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Er lockte mit dem Jenseits

Er lockte mit dem Jenseits

Titel: Er lockte mit dem Jenseits
Autoren: Jason Dark
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dass der Unbekannte von dort kommen würde. Er war für mich zu sehen, aber ich konnte nicht in ihn hineinschauen, weil mir Bäume und Buschwerk die Sicht nahmen. Nur die Spitze eines kleinen Kapellenturms fiel mir auf, das war auch alles.
    Ich ging weiterhin auf und ab. Es war zwar dunkel, aber die Sicht war klar, sodass ich relativ weit schauen konnte. Ich würde schon früh genug merken, wenn jemand kam.
    Lichter huschten hinter dem Buschwall vorbei. Kein Autofahrer kam auf die Idee, die Stichstraße zum Friedhof zu benutzen, aber allein blieb ich auch nicht, denn ich hörte plötzlich Stimmen. Es war schwer auszumachen, aus welcher Richtung sie kamen. Leicht verunsichert drehte ich mich um die eigene Achse, tippte dabei auf den Friedhof und hatte tatsächlich Glück.
    Von dort kamen die Gestalten, wobei hin und wieder der Lichtschein einer Taschenlampe durch die Dunkelheit glitt.
    Ich glaubte nicht daran, dass ich dort den Mann finden würde, der sich mit mir treffen wollte, aber meine Neugierde war geweckt worden, und so ging ich den Stimmen entgegen.
    »Reiß dich zusammen. Wir bringen dich zu einem Arzt! Ganz bestimmt. Es dauert nicht lange. Das Auto wird bereits geholt.«
    Ich runzelte die Stirn. Sehr positiv hörte sich das nicht an. Wenn jemand zu einem Arzt gebracht wurde, dann musste etwas passiert sein. Den Weg zu den Stimmen fand ich schnell, indem ich dem zuckenden Lichtschein folgte.
    Als ich den Bereich der alten Haltestelle verlassen hatte, musste ich nur wenige Schritte gehen, um die kleine Gruppe zu erreichen. Es waren drei junge Menschen, die dunkle Kleidung und die Haarschnitte deuteten auf Leute aus der Gothic-Szene hin.
    Sie blieben stehen, als sie mich sahen. Ein Mädchen war auch dabei. Ich hörte es an ihrem Schrei. Sie und ein junger Mann hatten einen anderen Jungen in ihre Mitte genommen und stützten ihn ab, damit er überhaupt gehen konnte. Aus eigener Kraft hätte er das nicht geschafft.
    »Keine Panik«, sagte ich und hob meine Hände, um die friedliche Absicht zu demonstrieren. »Ich bin kein Kontrolleur und will auch nichts von euch. Höchstens ein paar Fragen stellen.«
    »Hau ab!«
    »Nein.«
    »Hau ab!«, keifte das Mädchen.
    Ich blieb stur und deutete auf den jungen Mann, den sie festhielten. Er jammerte vor sich hin. Er hielt den Kopf gesenkt und starrte auf den Boden.
    »Was ist los mit ihm? Ist er verletzt!«
    »Es geht dich einen Scheißdreck an!«, schrie das Mädchen. Die Kleine war fertig. Sie schüttelte den Kopf, schluchzte dabei und konnte sich kaum beherrschen.
    »Was hat sie?«, fragte ich mit ruhiger Stimme.
    Ihr Freund gab mir eine Antwort. »Sie ist fertig. Sie ist alle. Sie ist einfach platt.«
    »Warum?«
    »Das ist unsere Sache.«
    »Aber er ist verletzt oder am Ende seiner Kräfte. Das sehe ich doch. Was ist euch widerfahren?«
    Die junge Frau hatte sich wieder beruhigt. Sie weinte nur noch. Selbst bei dieser schlechten Sicht war zu sehen, wie das Tränenwasser die Schminke davonschwemmte. Sie rann in dunklen Streifen an der hellen Haut der Wangen entlang. Ansonsten war nur ein Schluchzen zu hören.
    »Darf ich mir euren Freund mal genauer anschauen?«, fragte ich.
    Der Junge nickte.
    Es war etwas mit dem Gesicht, das wusste ich schon, und deshalb legte ich zwei Finger unter das Kinn und hob den Kopf an, damit ich alles sah.
    Der Anblick traf mich wie ein Stich!
    Das Gesicht des Jungen war verbrannt. Die Haut löste sich bereits und bildete kleine Klumpen. Ich leuchtete ihn mit meiner Lampe an und stellte nun fest, dass es kein normales Feuer gewesen sein konnte, das ihn so zugerichtet hatte. Die Haut war auf eine ungewöhnliche Art und Weise gerötet und nicht geschwärzt.
    »Wie ist das passiert?«, fragte ich leise.
    »Es war ein Unfall«, sagte das Mädchen.
    »Das glaube ich nicht.«
    »Es ist mir scheißegal, was du glaubst. Das geht mir echt am Arsch vorbei, Mann.«
    »Du solltest nicht so reden«, erklärte ich. »Ich möchte nur helfen.«
    Sie fing an zu lachen und schüttelte wild den Kopf, sodass ihre pechschwarze Mähne von einer Seite zur anderen flog. »Wie willst du uns denn helfen, Alter?«
    »Indem du erst mal deinen Mund hältst. Ich stehe schließlich nicht grundlos hier.«
    Der letzte Satz sorgte dafür, dass sie beide anfingen, nachzudenken. Das Mädchen stimmte schließlich zu. »Erzähl du die ganze Sache, Timmy.«
    Timmy war keiner, der sich kurz fassen konnte. Er sprach zunächst von ihrem nächtlichen Spaziergang auf dem Friedhof und
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