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Erbin des Gluecks

Erbin des Gluecks

Titel: Erbin des Gluecks
Autoren: Margaret Way
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von innen zu leuchten. Es konnte auch streng wirken, manchmal so streng und furchterregend wie das von Sir Francis.
    „Ich bin ein freier Mann, Francey, und das gefällt mir.“
    „Das kann sich ändern, denn Carrie wartet auf dich.“ Francesca zog ihre Sonnenbrille aus der Hosentasche und setzte sie schnell auf, damit er ihre Augen nicht mehr sehen konnte. „Willst du den anderen Guten Tag sagen?“
    „Selbstverständlich. Ich würde sie niemals übergehen.“
    Bryn näherte sich mit Francesca der Gruppe, die nur durch die mächtige Krone einer Wüsteneiche vor dem gleißenden Sonnenlicht geschützt war. In den Städten ließ sich die Natur eindämmen. Hier draußen wirkte sie mit ihrer ganzen Kraft.
    „Ich sehe, dass Nellie heute dabei ist“, bemerkte er.
    Nellie Napirri, eine Aborigine unbestimmten Alters – es musste irgendwo zwischen siebzig und neunzig liegen –, wählte sich normalerweise die Pflanzen und Tiere des Channel Country als Motiv. Am häufigsten malte sie Wasserlilien, die nach Bryns Meinung sogar bei dem großen Claude Monet Interesse geweckt hätten. Neben den traditionell verwandten Braun- und Ockertönen benutzte sie auch leuchtende Acrylfarben, um ihre Visionen auszudrücken.
    „Ich dachte schon, wir würden sie nicht wiedersehen“, gestand Francesca. „Nellie ist eine echte Nomadin, aber nach einer langen Wanderung bis ins Northern Territory kam sie zurück. Stell dir den weiten Weg vor … bei ihrem Alter! Niemand weiß, wie viel Jahre sie auf dem Buckel hat, aber jeder kennt sie, solange er denken kann.“
    Bryn dachte unwillkürlich an den Tag, als Francesca beinahe ertrunken und nur durch eine wunderbare Fügung gerettet worden war. Wohin war die alte Frau so plötzlich verschwunden? War sie auch auf Wanderschaft gegangen? Für Bryn war das Erlebnis wie eine göttliche Offenbarung gewesen. Er sah immer noch Carinas starre Haltung, ihr lang herabfallendes blondes Haar. Wie angewurzelt hatte sie dagestanden und auf die Lagune geblickt. Dann hatte sie angefangen zu schreien …
    Die Malerinnen standen jetzt höflich auf und begrüßten Bryn mit Handschlag.
    „Der große Mann hat uns verlassen“, erklärte Nellie mit tiefer Stimme. Ihre kurzen Locken waren schneeweiß, aber die Augen machten einen hellwachen Eindruck. Offensichtlich hatte man sie zur Sprecherin gewählt.
    Bryn nickte. „Gestern, Nellie. Es war ein Herzschlag. Ich bin gekommen, um Francesca abzuholen.“
    „Sie sollte lieber hierbleiben.“ Die alte Frau runzelte die Stirn und sah Bryn so durchdringend an, als stünde er zum ersten Mal vor ihr. Wollte sie ihm vielleicht ins Herz blicken? „Sie müssen sie beschützen, Byamee.“
    „Keine Sorge, Nellie, das werde ich tun.“
    Bryn kannte die respektvolle Anrede „Byamee“ und hoffte, sich ihrer würdig zu erweisen. Dabei fiel ihm ein, dass die Eingeborenen seinen verstorbenen Großvater auch so genannt hatten. Sir Francis war diese Ehre nie widerfahren.
    Nellies Miene hellte sich auf. „Denken Sie an meine Worte. Es ist noch nicht vorbei.“ Plötzlich wurde ihr das Atmen schwer.
    „Nellie, meine Liebe“, mischte sich Francesca ein, „Sie dürfen sich nicht aufregen. Alles wird gut werden.“ Sie legte den Arm um die zierliche, gebeugte Gestalt. „Warum zeigen wir Bryn nicht, was wir geleistet haben? Sie wissen, wie sehr er einheimische Kunst schätzt.“
    Wieder wanderten Bryns Gedanken zurück. Carina hatte Francescas Bemühungen um einheimische Künstler einmal als den Versuch bezeichnet, „durch die Arbeit mit den Aborigines über ihre Stellung als reiche Erbin hinwegzutäuschen“.
    Carina war nicht nur gefühllos. Sie konnte auch ungeheuer dumm sein, vor allem, wenn es um Qualität ging. Es stand ihr nicht zu, Francescas Leistungen zu beurteilen. Francesca war eine hochbegabte junge Frau. Bryn hatte oft mit ihr diskutiert – nicht nur über „Titan“, sondern auch über andere Projekte des Forsyth-Konzerns, bei denen ihrer Meinung nach das Management versagte. Francesca besaß einen scharfen Verstand. Sobald Bryn die gewünschte Position innehatte, würde er sie, ungeachtet ihrer Jugend, in den Vorstand berufen. Die nötige Befähigung dazu hatte Francesca von ihrem Vater Lionel geerbt. Das hatte seine Großmutter ihm mit einem ironischen Lächeln bestätigt.
    „Wenn man ganz ehrlich ist, würde Francey dem Unternehmen weit mehr nützen als Carina“, hatte sie gesagt. „Leider hat das Schicksal es anders bestimmt. Carina ist Francis’
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