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Erbin des Gluecks

Erbin des Gluecks

Titel: Erbin des Gluecks
Autoren: Margaret Way
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schwieg, drückte er ihre Hand fester und zog sie überraschend an die Lippen.
    „‚Und so im Kusse sterb ich‘“, zitierte er Romeo aus Shakespeares berühmter Tragödie.
    Francescas Herz setzte einen Schlag aus. Sie kannte Romeos Sterbeworte, aber was dachte sich Bryn dabei, sie zu zitieren? Sie war verwirrt – durch den Kuss ebenso wie durch den rätselvollen Ausdruck in seinen Augen. Ahnte er nicht, welche Qual es bedeutete, ihn zu lieben und dabei zu wissen, dass er zu Carina gehörte? Doch wie konnte er das? Sie tat ja alles, um ihre wahren Gefühle zu verbergen.
    „Verlass dein Schneckenhaus, Francey“, fuhr er beinahe heftig fort. „Du hast dich lange genug darin versteckt.“
    Der leise Vorwurf kränkte Francesca, umso mehr, als er berechtigt war. „Ich wollte mich nur schützen“, verteidigte sie sich.
    „Das verstehe ich.“
    „Würdest du jetzt bitte meine Hand loslassen?“
    „Natürlich.“ Bryn gab sie sofort frei und schaltete den Motor wieder ein. „Wir sollten uns ohnehin beeilen. Ich möchte nicht lange bleiben.“
    „Ich bin bereit“, erklärte sie, aber sie fühlte sich schlecht dabei.
    Der Jeep holperte weiter über die sonnendurchglühte Ebene, begleitet von einem Schwarm bunter Papageien, den Francesca erst jetzt bemerkte. Sie sah zu den Vögeln auf und fragte sich, ob und wann sie „Daramba“ wiedersehen würde.
    Die forsythschen Ländereien gehörten natürlich zum Erbteil ihres Onkels, obwohl er sich nie sonderlich dafür interessiert hatte. Wie allen Bewohnern des großen Inselkontinents – speziell Westaustraliens – waren ihm weite, offene Landschaften und die ihnen eigene Leere vertraut. Nur „Daramba“ blieb ihm irgendwie unheimlich. Dort war Gulla Nolan auf geheimnisvolle Weise verschwunden. Nach einer langen, erfolglosen Suche war man zu dem Schluss gekommen, Gulla sei im Alkoholrausch in einer der vielen Lagunen ertrunken oder in einem Sumpf erstickt. Seine Vorliebe für Schnaps war allgemein bekannt gewesen, was Francis Forsyth und Theodore Macallan nicht gehindert hatte, ihn auf ihren Expeditionen als Führer mitzunehmen. Dabei hatten sie auch das Eisenerzlager am Mount Garnet entdeckt.
    Bis zum heutigen Tag kannte niemand Gullas Schicksal. In Würdigung seiner Verdienste hatte Sir Theodore einen Treuhandfonds für Gullas Nachkommen eingerichtet, der im Lauf der Jahre beträchtliches Kapital aufwies. Ein Enkel von ihm hatte mithilfe dieser finanziellen Mittel studiert und war erfolgreich in die Politik gegangen. Er galt als entschiedener Gegner der Forsyths – für Charles ein Grund mehr, „Daramba“ und möglicherweise alle Ländereien aus dem Familienbesitz zu verkaufen.
    In einer Hinsicht war die Beisetzung von Sir Francis Forsyth einmalig. Niemand weinte. Keiner konnte für den Mann, der als grausam und selbstherrlich gegolten hatte und nie zu den großen Söhnen Westaustraliens gezählt worden war, eine Träne vergießen.
    Trotzdem war die anglikanische Kirche „St. George’s“ – ein relativ schlichter neugotischer Bau aus der viktorianischen Zeit – bis auf den letzten Platz besetzt. Alle, die in der Öffentlichkeit etwas darstellten, waren gekommen: ein Senator aus Canberra als Vertreter der Regierung, der Ministerpräsident von Westaustralien, der Gouverneur von Westaustralien, der Sir Francis einmal „einen imponierenden alten Schurken“ genannt hatte, und verschiedene Würdenträger aus Kirche, Wirtschaft und Justiz. Alle saßen auf der rechten Seite hinter den Forsyths. Die linke Seite war den Macallans vorbehalten.
    Man konnte es nur als Ironie bezeichnen, dass nicht der Verstorbene, sondern sein ehemaliger Teilhaber und Mitbegründer von „Titan“, Sir Theodore Macallan, überall beliebt gewesen war. Er hatte als echter Gentleman gegolten, als Mann mit Herzensbildung und angenehmen Manieren. Seine Wohltätigkeit war sprichwörtlich gewesen, während Sir Francis bei seinen Spenden nur auf Steuervergünstigungen geachtet hatte – natürlich streng im Rahmen der Gesetze. Er hatte sich immer als ganz normalen Steuerzahler bezeichnet, aber konnte man Milliardär werden, ohne eine Armee von Anwälten zu beschäftigen, deren einziges Ziel es war, den Forsyth-Konzern vor fremden Ansprüchen zu schützen?
    Carina, die Forsyth-Erbin, sah nach allgemeinem Urteil fabelhaft aus. Jeder versuchte, einen Blick auf sie zu erhaschen, obwohl später ein Bericht über die Beisetzungsfeierlichkeiten im Fernsehen gesendet werden sollte.
    Die Vorschriften
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