

Titel: Erde
Autoren: David Brin
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Begrüßung abtrocknete, schien völlig unbekümmert vor Siegesfreude zu strahlen. Alex blickte auf seinen früheren Lehrer, der jetzt hier in Neuseeland für Hutton arbeitete. Stan zuckte nur die Achseln, als ob er sagen wollte, Milliardäre machen ihre eigenen Regeln.
    Hutton tauchte wieder auf in einem Morgenrock und trocknete sich das Haar mit einem Frottiertuch. »Dr. Lustig, kann ich Ihnen etwas anbieten? Wie ist es mit Ihnen, Stan?«
    »Nichts, danke!« sagte Alex. Stan nahm weniger schweigsam ein Glas Glenfiddich mit Quellwasser. Dann ließ Hutton sich in einem Plüschdrehsessel nieder und streckte seine langen Beine neben dem Tisch aus Kauriholz aus.
    Alex wußte: Was immer geschieht – dies ist meine letzte Hoffnung.
    Der Maori-Ingenieur und Geschäftsmann betrachtete ihn mit stechenden braunen Augen. »Man hat mir gesagt, Sie möchten über den Iquitos-Vorfall diskutieren, Dr. Lustig. Und über das schwarze Mini-Loch, das Ihnen dort aus den Händen geschlüpft ist. Offen gestanden, müßte Ihnen inzwischen wegen dieses Vorfalls ganz schlecht sein vor Verlegenheit. Wie haben einige Schreiberlinge der Presse ihn damals genannt? Ein mögliches China-Syndrom?«
    Stan mischte sich ein: »Einige Sensationswütige haben eine Fünfminutenpanik im Weltnetz ausgelöst, bis die wissenschaftliche Öffentlichkeit jedermann bewies, daß winzige Irregularitäten wie die von Alex sich harmlos auflösen. Sie sind zu klein, um von sich aus lange zu dauern.«
    Hutton hob eine dunkle Augenbraue: »Stimmt das, Dr. Lustig?«
    Alex war mit dieser Frage seit Iquitos schon oft konfrontiert worden. Inzwischen hatte er zahllose Antworten parat – von Fünf-Sekunden-Ton-Spots für die Videokameras bis hin zu zehnminütigen Schlummerliedern für Untersucher des Senats… und zu Stunden abstruser Mathematik zur Besänftigung seiner Physikerkollegen. Er sollte sich inzwischen wirklich daran gewöhnt haben. Aber die Frage war immer noch brennend wie beim ersten Male.
    »Sprechen Sie zu mir!« hatte der Reporter Pedro Manella an jenem grauen Nachmittag in Peru gefragt, als sie zusahen, wie randalierende Studenten die Arbeitsstätte von Alex anzündeten. »Sagen Sie mir, ob das Ding, das Sie gemacht haben, sich nicht bis nach China hin durchfressen wird!«
    Seit damals war Lügen ein so gewöhnlicher Reflex geworden, daß es einige Mühe kostete, heute diese Gewohnheit zu durchbrechen. »Hm, was hat Stan Ihnen gesagt?« fragte er George Hutton, dessen breites Gesicht immer noch unter einem Hauch von Schweiß schimmerte.
    »Nur, daß Sie behaupten, ein Geheimnis zu besitzen. Etwas, das Sie vor Reportern und Tribunalen zurückgehalten haben… sogar vor den Sicherheitsagenten eines Dutzend Nationen. Heutzutage und in diesem Zeitalter ist das alleine schon eindrucksvoll.«
    Hutton fuhr fort: »Aber wir Maori auf Neuseeland haben ein Sprichwort. Danach muß ein Mensch, der Häuptlinge und sogar Götter täuschen kann, immer noch den Ungeheuern entgegentreten, die er selbst geschaffen hat.
    Dr. Lustig, haben Sie ein Monstrum geschaffen?«
    Das war eine direkte Frage. Alex erkannte, weshalb Hutton ihn an Pedro Manella an jenem feuchten Abend in Peru erinnerte, als Tränengas jene von Trümmern übersäten Straßen und Kanäle hinabströmte. Die beiden großen Männer hatten Stimmen wie Gottheiten von Hollywood gehabt. Beide waren es gewohnt, Antworten zu bekommen.
    Manella war Alex bis zu dem klapprigen Hotelbalkon gefolgt, um einen guten Blick auf das brennende Kraftwerk zu bekommen. Der Reporter schwenkte seine Kamera, als das Hauptgebäude unter Wolken von Zementstaub zusammenstürzte. Jubelnde Studenten boten Manella eine lebendige Szene für Life-Eingabe in das Netz.
    Während der Aufnahmen fragte der hartnäckige Journalist: »Als der Mob die Stromkabel kappte, Lustig, wurde Ihr Schwarzes Loch aus seinem magnetischen Käfig freigesetzt. Es ist dann in die Erde gefallen oder nicht? Was geschieht jetzt? Wird es wieder auftauchen und irgendeinen unglücklichen Ort halb um die Welt herum in Feuer und Asche legen?
    Lustig, was haben Sie hier gemacht? Eine Bestie, die uns alle verschlingen wird?«
    Schon damals erkannte Alex die zwischen den Worten verborgene Botschaft. Der angesehene Frager hatte nicht die Wahrheit gesucht. Er verlangte Bestätigung.
    »Nein, natürlich habe ich nicht…«, erinnerte sich Alex, Manella an jenem Tage gesagt zu haben, und jedem anderen danach. Jetzt verzichtete er erleichtert auf diese Lüge.
    »Jawohl, Mr.
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