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Erben des Mondes - Grimoire lunaris

Erben des Mondes - Grimoire lunaris

Titel: Erben des Mondes - Grimoire lunaris
Autoren: Stefanie Hasse
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antwortete mir nicht sofort. Sie schien über meine Frage genauestens nachzudenken. Dann verließen die Worte ihren Mund mit einer Macht in der Stimme, die ich von ihr bislang nicht kannte: „Ich kann den Wind kontrollieren.“ Sie bebte beinahe vor Spannung. Diese schien irgendwie auf mich überzugehen. Ich konnte meinen Herzschlag bis in die Fingerspitzen spüren. Dann zog sie mit dem rechten Zeigefinger dreimal einen Kreis in die Luft. Sofort formte sich an genau dieser Stelle ein Mini-Tornado, der sich im nächsten Augenblick schon wieder auflöste. Ich war völlig perplex. Ich wusste ja, dass wir mit magischen Fähigkeiten ausgestattet werden sollten, aber dass wir die so schnell beherrschten? Sie konnte mit ihren Fingern einen Tornado machen! Wahnsinn! Ich wurde immer neugieriger, was der Mond mir vermacht hatte. Doch zuerst waren die Jungs dran. Ihre Kräfte waren auch nicht zu verachten. Darian von Steinbach (der Farrell/Bloom Typ) konnte die Sprache der Tiere verstehen und sprechen. Der sexy junge Surfer hieß in Wahrheit Mike Benz und war mit einer enormen Stärke bedacht worden. Klar war er schon vorher durchtrainiert inklusive Waschbrettbauch, aber für das Gewicht, das er stemmen konnte, hätte er mindestens zehnmal so breit sein müssen. Es war für ihn eine Kleinigkeit, ein Auto zu wuchten.Geschweige denn uns Mädels. Mit uns könnte er jonglieren, wenn er es wollte.
    Nun war ich an der Reihe. Mit klopfendem Herzen ging ich in die Mitte und nahm auf dem Stuhl Platz. Die anderen hielten sich bereits an den Händen. Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich auf die Frage nach meiner Gabe. Zuerst tat sich gar nichts. Dann begann meine Haut zu kribbeln, als würden hunderte Ameisen auf mir laufen. Und plötzlich fühlte ich mich grenzenlos. Ich konnte nicht sagen, wo ich endete und beispielsweise die Luft um mich herum begann. Ich konnte den Stuhl, auf dem ich saß, nicht mehr unter mir spüren. Meine Sinne waren ausgeschaltet. Ich öffnete die Augen, aber ich sah nur Schwarz. Es war Totenstille um mich herum. Zu still. Ich war scheinbar taub. Dann zuckte etwas durch meinen Kopf. Ich sah Farben und Bilder, obwohl meine Augen wieder geschlossen waren. Ich hörte Stimmen, obwohl ich doch nicht mehr hören konnte. Es wurde lauter und bunter. Ich kam mir vor, als stände ich auf einem Hauptbahnhof. Jeder redete und schrie durcheinander. Dann beruhigte sich der Tumult. Es wurde leiser. Nun konnte ich sogar einzelne Stimmen erkennen. Die Stimmen waren sogar farbig. Anders konnte ich es nicht beschreiben. Es war Sehen und Hören gleichzeitig. Eine blaue Stimme fragte, was ich wohl als Gabe bekommen wurde. Dann konzentrierte ich mich auf die silberne Stimme. Schwer zu entziffern, als wäre sie ganz klein und mit sehr krakeliger Schrift geschrieben. Sie schien etwas zu beschwören. „Unser guter Mond, lass uns bitte erfahren, mit welchem Talent du dieses Mädchen ausgestattet hast.“
    Bei den anderen Wiedergeburten hatte ich Niemanden reden hören. Oder beten. Dann kroch plötzlich, wie in riesigen Buchstaben geschrieben, die Antwort in meinen Kopf. Ich konnte Gedankenlesen! Du bist eine Telepathin! antwortete mir meine Bauchstimme.
    Dann schlug ich die Augen auf und blickte in acht Paar Augen, die mich fragend anstarrten. Und nicht nur das. Ich konnte ihre Fragen hören. Sie standen ihnen praktisch ins Gesicht geschrieben. Ich konnte auch sehen, wie die Spannung in ihnen stieg, als ich nicht sofort antwortete. Ich schluckte noch einmal mein Erstaunen hinunter und sagte ihnen dann: „Ich wurde zur Telepathin bestimmt.“ Selena deutete mir, wieder im Kreis Platz zu nehmen und ich kam dem sofort nach. Dann blickte sie kurz in die Runde und sprach: „Da ihr nun alle wisst, welche Gaben ihr erhalten habt, werden wir nun die Ausbilder bestimmen. Euch hat man sicherlich schon erklärt, dass es unzählig viele verschiedene Ausprägungen der Talente gibt und dass es dadurch meist nicht möglich ist, einen Mentor mit exakt derselben Fähigkeit wie der Schützling zu organisieren. Jedoch kann ein Ausbilder mit demselben Grundtalent eure Probleme verstehen und euch in jeder erdenklichen Art helfen, die Gabe zu kontrollieren.“
    Es klopfte kurz an der Tür. Selena schaute in die Richtung und die Türe öffnete sich. Ein Mann und eine Frau traten ein. Selena nickte in ihre Richtung und sie stellten sich direkt hinter sie. Dann fuhr Selena fort: „Darian von Steinbach“, Selena schaute ihm fest in die Augen.
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