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Er lockte mit dem Jenseits

Er lockte mit dem Jenseits

Titel: Er lockte mit dem Jenseits
Autoren: Jason Dark
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denn zu einer anderen Lösung kam sie nicht.
    Die Luft kam ihr immer schlechter vor. Es war so stickig zwischen den Wänden. Der Schweiß bedeckte jeden Zentimeter ihrer Haut. Er lag als kalte Schicht auf dem Körper. Sie sehnte sich nach einer Dusche, aber sie traute sich nicht aufzustehen.
    Barbara Evans atmete schwer. Manchmal hörte sie Geräusche aus den unteren Etagen, die allerdings nichts mit ihr zu tun hatten. Sie waren da und verklangen auch wieder schnell.
    Das Schlafzimmer wurde für Barbara immer mehr zur Zelle. Die Wände rückten zwar nicht in Wirklichkeit zusammen, aber sie hatte durchaus das Gefühl, dass es so war. Alles war zu eng geworden. Ihr gesamtes Dasein war in eine Klammer gepresst worden.
    Die schrägen Wände schienen noch tiefer gesackt zu sein, um ihr die Luft zu nehmen.
    Irgendwie fühlte sie sich ausgelaugt. Sie war fertig. Einfach zu schwach, aber das Wissen um den Besuch sorgte für ein inneres Chaos. Der schmale Schrank an der Seite kam ihr plötzlich bedrohlich vor. Sie wollte auch kein Licht machen und lauschte dem Summen einiger Mücken, die durch das offene Fenster geflogen waren und sich jetzt auf die Suche nach dem Blut eines Menschen machten.
    Das Liegen war ihr mit einem Mal unbequem.
    Mit einem plötzlichen Ruck stemmte sie sich hoch. Sie wunderte sich selbst über ihre Reaktion, aber sie blieb sitzen und verspürte nicht mehr den Drang, sich hinzulegen.
    Das dünne T-Shirt klebte ihr am Körper. Die kurzen strähnigen Haare waren ebenfalls durchgeschwitzt. Ihr Herz schlug nicht mehr normal, sondern viel schneller. Ein unsteter Blick hatte sich in ihre Augen eingenistet.
    Sie bewegte den Kopf, strich das Haar zurück. Alles normale Bewegungen, die sie in diesen Augenblicken nur noch träge durchführte. Die kurze helle Hose reichte ihr bis zu den Knien. Sie trug keine Strümpfe.
    Barbara Evans stand auf. Sie schwang den Körper nach rechts. Dort standen ihre Schuhe. Sandalen, in die sie hineinschlüpfte. Die Tür zum zweiten Zimmer ihrer Wohnung stand offen. Dort waren Küche und Wohnzimmer in einem Raum untergebracht.
    Sie bewegte sich träge. Alles lief viel langsamer ab, und sie schaute nach unten gegen den Nachttisch, auf dem das Messer mit der breiten scharfen Klinge lag.
    Sie brauchte es nur in die Hand zu nehmen, aber sie fürchtete sich plötzlich davor. Angst vor der eigenen Courage, und noch war niemand vorhanden, den sie als Gegner einstufen konnte.
    Barbara ging in das andere Zimmer, um etwas zu trinken. Das Wasser stand im kleinen Kühlschrank. Sie holte eine Flasche hervor, öffnete sie und ließ sich die Flüssigkeit in die Kehle rinnen, wobei zugleich dünnen Schweißbäche unter dem Kinn an ihrem Hals nach unten flössen.
    Das war alles so furchtbar. Ihr Leben war auf den Kopf gestellt worden. Jetzt regierte die Angst, und sie merkte, dass sie innerlich immer mehr zitterte.
    Zurück in das kleine Schlafzimmer. Es waren nur ein paar Schritte. Die Flasche mit dem Wasser nahm sie mit. In der grauen Dunkelheit bewegte sie sich wie ein Schatten. Sie glitt über die Schwelle hinweg, und ihr erster Blick galt dem Nachttisch.
    Das Messer war weg!
    ***
    Es waren Augenblicke voller Panik, die Barbara Evans erlebte. Aber der Sturm tobte nur in ihrem Innern, nach außen verhielt sie sich sehr ruhig. Zu ruhig vielleicht, denn sie schaffte es nicht mehr, den schon zum Schrei geöffneten Mund zu schließen.
    Er war da!
    Ja, der Tod war zu ihr gekommen. Nur hatte er sie nicht gefunden, weil sie nicht im Zimmer gewesen war. Dafür hatte er ihr bewiesen, wozu er fähig war.
    Als sie mit diesen Gedanken abgeschlossen hatte, bewegte sie hektisch den Kopf. Sie schaute sich so gut wie möglich um und suchte nach einem Hinweis darauf, den der Tod vielleicht hinterlassen hatte. Er war sicherlich nicht als Geist erschienen.
    Wo war die Waffe?
    Der Gedanke verließ sie, als sie einen Blick auf das Fenster warf, denn dort war alles anders.
    Es war nicht geschlossen, Barbara schaute hindurch – und sah die Gestalt auf dem Dach.
    Ihr stockte der Atem. Sie spürte einen plötzlichen Schwindel, ihre Beine zitterten, die Knie wurden weich, denn auf dem Dach stand derjenige, der sie holen wollte.
    Der Tod!
    ***
    Barbara Evans wusste nicht mehr, was sie noch tun sollte. Der Anblick hatte sie geschockt und starr werden lassen. Okay, sie hatte darüber nachgedacht, wie der Tod wohl aussah und in welch einer Verkleidung er bei ihr erscheinen würde, aber diese Gestalt war ihr schon suspekt.
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