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Erbin des Gluecks

Erbin des Gluecks

Titel: Erbin des Gluecks
Autoren: Margaret Way
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Francey!“
    Ihr Anblick genügte, um eine tiefe Sehnsucht in Bryn zu wecken. Er wusste, was das bedeutete, nur wie sollte er das Schicksal wenden? Sie standen einander gegenüber, blickten sich in die Augen und verstanden sich. Sie spürten es beide, aber was Bryn spürte, wagte sich Francesca nicht einzugestehen. Schüchtern stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange.
    Wie weich sich ihre Lippen anfühlten! Bryn bemerkte, wie Francescas zarte, golden getönte Haut leicht errötete, bevor sie wieder in das alte Rollenspiel verfielen, das ihnen seit ihrer Kindheit vertraut war. Ob sich das jetzt ändern würde?
    „Du musst aus einem wichtigen Grund gekommen sein, Bryn.“ Francesca hob wie abwehrend ihre schlanken Hände. „Es geht um meinen Großvater, nicht wahr?“ Sie drehte sich um, als hätte sie von hinten ein Zeichen bekommen. Die Frauen saßen noch im Kreis beieinander, aber sie malten nicht mehr, sondern streckten die Arme mit nach oben gekehrten Handflächen zum Himmel empor.
    Wir sind an ein Ende gekommen.
    Bryn kannte die zeremonielle Geste und wunderte sich nicht. Diese Menschen waren außergewöhnlich.
    „Ja, Francey“, bestätigte er feierlich. „Dein Großvater ist gestern an einem Herzschlag gestorben. Dein Schmerz betrübt mich. Ich weiß, wie anders du dir alles vorgestellt hast.“
    „Warum war ich nicht da?“, fragte sie mit versagender Stimme. „Als ich dich sah, wusste ich gleich, warum du gekommen bist.“
    „Es tut mir leid, Francey. Du lebst so eng mit deinen Freunden zusammen, dass du schon ihre besonderen Fähigkeiten erworben hast. Wieso wissen sie Bescheid? Es ist keine Ahnung, sondern Gewissheit.“
    „Unheimlich, nicht wahr?“ Francesca sah noch einmal zurück. Die Frauen arbeiteten wieder an ihren Bildern. „Doch wir haben es hier mit der ältesten noch lebendigen Menschheitskultur zu tun. Die Leute leben seit über vierzigtausend Jahren in diesem Land. Sie riechen den Tod.“
    Bryn nickte. Er hatte all das mehrfach miterlebt, und seine Aufmerksamkeit galt vor allem Francesca. Sie war blass geworden, aber sie weinte nicht. Bis auf eine Spur Lippenstift zum Schutz gegen die Sonne war ihr Gesicht frei von Make-up. Ihre Haut war rein und makellos. Die großen Augen mit den dichten schwarzen Wimpern darüber glänzten wie Silbermünzen im Sonnenlicht.
    „Hat er nicht nach mir gefragt?“ Trauer und Enttäuschung klangen aus den wenigen Worten. Das Bewusstsein, ausgeschlossen zu sein, hatte Francescas Leben von klein auf beschwert.
    Wie immer fühlte sich Bryn als ihr Beschützer. „Er hat nach niemandem verlangt“, antwortete er. „Es geschah während einer Vorstandssitzung. Keiner ahnte, dass er sich nicht wohlfühlte. Eben kanzelte er Charles noch ab – sie hatten sich gestritten, nicht ernstlich, aber du weißt ja, wie wenig dein Großvater andere Ansichten ertragen konnte –, und im nächsten Moment war es vorbei. Bestimmt hat er nur einen kurzen, stechenden Schmerz gespürt. Wir haben nicht angerufen, weil ich dir die Nachricht persönlich überbringen wollte. Du sollst nach Hause kommen. Es wird ein Staatsbegräbnis geben.“
    „Das war zu erwarten.“ Francesca seufzte tief. „Wozu großer Reichtum und politischer Einfluss doch führen! Zu Hause …“ Tränen schimmerten in ihren Augen. „Das Wort sollte mir alles bedeuten, aber ich empfinde nichts. Seit dem Tod meiner Eltern habe ich kein Zuhause mehr. Meine Kindheit war ein einziger Versuch, mit dem Verlust fertig zu werden. Ich klammerte mich an das, was mein Vater einmal zu mir sagte, als mich eine Wespe gestochen hatte: ‚Sei tapfer, Francey, Darling … sei tapfer.‘“
    „Das bist du“, beteuerte Bryn. Er wusste, wie schwer Francescas Leben trotz des gewaltigen Reichtums der Forsyths gewesen war.
    „Ich versuche es wenigstens. Manchem begegnet das größte Unglück schon in der Kindheit, und ich habe meins bis heute nicht ganz überwunden. Dabei hat Carrie mich immer wieder ermahnt, dankbar zu sein.“
    „Das sieht ihr ähnlich!“
    Sein scharfer Ton überraschte Francesca, denn Bryn kritisierte Carina sonst nie. „Sie wollte mich damit bestimmt nicht ärgern“, verteidigte sie ihre Cousine. „Sie versuchte, mir Mut zu machen. Doch genug davon. Ich neige nicht mehr zu Selbstmitleid, aber Grandpas plötzlicher Tod ist ein Schock. Er hat gelebt, als wäre er unsterblich oder würde mindestens neunzig Jahre alt. Es hilft mir sehr, dass du gekommen bist.“ Sie rang sich
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