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Erbin des Gluecks

Erbin des Gluecks

Titel: Erbin des Gluecks
Autoren: Margaret Way
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alte Gutshaus und an drei Seiten mit breiten überdachten Veranden versehen – das einzige Zugeständnis an die Tradition. Es ein Haus oder sogar ein Heim zu nennen wäre falsch gewesen. Es war ein Stück Architektur, ein weiteres Monument, das sich Sir Francis Forsyth selbst errichtet hatte. Eine geschickt gestaltete Auffahrt hätte den nüchternen Eindruck vielleicht gemildert, aber davon konnte nicht die Rede sein. Der Besucher sollte erkennen, dass auch im Outback ein neues Zeitalter begonnen hatte.
    Die Haushälterin Jili Dawson, eine auffallend attraktive Frau von Anfang fünfzig, begrüßte Bryn mit einem strahlenden Lächeln. „Wir haben uns lange nicht gesehen, Mr. Bryn.“
    „Ich war zu beschäftigt.“ Er sah Jili in die dunklen Augen, die vor Freude leuchteten. Sie verrieten ihre Abstammung von den Aborigines. Ihre Mutter hatte einen weißen Rancharbeiter geheiratet, trotzdem lebte Jili ganz in den Traditionen ihrer mütterlichen Vorfahren. Ihr braunes Gesicht war völlig faltenlos, und sie hatte den typischen weichen Singsang der australischen Ureinwohner, wenn sie sprach. „Habe ich das Glück, Francey zu Hause anzutreffen?“
    „Leider nicht.“ Jili machte eine weit ausholende Armbewegung, die das Land bis zum Horizont einschloss. „Sie ist draußen bei der Wungulla-Lagune … mit ihrer Malgruppe. Seit zwei Tagen hat sie sich nicht blicken lassen, aber es geht ihr gut. Francey kennt sich aus, außerdem achten meine Leute auf sie.“
    „War das nicht schon immer so?“ Bryn dachte daran, wie sehr der Kontakt zu den Eingeborenen seine und Francescas Kindheit bereichert hatte. Carina war zu stolz gewesen, um sich mit ihnen abzugeben. „Ich bin aus einem ernsten Anlass hier, Jili. Wir haben nicht angerufen, weil ich persönlich kommen wollte, um Francey abzuholen.“
    „Der ‚Eiserne Mann‘ ist tot.“ Es klang, als hätte Jili das Ereignis geahnt.
    Bryn runzelte die Stirn. „Woher wissen Sie das? Wurde es von einer anderen Ranch gemeldet?“ Das Outback hatte sein eigenes Nachrichtensystem, aber es gab noch eine andere Möglichkeit. Wie viele Eingeborene besaß Jili die unheimliche Gabe, in die Zukunft zu sehen.
    „Ich wusste Bescheid, ehe Sie das erste Wort gesprochen hatten. Das war wirklich ein Teufelskerl … im Guten wie im Bösen. Die Dämonen, die ihn plagten, hatte er selbst zu verantworten. Das wissen wir beide, nicht wahr? Ich habe Ihren noblen, weisen Großvater verehrt, Mr. Bryn … wie Ihren Vater. Eine Tragödie, dass er damals von den Felsen erschlagen wurde. Jetzt sind sie bei ihren Ahnen und blicken nachts von den Sternen auf uns herab. Ich fühle mich den Macallans eng verbunden. Sie waren gut zu mir und haben mich immer wie einen Menschen behandelt. Jetzt liegt eine schwere Last auf Ihren Schultern, Mr. Bryn. Mich interessiert dabei vor allem, ob sich für Jacob und mich etwas ändert. Werden wir entlassen?“
    Jacob war Jilis Ehemann und ebenfalls ein halber Aborigine. Er arbeitete seit Langem auf der Farm und war nach Bryns Überzeugung so unentbehrlich wie seine Frau. Bryn hätte ihn längst zum Aufseher gemacht und den unfähigen Roy Forster, der in allem Jacobs Ratschlägen folgte, auf eine Außenstelle versetzt.
    „Das muss alles noch geklärt werden“, antwortete er mit einem tiefen Seufzer. „Charles ist der Erbe … ich darf nicht für ihn sprechen. Er selbst steht noch zu sehr unter Schock, um irgendetwas zu entscheiden.“
    Jili ließ den Blick weit in die Ferne schweifen. „Er hat gedacht, sein Vater würde ewig leben. Wie haben es die anderen denn aufgenommen?“
    „Mehr oder weniger gefasst“, gestand Bryn. „Einige sind sogar in gehobener Stimmung.“
    „Warten Sie die Eröffnung des Testaments ab“, riet Jili. „Vielleicht hat der alte Sünder einiges gutgemacht. Es gibt mehr als eine offene Rechnung.“
    Bryn antwortete nicht. Es war längst zu spät. Sein Vater und sein Großvater lebten nicht mehr. Er trat neben Jili und sah ins Land hinaus, über dem die heiße Luft flimmerte. Etwas war zu Ende gegangen, das spürten sie beide. Eine neue Ära hatte begonnen, aber sie war noch durch den alten Streit belastet.
    Jili blickte Bryn von der Seite an. Für sie war er ein edler und schöner Prinz, der alle Untertanen gleich bewertete. Ein Prinz, der im Begriff war, sein rechtmäßiges Erbe zu übernehmen. Respektvoll legte sie ihm eine Hand auf die Schulter.
    „Es wird alles in Ordnung kommen, Mr. Bryn“, sagte sie. „Das verspreche ich Ihnen. Doch
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