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Er trank das ewige Leben

Er trank das ewige Leben

Titel: Er trank das ewige Leben
Autoren: Jason Dark
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klein.
    Und die Luft war hier oben stickig und kaum zu atmen.
    Marek führte seinen Freund auf eine Liege zu.
    Negru ließ sich fallen und legte sich auf den Rücken. Er schaute zu Marek hoch, seine Lippen zuckten dabei. »Willst du dich nicht hier neben mich legen?« flüsterte er mit schwerer Stimme.
    »Nein, laß mal gut sein.«
    »Aber du mußt doch auch schlafen.«
    »Sicher. Nur mache ich das unten.«
    »Ach so. Bleibst du denn?«
    »So lange, wie du mich brauchst. – Schlaf gut, alter Freund. Morgen sehen wir weiter.«
    »Ja, dann müssen wir Constanza und Marina begraben.«
    »Machen wir.« Marek war schon an der Tür und zog sich zurück. Die Lampe hatte er mitgenommen. Er brauchte sie auch, wenn er im Dunkeln nicht stolpern wollte. Der Pfähler ließ die schmale und auch steile Stiege hinter sich. Die Luft war unten ein wenig besser. Von draußen her drang die drückende Feuchtigkeit des Sumpfes und des Wassers herein. Marek klebten die Sachen am Körper. Er sehnte sich nach einem Bad, zumindest nach Wasser. Er fand eine schmale Tür, die in einen kleinen Raum führte, wo eine Toilette untergebracht war. Ein sogenannter Donnerbalken. Man hockte auf einem Holzgestell, und dann landete alles in der Tiefe. Aber ein Waschbecken war da, so konnte er sich die Hände waschen.
    Auch Marek wollte sich ausruhen. Er wußte aber nicht, ob er Schlaf finden würde. Ein Bett gab es hier unten nicht, auf den Stuhl wollte er sich nicht setzen, fand aber in der alten Truhe an der Wand noch ein Kissen und eine Decke.
    Beides breitete er auf dem Boden aus und legte sich nieder. Es war noch nicht sehr spät, aber schon totenstill. Es dudelte kein Radio, es lärmten keine Kinder, nur Tiere waren zu vernehmen. Marek störte es nicht. Er schlief bald ein. Den rechten Arm hatte er dabei angewinkelt, die Hand hielt den Pfahl umklammert. Wer ihn so sah, mußte den Eindruck gewinnen, daß er jeden Augenblick aufspringen und kämpfen wollte.
    Aber auch ein Frantisek Marek brauchte Schlaf…
    ***
    Die unheimliche Gestalt kroch durch die feuchte Rinne, in der es nach Abwasser stank. Es war ein Mensch, obwohl er sich bewegte wie ein Tier, aber die Tiere, die in seine Nähe gerieten, nahmen vor ihm Reißaus, denn sie spürten, daß sich etwas unsagbar Böses in ihr Gebiet verirrt hatte. Das störte die Gestalt nicht, denn diese Rinne war für sie wichtig, sie schützte ihn vor neugierigen Blicken und war an manchen Stellen oberhalb so stark zugewuchert, daß sie einen regelrechten Tunnel bildete. Ein besseres Versteck konnte es für ihn nicht geben.
    In dieser Nacht hatte er es eilig. Er wußte, daß etwas passiert war, etwas Unvorhergesehenes, und er hatte es nicht verhindern können. In seinem Hirn tobten keine Gedanken. Er ließ sich einzig und allein von seinen Gefühlen leiten und erreichte sehr bald die Stelle in dem feuchten Graben, von der aus er ins Freie klettern konnte.
    Er war vorsichtig wie immer.
    Zwei Arme schoben sich am Innenrand des Grabens in die Höhe. Hände tasteten über die weiche Erde. Finger mit langen Krummnägeln wühlten sich in das Erdreich, damit der in die Höhe gleitende Körper Halt fand.
    Dann schaute das Gesicht hervor.
    Aber welch ein Gesicht!
    Es verdiente den Namen nicht. Es sah schaurig und schlimm aus. Die Haut war weiß und grau, als wäre sie mit Asche gepudert worden. Das Haar wuchs dunkel auf seinem Kopf und hatte einen violetten Schimmer bekommen. Eine sehr breite Stirn stand über den Augen, die dermaßen tief in den Höhlen lagen, daß von ihnen so gut wie nichts zu sehen war.
    Man hatte sie in den Schatten begraben. Aber die Nase stach hervor.
    Kräftig, am Stirnansatz schmaler und zum Ende hin breiter werdend.
    Darunter wuchs ein ebenfalls breites Stück Haut, das sogar die Oberlippe bedeckte, dafür aber die Unterlippe freiließ, weil sie sich nach vorn geschoben hatte.
    Und aus ihr hervor stachen, leicht nach innen gekrümmt, zwei lange, gebogene Zähne, weiß wie Knochen und sehr spitz. Sie wuchsen zudem seitlich weg, als wollten sie die Ränder der Nasenlöcher erreichen, aber so weit reichten sie nicht.
    Ein menschliches Gesicht?
    Ja und nein.
    Es hätte auch zu einem wilden Tier gehören können, dessen Augen in tiefen Schatten lagen. Wo nicht mal ein leichtes Schimmern, Glühen oder Blinken verriet, daß sie überhaupt vorhanden waren.
    Mephisto kletterte aus dem Graben. Noch immer tief geduckt, schlängelte er sich weiter, bis er eine Buschgruppe erreichte, die ihm Schutz
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