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Erben des Mondes - Grimoire lunaris

Erben des Mondes - Grimoire lunaris

Titel: Erben des Mondes - Grimoire lunaris
Autoren: Stefanie Hasse
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die ‚mondfühlig’ sind. Ich kann bei Vollmond nichtschlafen – wie Millionen andere auch. Ich blicke das Rund auf meinem Papier an. Auf einmal durchzuckt mich der Gedanke wie ein Blitz. Es ist kein Ball und auch keine Kugel. Es ist das Abbild eines Vollmondes. Ich kann ein Kribbeln im ganzen Körper spüren. Ein Gefühl, das mir sagt, ich liege richtig. Manche nennen es wohl Bauchgefühl.
    Und dieses Kribbeln weckt mich aus meinem Traum. Ich muss wohl eingeschlafen sein. Bei dem schlechten Schlaf der letzten Wochen kein Wunder. Die Zeitschrift liegt immer noch auf meinem Schoß. Der Text hat sich keinen Millimeter bewegt.
    Nun springt mir das „Thema der Woche“ ins Auge: Wie der Mond unser Leben beeinflusst – Wie gefährlich wird der Blutmond für uns?
    Blutmond – hört sich für mich schwer nach Werwölfen an. Darum geht es in dem Text aber ganz und gar nicht. Der Bericht ist sehr esoterisch geschrieben, aber höchst interessant. Mondphasen beeinflussen uns Menschen genauso wie die Erde im Allgemeinen. Ebbe und Flut gehören zu den Faktoren, genauso wie der weibliche Zyklus, der sich auch an dem 28-Tage-Rhythmus des Mondes orientieren soll. Soweit noch sehr nachvollziehbar. Doch der nächste Vollmond, der kommen soll, wird zur Mondfinsternis werden. Durch die Atmosphäre wird der Mond dann für kurze Zeit rot aussehen, was schon in antiken Zeiten mit großen Festen oder auch Opferungen zelebriert wurde. Überall auf der Welt wurde versucht, die Götter in ihrer Wut (rot!) zu zähmen. Verschiedene Kulturen glauben noch immer an die große Macht und Energie, die der Blutmond den Menschen verleihen kann. „Wirhoffen, ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wird in dieser Nacht nichts Unheimliches passieren.“ sind die Abschlussworte des Berichts. Mein Bauchgefühl schreit mich förmlich an, ich kann es aber leider nicht zuordnen. Heißt das jetzt, dass ich in dieser Nacht gar kein Auge zutun werde?
    In fünf Tagen wird es soweit sein.
    Nachdem ich schon kurz eingenickt war, beschließe ich, ins Bett zu gehen. Einschlafen kann ich jedoch nicht. Ich wälze mich im Bett hin und her, schaue ständig auf die Uhr. Die Digitalanzeige zeigt Stunde um Stunde später. Ich muss irgendwann zwischen 2 und 3 Uhr morgens eingeschlafen sein. Dieses Mal träume ich von einem wunderschönen Sonnenuntergang. Der Horizont färbt sich im schönsten Abendrot, das langsam immer mehr dem Dunkel der Nacht weicht. Als die Sonne vollends verschwunden ist, taucht hinter mir der Mond auf. Es ist also wirklich Vollmond! Aber in der Zeitschrift stand doch das Datum, wie können die denn mit einem solchen Termin falsch liegen? Ich schaue mir den Mond lange Zeit an. Ich bin nachts schon lange nicht mehr dazu gekommen, den Erdtrabanten so ausgiebig zu betrachten. Mir scheint, als könne ich bis auf den Grund der Krater blicken, die den Mond schmücken. Ich habe das schöne Gefühl des Heimkommens. Ich stehe ewig so da und genieße es, aus der Ruhe, die mich umgibt, Kraft zu schöpfen. Ich atme tief die frische Nachtluft ein - und werde dann von meinem Wecker unsanft aus dem Schlaf gerissen.
    Der nächste Tag vergeht wie im Fluge, doch mir scheint, als habe ich aus der letzten Nachtunendliche Kraft geschöpft. Dinge, die mich normalerweise irgendwann aus der Haut fahren lassen (nervige Kunden, Kollegen usw.) prallen an mir ab. So blöd es klingen mag, ich freue mich schon auf die Nacht, wünsche mir, dass ich wieder den Mond sehen kann, nachdem er mir so viel Gutes getan hat. Und mein Wünschen wird erhört. Sogar noch unglaublicher als in der Nacht davor.
    Ich stehe wie Sterntaler unter dem Mond und strecke die Arme nach ihm aus. Ich trage sogar so ein kitschiges spitzenbesetztes halbdurchsichtiges langes Nachthemd (obwohl ich definitiv kein solches besitze!) Der Mond wirft mir aber keine Taler in mein zusammengerafftes Kleid. Doch es passiert etwas mit mir. Es ist nicht einfach zu beschreiben. Es fühlt sich an, als würde ein hauchfeiner Nebel auf mich herunter schweben. Wie früh am Morgen, wenn der Nebel versucht, den ersten Sonnenstrahlen stand zu halten. Nur fühlt sich das ganze nicht feucht oder nass an. Es fühlt sich gut an. Wie eine entspannende Massage, bei der die Energiezentren stimuliert werden und man danach Bäume ausreißen könnte. Doch dann ändert sich etwas. Der Mond verdunkelt sich erst an einer Seite. Dann wird er kleiner und kleiner, als würde man Bissen für Bissen von einem runden Keks abknabbern. Kaum ist er weg,
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