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Er trank das ewige Leben

Er trank das ewige Leben

Titel: Er trank das ewige Leben
Autoren: Jason Dark
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der Narr Rigoletto in der gleichnamigen Oper, nur war er gefährlicher.
    Gefahr drohte ihm nicht. Er hätte sie auch sehr bald gespürt, wenn ein Mensch in seine Nähe gekommen wäre. Er liebte den Herzschlag der zweibeinigen Kreaturen. Wenn er ihn hörte, wenn er in seinen Ohren dröhnte, dann geriet er in einen Blutrausch, aus dem es kaum einen Ausweg gab, es sei durch den Biß. Durch das Reißen der Beute, so wie ein Raubtier es tat.
    Er war Mephisto, er war der Teufel, und er würde bald wieder der große Mephisto sein.
    Nicht mehr lange, dann ging es los…
    Er hatte das ewige Leben getrunken, seine Dienerinnen hatten es ebenfalls getan, doch sie lebten nicht mehr. Sie waren vernichtet. Sie würden nie mehr auf Blutjagd gehen. Vorbei, alles war vorbei.
    Mephisto kürzte ab. Er lief durch flaches Wasser, das bei jedem Tritt in die Höhe spritzte. Es macht ihm nichts aus, er stand darüber, er spürte die Nässe nicht, er eilte nur weiter, um so schnell wie möglich die beiden zu sehen.
    Und er fand sie.
    Er sah sie als Schatten, und er ging noch nicht nahe an beide heran. Er war vorsichtig, mußte zuerst das Terrain sondieren, ob nicht irgendwo Feinde lauerten, aber das war nicht der Fall.
    Es war kein richtiger Wald, in dem sie steckten.
    Einige Bäume nur standen dicht beisammen. Sie bildeten mehr eine Insel in dieser ansonsten offenen Landschaft, über die ein leichter Nachtwind strich und den Geruch der Verwesung und Fäulnis nie abreißen ließ.
    Mephisto mochte diesen Gestank und marschierte auf die beiden reglosen Körper zu.
    Er stellte sich ebenso zwischen sie, wie Marek zwischen ihnen gestanden hatte.
    Er schaute in die Gesichter und sah die Schrecken darin. Er sah auch die schrecklichen Wunden in den Körpern und nahm das wahr, was durch den Gegendruck aus ihnen herausgeflossen war.
    Mephisto knurrte wie ein Tier, als er zurückging. Er wußte nicht, wie er seinen Haß kanalisieren sollte. Er hätte am liebsten um sich geschlagen und durchgedreht, statt dessen aber blieb er ruhig. Sehr ruhig sogar.
    Diese Ruhe war gefährlich, zumindest bei ihm, denn in ihm glomm etwas auf, was auch in den Augen zu sehen war.
    Das heißt, es schimmerte tief in den Höhlen, denn normale Augen waren noch immer nicht zu sehen.
    Rote Punkte, ein Feuer. Grausam, gefährlich, der Haß hatte es geschürt.
    Er wußte auch, wem er die Vernichtung seiner Dienerinnen zu verdanken hatte.
    Es gab nur einen.
    Und das war der eigene Vater!
    Mephisto legte den Kopf in den Nacken und schaute zum Himmel.
    Die Wolken waren nicht mehr so dicht. Sie wirkten gläsern, und hinter ihnen stand ein blasser Mond.
    In dieser Nacht sollte es nicht bei zwei Toten bleiben. Er würde für einen dritten sorgen, das war er seinen beiden Dienerinnen schuldig…
    ***
    Es hatte lange gedauert, bis auch Frantisek Marek die Augen zugefallen waren, dann aber hatte ihn der Schlaf übermannt. Da war die Erschöpfung einfach zu groß gewesen, und er kam sich vor wie jemand, der einfach wegtauchte.
    Tief in den Tunnel, in die Schwärze, die Lichtlosigkeit, aus der es so leicht kein Erwachen gab. Erst dann, wenn die Erschöpfung vorbei war und der Tag graute.
    So hätte es sein müssen, aber so war es nicht. Denn Marek erwachte.
    Nicht plötzlich, es zog sich etwas hin. Unsichtbare Hände schienen ihn wieder aus der Tiefe wegzudrücken. Dennoch lagen schwere Gewichte auf seinem Körper. Er hörte jemanden stöhnen, und es dauerte eine Weile, bis ihm auffiel, daß er es gewesen war.
    Warum? Er öffnete die Augen.
    Marek wußte zuerst nicht, wo er war. Er konnte kaum etwas erkennen, denn die Umgebung war eingetaucht in die Finsternis. War es eine Decke über ihm, waren es Wolken, die nicht bewegt wurden?
    Die Wärme hatte für den Schweißausbruch gesorgt. Seine Sachen klebten am Körper, und nur allmählich verschwand der Druck von seiner Brust. Marek kam mit sich selbst wieder zurecht. Er wußte plötzlich, wo er sich befand, und er merkte auch, daß er mit der rechten Hand den Eichenpfahl umfaßt hielt.
    Der Schweiß seiner Haut hatte sich in das Holz hineingefressen und es feucht gemacht. Er ließ den Pfahl los. Die Hand rutschte über seinen Körper hinweg und blieb auf dem Boden liegen.
    Marek war zwar wach, erfrischt hatte ihn der Schlaf jedoch nicht. Matt, verloren und ausgelaugt fühlte er sich. Er kam sich vor, als hätte man ihm einen Teil seiner Kraft genommen.
    Aber er war wach geworden, und das sicherlich nicht ohne Grund. Es mußte etwas geschehen
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