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Erde

Erde

Titel: Erde
Autoren: David Brin
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Seit mehr als zwei Dekaden haben wir bei der Mutter unsere berühmte Liste von ›Reserven für die Ruhe der Natur‹ durchgehalten, von seltenen Stellen auf der Erde, wo man stundenlang dasitzen und keine Geräusche außer denen der Wildnis hören konnte.
    Unsere dreißig Millionen Abonnenten in der Welt haben eine führende Rolle gespielt, um diese Reserven aufmerksam zu schützen. Es genügt ein einziger gedankenloser Akt, beispielsweise durch Planer von Luftverkehr, um ein kostbares Schutzgebiet in einen weiteren geräuschvollen und ungesunden Ort zu verwandeln, ruiniert durch das rauhe Gekrächze über Humanität.
    Unglücklicherweise scheinen selbst sogenannte ›erhaltungsinteressierte‹ Beamte immer noch besessen zu sein von archaischen Vorstellungen des zwanzigsten Jahrhunderts bezüglich Erhaltung. Sie denken, es genüge, ein paar Waldflächen hier und da freizuhalten von Entwicklung, von chemischen Lecks oder saurem Regen. Aber selbst wenn sie Erfolg haben, feiern sie das durch Eröffnung von Wanderpfaden und Ermunterung immer größerer Mengen an Schaulustigen, die, wie vorauszusehen ist, Abfall hinterlassen, Wurzelsysteme niedertrampeln, Erosion bewirken und - was am schlimmsten ist – alle aus Leibeskräften in überströmender Begeisterung über ›Einssein mit der Natur‹ plappern.
    Es ist erstaunlich, daß die wenigen noch vorhandenen Tiere einander in diesem Tollhaus noch finden können, um sich fortzupflanzen.
    Mit Ausnahme von Grönland und der Antarktis wurden in unserer letzten Übersicht siebenundneunzig Ruhereservate gemeldet. Wir bedauern jetzt melden zu müssen, daß zwei in dem diesjährigen Test gefehlt haben. Bei diesem Tempo wird es bald überhaupt keine Ruhezonen auf der Erde mehr geben.
    Und unsere Korrespondenten aus Ozeanien melden, daß die Dinge dort noch schlimmer werden. Zu viele Landratten scheinen von den offiziellen Schiffahrtsrouten abzuweichen – Urlauber, die die Heiterkeit der Natur suchen, aber auf diese Weise zu stillen Orten die Seuche ihrer eigenen Stimmen bringen.
    (Und dann gibt es noch diesen katastrophalen Ozeanstaat, den wir hier besser gar nicht erwähnen, um keine totale Verzweiflung aufkommen zu lassen!)
    Selbst der südliche Indische Ozean, die letzte Grenze von Einsamkeit auf Erden, zittert unter der Kakophonie unserer verfluchten zehn Milliarden und deren Maschinen. Es würde den Autor wahrhaftig nicht überraschen, wenn Gaia endlich genug hätte, aus ihrem wechselvollen Schlummer erwachen und auf unseren Lärm mit einem Beben antworten würde, wie es dieser Planet noch nie erlebt hat.
    - Aus Heft März 2038 von Die Mutter.
[¤ Direkter Zugriff PI-63-AA-1-888-66-7767.]

 
• HOLOSPHÄRE •
     
    Es gibt viele Möglichkeiten der Fortpflanzung. (Ein so hübsches Wort!) So spät in ihrem langen Leben glaubte Jen Wolling ziemlich alles darüber zu wissen.
    Der Ausdruck paßte besonders auf die Biologie – auf alle die verschiedenartigen Mittel, die das Leben benutzte, um seinen großen Feind, die Zeit, zu überwinden. Dieser Wege gab es so viele, daß Jen manchmal darüber rätselte, warum alle Leute über die eine traditionelle Weise, den Sex, soviel Aufhebens machte.
    Gewiß hatte Sex manches für sich. Es half, die Veränderlichkeit in einer Species zu sichern – ein Glücksspiel, bei dem sich die Gene des einen mit denen des anderen Partners mischten mit der Chance, daß wohltätige Zufälle die unvermeidlichen Fehler überwiegen könnten. Tatsächlich hatte Sex den meisten höheren Lebensformen gut und lange genug gedient, um durch viele angenehme neurale und hormonale Reaktionen verstärkt zu werden.
    In früheren Tagen hatte Jen solche Wege am lebenden Objekt und mit viel Eifer ausgelotet. Sie hatte sie auch genauer kartiert in primitiven, aber immer noch hingebungsvollen mathematischen Darstellungen. Von ihr stammten die ersten Computermodelle, die theoretische Grundlagen für Empfindungen, logische Erklärungen für Ekstase und sogar Theoreme für die mysteriöse Kunst der Mutterschaft aufzeigten.
    Zwei Gatten, drei Kinder, acht Enkelkinder und einen Nobelpreis später kannte Jen Mutterschaft aus jedem Gesichtswinkel, obwohl ihre wilden Hormonströme jetzt nur noch der Erinnerung angehörten. Na schön! Es gibt noch andere Typen der Fortpflanzung. Andere Wege, auf denen selbst eine alte Frau der Geschichte einen Stempel aufprägen könnte.
    »Nein, Baby!« schimpfte sie und zog einen hellroten Apfel von den Stangen zurück, die das geräumige
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