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Erde

Erde

Titel: Erde
Autoren: David Brin
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in den Archen gesammelt werden. Wie meinst du, werden wir hier damit zurechtkommen?« Pauline deutete in das weite Atrium der Arche London mit ihren sich auftürmenden Rängen abgeschlossener künstlicher Habitate. Das riesige Gebäude hängender Gärten und peinlich geregelter Milieus war weit entfernt von seinen Ursprüngen in dem alten Regent-Park-Zoo. Und dabei war es nur eine von fast hundert solchen Strukturen, die in der ganzen Welt verstreut waren.
    Jen antwortete: »Du wirst so weitermachen wie bisher, indem du günstige Gelegenheiten ausnützt, Überstunden einlegst, dich anschickst…«
    »Für jetzt! Aber was ist mit morgen? Der nächsten Katastrophe? Jen, ich kann nicht glauben, was ich da höre. Du hast doch den Kampf für die Archen von Anfang an geführt!«
    »So? Bin ich dann eine Verräterin, wenn ich sage, daß dieser Teil des Jobs erfolgreich gewesen ist? Nun, auf manchen Gebieten haben wir sogar den Genpool erweitert – wie hier bei Baby.« Sie deutete mit einem Nicken auf den behaarten Dickhäuter in dem großen Käfig. »Pauline, du solltest Vertrauen in deine Arbeit haben. Die Restaurierung von Habitaten wird eines Tages von den Reißbrettern verschwinden. Die meisten dieser Species sollten schon in wenigen Jahrhunderten wieder im Freien sein…«
    »Jahrhunderten!«
    »Ja, gewiß. Was sind ein paar hundert Jahre, verglichen mit dem Alter dieses Planeten?«
    Pauline rümpfte zweifelnd die Nase. Aber dann fuhr Jen mit einem leichten Cockney-Akzent fort: »Cor, warum nimmste das alles so persönlich, Süße? Halt mal kurz die Luft an! Was is das Schlimmste, was passieren kann?«
    »Wir könnten jede ungeschützte terrestrische Species über zehn Kilo verlieren!« entgegnete die junge Frau wütend.
    »Wirklich? Um ein richtiges Maß zu gewinnen, wollen wir den Inhalt all dieser Archen – die geschützten Arten – und jedes menschliche Lebewesen annehmen. Alle unsere zehn Milliarden. Das wäre bestimmt eine Art Holocaust.
    Aber wieviel Unterschied würde das für die Erde ausmachen, Pauline? Sagen wir – in zehn Jahrmillionen von jetzt an? Nicht viel, möchte ich wetten. Die alte Erde wird uns überdauern, wie sie es schon früher getan hat.«
    Pauline ließ mit verblüffter Miene das Kinn hängen. Jen fragte sich für einen Moment, ob sie diesmal wirklich zu weit gegangen wäre.
    Ihre junge Freundin blinzelte. Dann erschien ein argwöhnisches Lächeln. »Du bist schrecklich! Eine Minute lang habe ich dich tatsächlich ernstnehmen wollen.«
    Jen grinste. »Nun… du kennst mich doch besser.«
    »Ich weiß, daß du eine hoffnungslose Miesmacherin bist. Es macht dir Spaß, die Leute auf die Palme zu bringen; und eines Tages werden deine gegenteiligen Manieren dein Ruin sein.«
    »Hmm. Was denkst du eigentlich, wie ich so lange am Leben interessiert gewesen bin? Wege zu finden, um mich ständig zu amüsieren… das ist mein Rezept für Langlebigkeit.«
    Pauline warf die Lesetafel wieder auf das unordentliche Pult. »Ist es das, weshalb du im nächsten Monat nach Südafrika gehst? Weil du auf beiden Seiten alle Leute empören wirst?«
    »Die Ndebele wünschen, daß ich ihre Archen aus makrobiologischer Sicht inspiziere. Wie immer auch ihre politischen und Rassenprobleme sein mögen, sie sind immer noch vitale Mitglieder des Rettungsprojekts.«
    »Aber…«
    Jen klatschte in die Hände. »Genug davon! Das hat nichts mit unserem kleinen erbbiologischen Projekt hier zu tun. Mammut americanum. Wollen wir einen Blick in die Akte von Baby werfen? Ich mag im Ruhestand leben, wette aber, daß ich immer noch einen besseren neuralen Gradientenfaktor empfehlen kann als der, den ihr benutzt.«
    »Du bist dran. Sie ist im Zimmer nebenan. Ich werde gleich zurück sein.«
    Mit jugendlicher Anmut, die Jen liebevoll verfolgte, eilte Pauline aus dem Labor und ließ Jen allein, um über die mysteriösen Möglichkeiten sprachlicher Mehrdeutigkeit nachzugrübeln.
    Es war wirklich eine üble Angewohnheit, die Leute auf den Arm zu nehmen. Aber im Verlauf der Jahre wurde es leichter. Sie alle verziehen so, als ob sie direkt darauf gewartet und es von ihr verlangt hätten. Und weil sie jedermann testete und gegenteilige Meinungen vorurteilslos aufnahm, schienen immer weniger Leute zu glauben, sie meinte überhaupt etwas, das sie sagte!
    Vielleicht – das mußte Jen anstandshalber einräumen – wäre das die langfristige Rache der Welt an ihr. Alles, was sie sagte, als Witz aufzufassen. Das wäre für die sogenannte
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