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Er trank das ewige Leben

Er trank das ewige Leben

Titel: Er trank das ewige Leben
Autoren: Jason Dark
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bot.
    Dort richtete er sich auf.
    Er war klein, zu klein für einen Mann. Und der Kopf paßte ebenfalls nicht zu ihm, denn im Vergleich zum Körper war er einfach zu groß. Mit ihm war er durch einen dünnen Hals verbunden, dessen Haut aussah wie dunkle Baumrinde.
    Mephisto bewegte seinen Kopf mal nach rechts, dann nach links. Er starrte in seine Umgebung hinein, als suchte er etwas Bestimmtes. Über die Buschgruppe konnte er nicht hinwegschauen, deshalb umging er sie, blieb stehen, bewegte wieder den großen Schädel, um in eine bestimmte Richtung zu schauen.
    Er bewegte sich nicht. Der Schatten des Busches fraß ihn auf. Hoch über seiner Gestalt war der Himmel aschdunkel, bedeckt von düsteren Wolken, die schichtweise übereinander lagen und sich kaum von der Stelle bewegten, weil kein Wind wehte.
    Hatte er für die Dauer einiger Sekunden bewegungslos dagestanden, so zuckte er plötzlich zusammen, und aus seinem Mund drang ein Jammern oder Heulen, das von einem Tierlaut kaum zu unterscheiden war. Ein jeder, der ihn nicht dabei beobachtet hätte, der hätte ihn wirklich für ein vierbeiniges Wesen halten können, aber er stand auf zwei Beinen, war jedoch trotz allem ein Mensch, der plötzlich von einem heftigen Zittern durchgeschüttelt wurde.
    Es war etwas passiert.
    Er spürte es.
    Er krümmte sich.
    Er riß die Hände gegen seinen Körper und preßte sie so hart vor den Magen, als wollte er seine Eingeweide zerquetschen.
    Es war wie verrückt. Die Schmerzen erwischten ihn wie einen Guß. Sie schüttelten ihn durch, sie machten ihn auch schwach, so daß es die Gestalt nicht mehr schaffte, sich auf den Beinen zu halten. Mephisto sackte in die Knie, pendelte noch nach vorn, schaffte es aber, sich im letzten Augenblick zu halten.
    So blieb er hocken. Sein Mund stand offen. Knurrende, aber auch wehleidige Laute drangen hervor. Heller Schleim quoll dabei aus seinem Mund.
    Der Schleim bildete Blasen, die zerplatzten und dann als lange Fäden über sein Kinn liefen. Ein Mensch hätte den Gestank wahrgenommen, er nicht.
    Er kniete noch immer.
    Bis plötzlich ein fürchterlicher Schrei aus seinem Mund drang, wobei er das Gefühl hatte, einen Stich in den Rücken zu bekommen, der ihn praktisch teilen wollte und umwarf.
    Er konnte sich auch nicht mehr halten, fiel lang auf das Gesicht und blieb im dichten Gras liegen. Zuckend, mit Armen und Beinen um sich schlagend. Er schlug seine Füße gegen das Erdreich, wobei dumpfe Laute erklangen.
    Zehn, fünfzehn Sekunden dauerte der Anfall, dann war er vorbei, und Mephisto lag still. Wie tot.
    Ausgelaugt, fertig…
    Aber er war nicht tot. Er lebte. Er war zwar gestorben, aber er lebte trotzdem, doch es gab Momente in seinem Dasein, wo er die Schmerzen spürte, und diesmal hatte es ihn erwischt.
    Zweimal sogar.
    Er knurrte.
    Es drang als böses Geräusch aus seiner Kehle, als er sich wieder aufrichtete, knien blieb, sich umschaute, aber nichts sah. Trotzdem wußte er Bescheid. Es war ihm sehr wohl klar, wo sich das Schreckliche abgespielt hatte. Er hatte nur gelitten, aber die anderen, seine Freunde, seine Helfer, die hatten ihr Leben verloren.
    Es gab sie nicht mehr. Seine Freunde, seine Diener waren ausradiert worden.
    Mephisto starrte auf seine Hände, als wollte er den Feind, der das getan hatte, erwürgen.
    Das war nicht so einfach. Er lebte nicht in der Nähe, aber Mephisto wußte, wo er ihn finden konnte. Noch in dieser Nacht würde er zu ihm gehen, das stand fest.
    Aber wieso? Wer war so stark, daß er seine treuen Dienerinnen vernichten konnte?
    Negru?
    Es gab keine andere Möglichkeit. Er hatte es gewußt, und er war nicht geflohen, sondern hatte gehandelt.
    Es ging Mephisto besser. Den Tod seiner beiden Helferinnen hatte er verdaut. Da es noch lange dunkel blieb, wollte er auch Abschied von ihnen nehmen und machte sich auf den Weg zum Ziel. Er wußte nicht genau, wo er sie finden konnte. In den letzten Tagen hatte er hin und wieder mit ihnen gelitten, wenn er in der Weite des Deltas unterwegs gewesen und nach neuen Opfern suchte.
    Da hatte er gespürt, wie sehr sie in Schwierigkeiten geraten waren. Daß sich jemand gegen sie gestellt haben mußte, um sie grausam zu quälen.
    Mephisto hatte seine Vorstellungen, letztendlich aber war es ihm egal. Er wollte nur Rache.
    Mit langen Schritten eilte er durch die Dunkelheit. Er ging nicht normal, sondern hüpfte über den Boden, was er auch nicht freiwillig tat, denn sein linkes Bein war kürzer als das rechte. So wirkte er wie
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