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Equinox

Equinox

Titel: Equinox
Autoren: Jörg Juretzka
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zugedröhnt im Morgenmantel, um es knapp zu schildern - wieder aufgenommen hatte, reagierte etwas panisch. Da machten sie ihm ein Angebot: Er solle ihre Restbestände aufkaufen. Eine Menge Restbestände. Zu äußerst günstigen Konditionen.
    »Und ich sag noch«, sagte ich zu Jochen und schnorchelte auch die zweite Linie ab, »Scuzzi, sag ich, lass die Finger davon. Das klingt für mich nach dem klassischen Beschiss. Doch hört er, der gierige kleine Lump? Nein.«
    Zum Austausch verabredeten sie sich an einem öffentlichen Ort - Burger King -, wenn auch, wie ich bemäkelte, keine Minute von der Autobahn entfernt.
    >Soll ich nicht mit?<, habe ich gefragt, doch Scuzzi meinte, je weniger Leute, desto weniger Aufsehen. Auch von den Albanern wolle nur einer kommen. Hatten sie gesagt.
    »Sie kamen zu zweit«, sagte ich zu Jochen, verstaute den Beutel wieder im Tiefkühlfach und holte die Zigarrenkiste aus der Gemüsebox. Rauchen, dachte ich. Jetzt rauchen. »Und der eine, der Große, legte Scuzzi den Arm ganz freundschaftlich um die Schulter und hielt unseren Freund Pierfrancesco damit ganz freundschaftlich auf seinem Sitz fest und machte Small Talk auf Albanisch, bis der andere mit dem Geld aus der Türe war.«
    Ein Teil davon geliehen, das Geld. Viel Geld obendrein, sehr viel Geld. Für einen Sack Katzenstreu. Den hatten sie ihm dagelassen, unterm Tisch.
    »Hab ich dann übernommen, den Sack«, erinnerte ich mich und paffte eine Cohiba zur Glut. »Scuzzi hat ja keine Katze. Und was macht meine? Scheißt mir in den Topf mit der Yucca-Palme, das Aas. Passte ihr nicht, die neue Marke. Genau wie mit dem Trockenfutter aus’m Sonderangebot. Zehn Kilo von dem Zeugs habe ich wegschmeißen müssen, weil sie es partout nicht fressen wollte. Dabei habe ich mit allen Methoden versucht, es ihr doch noch anzudrehen. Aber nein, du kannst dir nicht vorstellen, was das für Dickschädel sein können, diese kleinen Biester. Doch«, fiel mir auf, »ich drifte ab.«
    >Hilf mir<, sagte Scuzzi zu mir. Also habe ich angefangen zu recherchieren. Wie war Scuzzi überhaupt an diese Gestalten geraten? Wer hatte den Kontakt vermittelt? We immer bei diesen Drogengeschichten ging alles um drei oder vier Ecken, aber wozu ist man Detektiv. Ich bekam also raus, um die üblichen drei oder vier Ecken, wer die Typen waren, wo sie wohnten. Eine ganze Sippschaft, natürlich. Operierten von einer Villa aus, fast schon ein Schlösschen. Mit Videoüberwachung innen und außen, mit frei laufenden Wachhunden im Park und der ganzen verdammten Familie über die ganze verdammte Hütte verteilt. Da heimlich einsteigen zu wollen wäre Selbstmord gewesen.
    »Also bin ich hingegangen«, sagte ich zu Jochen und versuchte mich an einem Rauchring, »und habe ihnen die Polizei auf den Hals gehetzt.« Das Ergebnis war ein Teilerfolg, wenn man so will: Rauch ja, Ring nein. »In meiner Eigenschaft als privater Ermittler wäre mir zu Ohren gekommen und so weiter. Wie sich herausstellte, hatten die Bullen schon selber ein Auge auf die Sippe geworfen, und mein Hinweis brachte den Stein ins Rollen. Doch irgendjemand - und bitte sieh mich nicht so an, Jochen -, irgendjemand also muss die Albaner vorgewarnt haben, denn als die Hundertschaft vorne vorfahrt, seilen sich praktisch zeitgleich zwei Mann hinten durch das Gartentor ab, wuchten zwei Taschen in den Kofferraum eines unauffällig geparkten dicken Benz und brausen davon. Richtung Belgien. An einer Raststätte geht der eine kacken, während der andere tankt. Als der erste nicht vom Klo zurückkommt, weil jemand sein Scheißhaustürschloss von außen mit Sekundenkleber eingeschmiert hat, geht der andere nachsehen und gibt damit ihrem diskreten Verfolger Gelegenheit, dem Kofferraum ihres Wagens mit einem kurzen Brecheisen zu Leibe zu rücken, in aller Hast die Reisetaschen in seinen alten Toyota umzuladen, dem Benz mit der Zange ein Reifenventil rauszurupfen und schließlich den Toyota unter dem Jubel der Reifen in den Sonnenuntergang hinein zu beschleunigen.«
    Machen einen trockenen Hals, so Zigarren. Jochens Portwein war Gott sei Dank alle, also sprang ich auf die Füße und steckte meinen Kopf erneut in den Kühlschrank. Beck’s? Warum nicht.
    »Zwei Reisetaschen voll Drogen«, erinnerte ich mich, ein wenig träumerisch, klopfte den Kronkorken an der Tischkante ab und setzte die Bierflasche an. »Daff einfig Bwöde«, sprach ich am Hals der Flasche entlang, bevor ich sie wieder absetzte - leer -, »war, dass sich meine
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