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Ephraim Kishon fur Manager

Ephraim Kishon fur Manager

Titel: Ephraim Kishon fur Manager
Autoren: Ephraim Kishon
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ihm ein großes Blatt Papier entgegenschwenkte.
    »Was ist das schon wieder?« zischte er. »Was bedeutet das?!« »Ein Ultimatum«, antwortete Ginzberg. Das Papier in Steiners Hand enthielt die Forderung der vier Nachtarbeiter, die den rangältesten Nachtwächter Trebitsch zu ihrem Vertreter gewählt hatten. Die wichtigsten Punkte waren:
    1. Einstellung eines qualifizierten Portiers, der für die Nachtbelegichaft das Tor zu öffnen und zu schließen hätte;
    2. 15 %ige Erhöhung jenes Teils der Gehälter, der nicht zur Kenntnis der Steuerbehörde gelangt, wobei die Bilanzverschleierung der Direktion überlassen bliebe;
    3. Ankauf eines jungen, kräftigen Wachhundes;
    4. Pensionen und Versicherungen;
    5. Anschaffung einer ausreichenden Menge von Decken und Matratzen.
    Diese Forderungen wurden von ihren Urhebern als »absolutes Minimum« bezeichnet. Für den Fall einer unbefriedigenden Antwort wurden scharfe Gegenmaßnahmen in Aussicht gestellt. »Ginzberg«, röchelte Steiner, »auf diese Unverschämtheiten gehe ich nicht ein. Lieber schließe ich die Fabrk, mein Ehrenwort.« »Das wäre eine Aussperrung der kollektivvertraglich geschützten Arbeiter. Das würde die Gewerkschaft nie zulassen. Und wer sind Sie überhaupt, Steiner, daß Sie uns immer drohen?« »Wer ich bin?! Der Inhaber dieser Firma bin ich! Ihr Gründer! Ihr Leiter!«
    »Über so kindische Bemerkungen kann ich nicht einmal lachen. Die Fabrik gehört denen, die hier arbeiten.« »Wer arbeitet denn hier? Das nennen Sie arbeiten? Wo uns die Herstellung eines einzigen Flaschenkorks schon 55 Piaster kostet?« Joseph Ginzberg ging eine Weile im Zimmer auf und ab, ehe er vor Steiner stehen blieb. »Steiner«, sagte er traurig, »Sie sind entlassen. Holen Sie sich Ihr letzes Monatsgehalt ab und verschwinden Sie...«
    Indessen wartete auf Ginzberg ein harter Rückschlag: Die Fachgruppe Korkarbeiter der Gewerkschaft erklärte sich mit Steiners Entlassung nicht einverstanden.
    »Genösse Ginzberg«, sagten die Vertrauensmänner gleich zu Beginn der improvisierten Sitzung, »einen Mann, der über eine fünfzehnjährige Erfahrung als Chef verfügt, kann man nicht hinauswerfen, ohne ihm eine größere Abfindung zu zahlen. Deshalb würden wir dir nahdegen, auf den einen oder anderen Punkt des Ultimatums zu verzichten. Wozu, beispielsweise, brauchst du einen jungen Wachhund?« »Genossen«, antwortete Ginzberg trocken, »ihr seid Knechte des Mo nopolkapitalismus, Lakaien der herrschenden Klasse und Verräter an den Interessen der Arbeiterschaft. Bei den nächsten Wahlen werdet ihr die Quittung bekommen, Genossen!« Und er warf dröhnend die Tür hinter sich zu.
    Die Gruppe Trebitsch befand sich nun schon seit drei Tagen in passiver Resistenz. Die beiden Nachtwächter machten ihre Runde mit langsamen, schleppenden Schritten, die Köchin kochte die Suppe auf kleiner Flamme und servierte sie mit Teelöffeln. Als es zu Sympathiekundgebungen verwandter Fachgruppen kam und die Brauerei- und Nachtklubarbeiter einen zwei Minuten langen Warnstreik veranstalteten, griff das Zentralkomitee der Gewerkschaft ein. Der Großkapitdist, der diese ganze Entwicklung verursacht hatte, wurde zu einer Besprechung ins Gewerkschaftshaus geladen, wo man ihm zusprach:
    »Im Grunde geht es ja nur um eine Lappalie, Genösse Steiner. Haben Sie doch ein Herz für den alten Genossen Trebitsch! Erhöhen Sie einen Teil seines Gehalts, ohne daß es die Genossen von der Einkommensteuer erfahren. Matratzen und Decken können Sie aus unserem Ferienfonds haben, für den Portier und den Hund lassen sich vielleicht Gelder aus dem Entwicklungsbudget flüssig machen. Und was die Pensionen betrifft - bevor die Mitglieder der Gruppe Trebitsch pensionsreif werden, haben Sie sowieso schon alle Eigentumsrechte an Ihrer Fabrik verloren, und das Ganze geht Sie nichts mehr an. Seien Sie vernünftig.« Steiner blieb hart.
    »Nichts zu machen, meine Herren. Schaffen Sie mir die Trebitsch-Bande vom Hals, dann reden wir weiter.« »Ein letzter Vorschlag zur Güte, Genösse Steiner. Wir erlassen Ihnen den Ankauf eines Wachhundes, wenn Sie einwandfrei nachweisen, daß er überflüssig ist. Aber dazu müßten Sie Ihre gesamte Produktion auf Nachtschicht umstellen.«
    So kam es, daß die »Israelische Kork GmbH« zur Nachtarbeit übeging. Die Belegschaft bestand aus einer einzigen Schicht und umfaßte alle sechs Arbeiter, die Sekretärin und Herrn Steiner selbst. Anfangs ergaben sich Überschneidungen mit bestimmten
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