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Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)

Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)

Titel: Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)
Autoren: Katarina Bredow
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spüre die Schmerzsäule im Nacken aufsteigen wie das Quecksilber in einem Thermometer.
    »Wieso trefft ihr euch eigentlich immer wieder, wenn ihr doch nur nach einer Gelegenheit sucht, aufeinander rumzuhacken?«, frage ich. »Wenn ihr nicht sofort aufhört, fahre ich nach Hause!«
    Mama erhebt sich von ihrem Platz. »Wir sollten wohl besser nach Hause fahren, da wir ganz offensichtlich nicht erwünscht sind.«
    »Das hat überhaupt niemand gesagt«, sagt Papa.
    »Man muss nicht alles sagen«, sagt Mama. »Komm, Edwin!«
    Edwin zuckt mit den Schultern und steht ebenfalls auf. Ich schaue ihn an und erkenne den Kleinen-Bruder-Blick in dem fast erwachsenen Gesicht.
    »Du kommst doch hoffentlich bald mal vorbei und guckst dir meine Wohnung an?«, sage ich.
    »Okay.«
    »Bis dann.«
    Er nickt kurz. Dann umarmt er Papa. Das passiert so schnell und ist so schnell vorbei, dass Papa die Umarmung kaum erwidern kann. Mama zieht ihre Kostümjacke an und fährt sich durchs Haar.
    »Dank für Speis und Trank«, sagt sie.
    Papa sagt nichts.
    »Der Apfelkuchen war echt lecker«, versuche ich die Situation noch irgendwie zu retten.
    Ich überlege, ob ich mich noch mal für das Salatbesteck bedanken soll, beschließe aber, das Thema Geburtstagsgeschenke nicht noch einmal zur Sprache zu bringen. Mama legt ihre Hände auf meine Schultern und küsst mich auf die Wange.
    »Pass auf dich auf, mein Mädchen, und feier noch schön! Ich freu mich so für dich, dass du jetzt eine eigene Wohnung hast. Melde dich, wenn du irgendetwas brauchst.«
    Ich nicke. »Danke. Mach ich.«
    Eine Minute später setzt Mama rückwärts aus der Einfahrt, mit Edwin neben sich.
    Papa legt einen Arm um meine Schulter. »Da fahren sie.«
    »Ich wusste, dass sie sauer sein würde wegen der Kamera«, sage ich. »Warum hast du mich gezwungen, sie zu zeigen?«
    »Ich hab dich doch nicht gezwungen!«
    »Doch, hast du! Ich konnte mich ja wohl kaum weigern, nachdem du rausposaunt hattest, dass du sie mir geschenkt hast.«
    »Ist das so schwer zu verstehen, dass ich dir auch mal was Besonderes schenken will?«
    »Nein … das will ich damit auch nicht sagen.«
    Er lächelt mich an. »Es hat mir gut gefallen, ausnahmsweise mal sie auflaufen zu lassen. Was das angeht, muss ich ihr recht geben.«
    Er sieht mich ein paar Sekunden lang an und streicht mir dann sanft eine Strähne aus der Stirn. »Aber das war wirklich nicht der Grund, weshalb ich dir die Kamera geschenkt habe! Das war nur der kleine Bonus.«
    Ich nicke. »Wenn du’s sagst.«
    Ich finde in Papas Badezimmerschrank ein Röhrchen Kopfschmerztabletten und schüttele zwei Tabletten heraus, fülle den Zahnputzbecher mit Wasser und lass sie hineinfallen, betrachte mich im Spiegel, während sie sich auflösen. Die Haare reichen mir fast wieder bis auf die Schultern. Ich muss Markus bitten, dass er sie mir wieder mal schneidet. Er ist nicht unbedingt ein Meisterfriseur, aber bei meiner Naturkrause sieht man nicht, wenn er hier oder da einen Zacken reinschneidet. Viel verkehrt machen kann man da nicht. Alle, die glatte Haare haben, können sich nicht vorstellen, wie nervig Locken sind. Und meine Locken hängen nicht zusammen, sondern stehen in wilden Korkenziehern in alle Himmelsrichtungen vom Kopf ab.
    Na ja, es ist, wie es ist. Man muss sich mit seinem Aussehen nun mal abfinden. Davon abgesehen bin ich eigentlich ganz zufrieden mit mir. Und seit Rosie gesagt hat, dass meine Augen die Farbe von Aquamarin haben, bin ich noch zufriedener, zumindest mit meinen Augen. Die Iris ist deutlich von einem dunkelgrauen Ring umgeben. Bleieingefasste Aquamarine. Nicht schlecht. Fast ein bisschen exotisch.
    Ich nehme Papas Zahnputzbecher und trinke die bittere Mischung. Danach gehe ich zurück auf die Terrasse, wo Papa uns einen Kaffee eingeschenkt hat. Es ist schön, mit ihm dort zu sitzen und zu plaudern, und als ich eine Stunde später mit meinen Geschenken in einer Plastiktüte nach Hause radele, bin ich gar nicht mehr so niedergeschlagen.

Der Sonntag ist ruhig.
    Den Vormittag verbringe ich damit, die Wohnung weiter einzuräumen. Es wird immer gemütlicher. Ein paar Bilder finden ihren Platz, und es gelingt mir, das größte Chaos im Kleiderschrank zu beseitigen. Das Zimmer ist nicht viereckig wie die meisten Zimmer, sondern voller Nischen und Winkel. Das ist hübsch, aber nicht ganz einfach einzurichten. Zwischen dem Sofa und dem Computertisch ist ein merkwürdiger Mauervorsprung, von dem ich noch nicht so recht weiß, wie ich
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