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Erben der Macht

Erben der Macht

Titel: Erben der Macht
Autoren: Mara Laue
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vergreifen.
    Tai’Samala geruhte endlich, von ihr intensiver Notiz zu nehmen und trat auf die Terrasse, und zwar vor den magischen Schutzschild. Noch eine Demütigung, die Reya zeigen sollte, dass Samala nicht die geringste Furcht empfand. Dazu gab es auch keinen Grund, denn Reyas Macht war verglichen mit der von Samala nicht mehr als ein Furz.
    „Sai agáne, Reya?“, fragte sie in der Sprache der Dämonen, was Reya hier wollte.
    Reya sank mit einem Knie zu Boden und beugte den Kopf in perfekter Demutshaltung. Obwohl sie auch das erniedrigend fand, war es dennoch nicht ganz so schlimm, denn vor Tai’Samala, so munkelten die unterweltlichen Informationskanäle bis in diese Welt hinein, hatten sogar die Mächtigsten aller Dämonen huldigend buchstäblich im Staub gelegen. Deshalb war vor ihr zu Kreuze zu kriechen, wie Gressyl es ausgedrückt hatte, gerade noch erträglich. Gressyl. Reya wünschte, dass er möglichst unglücklich würde, sich möglichst oft verliebte und möglichst vielen Frauen Unglück und Tod brachte. Mit einem tausendfach gebrochenen Herzen für ihn obendrein.
    „Ich will zurück in die Unterwelt“, quetschte sie mühsam hervor. „Aber nachdem das Eine Tor versiegelt wurde, kann ich“, die Worte erstickten sie fast, weshalb sie Mühe hatte, sie auszusprechen, „aus eigener Kraft nicht mehr dorthin gelangen. Deshalb“, die nächsten Worte fielen ihr noch schwerer, „frage ich dich, ob du mich zurückbringst.“
    Tai’Samala blickte sie kühl an. „Warum sollte ich das tun?“
    „Um mich los zu sein“, fauchte Reya. „Um sicherzustellen, dass ich nicht in dieser Welt bleibe, um deinen kostbaren Menschen zu schaden.“ Sie biss sich auf die Lippen. Das war ihr ungewollt herausgerutscht. Sie war es nicht gewohnt, die Bittstellerin zu sein. Aber sie sollte auf keinen Fall vergessen, dass Tai’Samala die letzte Person in den drei Welten war, die man verärgern sollte, selbst wenn man nichts von ihr wollte.
    Samala lachte. „Um das sicherzustellen, brauche ich dich nur zu töten. Oder dich auf ewig in eine Zwischendimension einsperren, aus der du niemals entkommen kannst.“
    Reya knurrte wütend. Für zwei Sekunden. Dann erinnerte sie sich daran, dass Wut gegenüber der Dämonin, von der sie etwas wollte, verdammt unangebracht war. Sie verbeugte sich tiefer und überwand auch noch den Rest ihres Stolzes.
    „Ich  … ich b-bitte dich darum.“
    Schweigen. Vielleicht fing sie es falsch an. Vielleicht sollte sie nicht an Samala als mächtige Dämonin appellieren, sondern den widerlich lichten Teil in ihr ansprechen: ihr Mitgefühl. Sie behandeln wie einen Menschen, wenn auch einen, der ihr an Macht überlegen war. So wie Maru es gewesen war, bevor der Idiot seine dämonische Hälfte und seine Magie komplett aufgegeben hatte.
    Reya kniete sich vollständig hin und presste die Stirn gegen den Boden. „Ich bitte dich, mir diesen einen Wunsch zu erfüllen. Als ich damals in diese Welt kam, wusste ich nicht, was mich erwartet. Hätte ich es gewusst, wäre ich in meiner Welt geblieben.“ Sie wagte es, den Blick zu heben und Samala in die Augen zu sehen. „Ich will nur endlich wieder nach Hause.“
    Dieses Geständnis hatte sie bereits ihre Stellung und ihre Macht in dieser Welt gekostet. Es vor Tai’Samala zu wiederholen, konnte die Sache nicht schlimmer machen. Aber vielleicht brachte es sie ans Ziel.
    Sie zuckte zusammen, als sie einen kurzen Kälteschock verspürte, dem ein Geruch folgte, der ihr vertraut war und den sie dennoch seit Jahrtausenden nicht mehr wahrgenommen hatte: der typische Geruch des Py’ashk’hu-Reiches. Sie lachte, breitete die Arme aus und sog die Luft tief in ihre Lungen. Sie war wieder zu Hause, in der kühlen Dunkelheit mit ihren magischen und profanen Strömungen, die ihr ihre volle Macht zurückgaben, die durch den langen Aufenthalt in der Menschenwelt teilweise abhandengekommen war. Es war ein herrliches Gefühl, diese Macht wieder wachsen zu spüren. Sie durchflutete sie wie reinigendes Feuer und entfachte in ihr magische Fähigkeiten, die sie auf ewig verloren geglaubt hatte.
    Ihre Erleichterung währte nur Sekunden. Wächterdämonen tauchten auf, packten sie und warfen sie einen Moment später vor dem Thron zu Boden, auf dem sie früher Hof gehalten hatte. Doch der war von einem anderen Dämon besetzt, der sie ungnädig und voller Verachtung anstarrte. Reya brauchte eine Weile, um sich an ihn zu erinnern. Sie sprang auf.
    „Kreynor. Runter von meinem
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