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Ephraim Kishon fur Manager

Ephraim Kishon fur Manager

Titel: Ephraim Kishon fur Manager
Autoren: Ephraim Kishon
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Betriebsobmann verständigte unverzüglich den Firmeninhaber, der prompt einen neuen Beweis seiner arbeiterfeindlichen Haltung lieferte: Er verlangte, daß Trebitsch, wenn er für den Posten eines Nachtwächters zu alt, zu feig oder aus anderen Gründen ungeeignet sei, wieder auf seinen früheren Posten zurückkehre. Daraufhin bekam er aber von Joseph Ginzberg einiges zu hören:
    »Was glauben Sie eigentlich, Steiner? Mit einem Menschen können Sie nicht herumwerfen wie mit einem Stück Kork! Außerdem haben wir für Trebitsch bereits einen neuen Mann eingestellt - und den werden wir nicht wieder wegschicken, nur weil Sie unsozial sind. Im Interesse Ihrer guten Beziehungen zu den Arbeitnehmern lege ich Ihnen nahe, den alten Mann in der Nacht nicht allein zu lassen und einen zweiten Nachtwächter anzustellen.«
    Steiners Produktionskosten waren verhältnismäßig niedrig, etwa 30 Piaster pro Kork, und er hatte kein Interesse an einer Verschlechterung des Arbeitsklimas. In der folgenden Nacht saßen in dem kleinen Vorraum, der bei Tag zur Ablage versandbereiter Detaillieferungen diente, zwei Nachtwächter.
    Ginzberg erkundigte sich bei Trebitsch, ob jetzt alles in Ordnung wäre. »So weit, so gut«, antwortete Trebitsch. »Aber wenn wir die ganze Nacht dasitzen, bekommen wir natürlich Hunger. Wir brauchen ein Büffet.«
    Diesmal erreichte der Zusammenstoß zwischen Steiner und seinem Betriebsobmann größere Ausmaße.
    Zur Anstellung einer Köchin und zur Versorgung der beiden Nachtwächter mit Kaffee und heißer Suppe wäre der Verwaltungsrat noch bereit gewesen. Aber daß Ginzberg obendrein die Anstellung eines Elektrikers verlangte, der das Licht am Abend andrehen und beim Morgengrauen abdrehen sollte - das war zuviel. »Was denn noch alles?!« ereiferte sich Steiner. »Können die beiden Nachtwächter nicht mit einem Lichtschalter umgehen?! « »Erstens, Steiner, schreien Sie nicht mit mir, weil mich das kalt läßt«, erwiderte Ginzberg mit der für ihn typischen Gelassenheit. »Und zweitens können die beiden Nachtwächter natürlich sehr gut mit einem Lichtschalter umgehen, denn sie sind keine kleinen Kinder. Jedoch! Die In-und Außerbetriebsetzung elektrischer Schaltvorrichtungen stellt eine zusätzliche Arbeitsleistung dar und erscheint geeignet, einer hierfür geschulten Arbeitskraft die Arbeitsstelle vorzuenthalten, Steiner. Wenn die Direktion zwei Nachtwächter beschäftigen will, hat der Betriebsrat nichts dagegen einzuwenden Aber ein Nachtwächter ist nicht verpflichtet, auch noch als Elektriker zu arbeiten.« »Ginzberg«, sagte Steiner, »darüber zu entscheiden ist ausschließlich Sache der Direktion.«
    »Steiner«, sagte Ginzberg, »dann müssen wir den Fall vor die Schlichtungskommission bringen. «
    Das geschah. Wie zu erwarten, beriefen sich beide Teile auf § 27 Abs. I des Kollektivvertrags, der da lautet: »... dem Arbeitgeber steht das Recht zu, innerhalb des Betriebes alle technischen Maßnahmen zu treffen, soweit dadurch keine Veränderung in den Arbeitsbedingungen eintritt.«
    »Da haben Sie's«, sagte Ginzberg. »Es tritt eine Veränderung ein, Steiner.«
    »Es tritt keine Veränderung ein, Ginzberg.« »Es tritt!« »Es tritt nicht!«
    Nachdem die Auseinandersetzung 36 Stunden gedauert hatte, schlug der Sekretär der zuständigen Gewerkschaft einen Kompromiß vor, der dem Standpunkt der Arbeiterschaft Rechnung trug und zugleich der »Israeli Kork« die Möglichkeit gab, ihr Gesicht zu wahren. Mit anderen Worten: Es wurden sowohl eine Köchin für das Nachtbuffet als auch ein hochqualifizierter Elektriker für die Beleuchtung angestellt, aber in Wahrheit würde nicht der Elektriker das Licht an- und abdrehen, sondern die Köchin, wobei dem Elektriker lediglich die technische Oberaufsicht vorbehalten bliebe. »Es ist«, sagte der Sekretär nach der feierlichen Unterzeichnung der Vertragsdokumente, »meine aufrichtige Hoffnung und Überzeugung, daß es fortan auf diesem wichtigen Sektor unserer heimischen Industrie zu keinen Mißverständnissen mehr kommen wird, so daß alle aufbauwilligen Kräfte sich künftighin den großen Zielen unserer neuen Wirtschaftspolitik widmen können, der Wachstumsrate unserer Produktion, dem Einfrieren der Gehälter -« An dieser Stelle wurde er von Ginzberg unterbrochen, und die Zeremonie war beendet. Die nächsten zwei Tage verliefen ohne Störung.
    Am dritten Tag wurde der Obmann des Betriebsrats neuerlich zum Vorsitzenden des Verwaltungsrats gerufen, der
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