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Ephraim Kishon fur Manager

Ephraim Kishon fur Manager

Titel: Ephraim Kishon fur Manager
Autoren: Ephraim Kishon
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Moment lang saß er regungslos da, erstarrte wie der Preisindex, dann schlug er mit der Faust auf die Schreibtischplatte:
    »Verdammt noch mal! Und das sagen Sie mir erst jetzt, kurz vor Feieiabend?«
    »Wir haben alle bis zur letzten Minute gehofft, daß irgendein Preis steigen würde«, wand sich der Kabinettchef. Der Minister hob mit zittriger Hand den Telefonhörer ab. »Hallo, Handelsministerium? Was ist mit den Zigaretten?« »Wir bedauern«, wurde ihm bedeutet, »die Erhöhungen kommen immer am Wochenende.« »Was ist mit dem Salz?« »Morgen.« »Kartoffeln?«
    »Wurden vorgestern erhöht.«
    » Hühneraugenpflaster ?« »Vor fünf Tagen.«
    »Schwimmunterricht? «
    Der Minister wartete die Antwort gar nicht mehr ab. In panischem Schrecken sah er auf die Uhr und schrie: »Nur noch eine halbe Stunde Zeit!«
    Er stürzte aus dem Haus, warf sich in seinen Dienstwagen und raste mit Blaulicht ins Postministerium.
    »Ich flehe euch an, erhöht mir irgend etwas. Telefongespräche, Briefporto, was immer euch einfällt. Es geht um Leben und Tod.« »Gerne«, sagte man ihm, »aber für heute ist es leider schon zu spät.« Der Minister raste zum Elektrizitätswerk. »Heute leider nicht«, lautete das Urteil. »Der Ölpreis wurde eben um acht Cent gesenkt.«
    Er raste ins Textilmuseum, wo man einhellig die Köpfe schüttelte. »Nichts zu machen, Exzellenz. Aber wenn Sie nach dem nächsten Monatsersten kommen, werden wir weitersehen.« Der Minister war in dieser halben Stunde um Wochen gealtert. Er fuhr zurück in sein Büro und ließ den Kabinettchef antreten. »Melden Sie sofort der Presse«, befahl er, »daß in Anbetracht der steigenden Rohstoffpreise einerseits und infolge der Auswirkungen auf die Produktionskosten andererseits wir uns gezwungen sehen, die Preise irgendeines Produktes um 14% Prozent zu erhöhen. Näheres wird in Kürze bekanntgegeben.«
    Der Kabinettchef eilte in sein Büro, um die Presse zu verständigen, während der Minister sich erleichtert in seinem Sessel zurücklehnte:
    »Geschafft«, atmete er erleichtert auf. »Wenigstens haben wir eine Panik in der Bevölkerung verhindert.«

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Kork in Nachtschicht
    Die »Israelische Kork GmbH«, erst vor wenigen Jahren gegründet, zählt heute zu den erfolgreichsten Unternehmungen unseres prosperierenden Wirtschaftslebens. Sie deckt nicht nur den heimischen Korkbedarf, sondern hat beispielsweise auch in Zypern Fuß gefaßt und den dortigen Markt erobert.
    Gewiß, die Firma erfreut sich besonderen Entgegenkommens seitens der israelischen Behörden und erhält für jeden Export-Dollar eine Subvention von 165 %. Aber man muß bedenken, daß die von ihr verwendeten Rohmaterialien aus der Schweiz kommen und die von ihr beschäftigten Arbeiter aus der Gewerkschaft. Jedenfalls gilt die »Israeli Kork« als ein hervorragend geführtes und höchst rentables Unternehmen, dessen Gewinne sich noch ganz gewaltig steigern werden, wenn wir erst einmal den lang ersehnten Anschluß an die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft gefunden haben. Der Beginn der Krise stehtauf den Tag genau fest. Es war der 27. September.
    An diesem Tag ließ Herr Steiner, der Gründer der Gesellschaft und Vorsitzender des Verwaltungsrats, den von der Gewerkschaft eingesetzten Betriebsobmann rufen, einen gewissen Joseph Ginzberg, und sprach zu ihm wie folgt:
    »Die Fabrikanlage ist in der Nacht vollkommen unbeaufsichtigt, Ginzberg. Es fällt zwar nicht in Ihre Kompetenz, aber der Ordnung halber teile ich Ihnen mit, daß wir beschlossen haben, einen Nachtwächter anzustellen.«
    »Wieso fällt das nicht in meine Kompetenz?« fragte Joseph Ginzberg. »Natürlich fallt das in meine Kompetenz, Steiner. Der Betriebsrat muß ja eine solche Maßnahme erst bewilligen.« »Ich brauche keine Bewilligung von Ihnen, Ginzberg«, sagte Steiner. »Aber wenn Sie Wert darauf legen - bitte sehr.« Die Kontroverse erwies sich als überflüssig. Der Betriebsrat bewilligte ohne Gegenstimme die Einstellung eines älteren Fabrikarbeiters namens Trebitsch als Nachtwächter, vorausgesetzt, daß er eine angemessene Nachtzulage bekäme und ein Drittel seines Gehalts steuerfrei, da sollen die Zeitungen schreiben, was sie wollen. Der Verwaltungsrat ging auf diese Bedingungen ein, und der alte Trebitsch begann seine Nachtwache. Am nächsten Tag erschien er beim Betriebsobmann: »Ginzberg«, sagte er, »ich habe Angst. Wenn ich die ganze Nacht so allein bin, habe ich Angst.«
    Der
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