Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erben der Macht

Erben der Macht

Titel: Erben der Macht
Autoren: Mara Laue
Vom Netzwerk:
gemacht haben.“ Er blickte O’Hara fragend an.
    „Deshalb bin ich gekommen“, sagte Jenna. „Die beiden befinden sich in einem Haus aus roten Klinkern. Drei Stufen führen von der Straße über einen mit grauen Platten gepflasterten Weg zum Haus, neben denen der Rasen eines Vorgartens ist. Das Haus hat eine Veranda. Auf dem Rasen, der zum rechten Nachbarhaus gehört, liegt ein blauer Tretroller. Die Hausnummer ist 1638.“
    Travis blickte Wayne an. „Das ist Ms. Kelleys Haus in Denver. Der blaue Roller gehört der Tochter ihrer Nachbarin.“ Er wandte sich an Jenna. „Haben Sie zufällig eine Ahnung, wann sie dort sind?“
    „Morgen, Agent Halifax. Und wenn mich meine Vision nicht täuscht, werden sie ein paar Tage dort bleiben.“
    O’Hara nickte ihnen zu. „Machen Sie sich auf den Weg, meine Herren. Mit etwas Glück sind die beiden noch dort, wenn Sie ankommen.“
    „Schon unterwegs.“
    Wayne und Travis eilten hinaus und hörten noch, wie O’Hara telefonisch anordnete, den DOC-Jet zum sofortigen Start vorzubereiten. Auf dem Weg zum Flughafen betete Wayne stumm, dass sie diesmal endlich Glück hätten und nicht wieder zu spät kommen würden.
     
    *
     
    Reya starrte auf die Terrasse des Hauses 198 Cresthaven Drive in Cleveland, direkt am Eriesee und hasste, was sie tun musste. Aber daran führte kein Weg vorbei, wenn sie nicht in alle Ewigkeit in dieser furchtbaren Welt festsitzen wollte. Das Haus war die Residenz von Tai’Samala, der Königin der Unterwelt – der einzigen Dämonin, die ihr helfen konnte. Helfen! Allein der Gedanke, dass sie, Reyashai, seit Jahrtausenden Fürstin der Py’ashk’hu, Hilfe brauchte, verursachte ihr eine solche Wut, dass sie hasserfüllt knurrte. Am liebsten hätte sie diese ganze Welt zerstört, zuallererst aber den Verräter Gressyl genüsslich zu Tode gefoltert. Doch an den kam sie nicht mehr heran, und um die Welt zu zerstören, reichte ihre magische Macht nicht aus. Die von Tai’Samala schon.
    Auch die Tatsache, dass eine gerade mal 122 Jahre junge Dämonin, die ihr Leben als kleiner Sukkubus begonnen hatte, inzwischen so viel Macht besaß, dass sogar Luzifer ihr nichts mehr anzuhaben vermochte, stank Reya gewaltig. Zwar hatte auch sie sich im Laufe der knapp fünftausend Jahre ihrer Existenz eine größere Macht angeeignet, als die, mit der sie geboren worden war, aber mit Samalas Macht konnte sie sich nicht messen. Nicht mal im Entferntesten.
    Reya spürte Samalas Präsenz durch den magischen Schild hindurch, der das Anwesen umgab, ebenso die zweier Wächterdämonen, eines Werwolfs und dreier Kinder, die eine seltsame Mischung aus Dämon, Lichtwesen und Werwolf waren. Ihr wurde übel vor Ekel. Dass eine Dämonin wie Samala sich einen Werwolf als Haustier in ihrem Haus hielt, war schlimm genug. Dass sie offenbar auch noch seine Welpen zur Welt gebracht hatte, war unaussprechlich widerwärtig. Umso schlimmer empfand sie es, bei ausgerechnet dieser Dämonin vorstellig werden zu müssen.
    Dass man sie ebenfalls seit ihrem Auftauchen hier wahrgenommen hatte, erkannte sie nicht nur daran, dass die Wächterdämonen ihr eine magische Warnung entgegengeschleudert hatten, die das dämonische Äquivalent zu dem an manchen menschlichen Grundstücksgrenzen angebrachten Schild Vorsicht! Bissiger Hund! darstellte. Tai’Samala hatte ihr ebenfalls eine Warnung zukommen lassen in Form eines schmerzhaften Psi-Pfeils, eines magischen Blitzes ins Gehirn, dass Reya verschwinden solle. Eine bewusste Demütigung, keine Frage, denn es hatte sich garantiert schon bis zu Samala herumgesprochen, dass Reya zum Gespött der gesamten Dämonenwelt geworden war, weil sie in einem Anfall sehr berechtigter Wut eine Schwäche offenbart hatte, die selbst des niedrigsten aller Dämonen absolut unwürdig war.
    Was letztendlich bedeutete, dass sie nur zwei Möglichkeiten hatte: Sie konnte in dieser Welt bleiben, Menschen tyrannisieren und ihresgleichen möglichst weit aus dem Weg gehen; oder sie konnte in die Unterwelt zurückkehren und sich ihren alten Platz zurückerobern. Es zumindest versuchen.
    Hierzubleiben schied als Option aus. Sie ertrug diese Welt nicht mehr. Nicht einmal mit der Aussicht, Menschen nach Belieben zu quälen. Denn sie machte sich in diesem Punkt keine Illusionen. Tai’Samala mochte die Königin der Unterwelt sein, aber sie hielt trotzdem ihre Hand schützend über die Menschen und würde Reya sehr schnell das Handwerk legen, sollte sie sich allzu intensiv an ihnen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher