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Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mich zu begleiten«, sagte er. »Jetzt bestehe ich darauf, daß du es auch weiter tust. Du kannst später sterben, wenn du unbedingt willst. Aber jetzt erlaube ich es nicht.«
    Kiina lächelte pflichtschuldig. »Also gut«, sagte sie matt. »Was also werden
wir
tun, nachdem wir hier heraus sind — und Cron den Hals umgedreht haben?«
    Skar machte eine Kopfbewegung zum Fenster hinauf. »Titch will noch immer nach Ninga — wo und was immer dieser Ort auch ist. Und ich habe eine Verabredung weiter im Norden.« »Im Land der Toten.«
    »Sie nennen es wohl so, ja.«
    »Du willst sie immer noch ganz allein besiegen?«
    »Ich habe sie auch ganz allein geholt«, antwortete er. Aber das war nicht die wirkliche Antwort. Er wollte sie nicht
besiegen.
Und er konnte es auch nicht. Niemand konnte die Kreatur der
Sternengeborenen besiegen.
Er wußte, daß dort im Norden, irgendwo noch jenseits der Grenze des Quorrl-Gebietes, die Entscheidung fallen würde, aber sie würde anders aussehen, als er sich jetzt schon vorzustellen vermochte. Ein Kampf? Er dachte an das flammende Ungeheuer, das Ennart in seinem Wahnsinn aus den Abgründen der Zeit heraufbeschworen hatte, und plötzlich war er fast sicher, daß es auf ihn wartete, im Norden, im Land der Toten. Der Dämon — und sein Dunkler Bruder. Der
Daij-Djan
war nicht besiegt, auch das begriff er plötzlich mit unerschütterlicher Gewißheit. Wie so vieles war auch dieser Gedanke nur ein Wunsch gewesen, die verzweifelte Hoffnung, wenigstens der schwarzen Chimäre entkommen zu sein. Aber er war noch da, tief verborgen in ihm, eingewoben in einen schwarzen Kokon aus Vergessen und Furcht, aber bereit für den Moment, an dem er endgültig hervorbrechen würde. Er hatte ihn einmal besiegt, ganz einfach, indem er ihn mit etwas konfrontierte, was ihm fremd war: der Lüge. Ein zweites Mal würde es ihm nicht gelingen, das wußte er.
    »Das ist… keine Antwort, Skar«, sagte Kiina. Irgend etwas an der Art, in der sie sprach, ließ Skar sich zu ihr herumdrehen, und als er in ihre Augen blickte, überlief ihn ein eisiger Schauer.
    Sie war blaß und schmutzig und sah
krank
aus, aber das Entsetzen in ihrem Blick hatte einen anderen Grund.
    »Du wirst sterben«, sagte sie leise, als er nicht antwortete. »Du weißt das. Du… du hast es die ganze Zeit über gewußt. Du gehst dorthin, um zu sterben.«
    »Unsinn«, antwortete Skar. »Du sprichst in letzter Zeit ein bißchen zu viel vom Tod.«
    »Du wirst sterben und mich allein lassen«, beharrte Kiina.
    »Ich weiß es. Was immer dich dort erwartet, es wird dich umbringen.«
    Und das muß es auch,
dachte er.
Denn — wenn es das nicht tut, wird es mich in etwas verwandeln, was tausendmal schlimmer als der
Daij —Djan
ist.
    Er sprach diesen Gedanken nicht aus, und Kiina kam auch nicht mehr dazu, eine weitere Frage zu stellen, denn in diesem Moment wurde die Tür auf der anderen Seite des Gitters aufgestoßen, und eine Anzahl Quorrl betraten den Kerker. Unter den Gefangenen brach sofort Unruhe aus, so daß Skar die Schuppenkrieger im ersten Moment nicht richtig erkennen konnte, aber eine der grüngrauen Gestalten überragte die anderen um mehr als Haupteslänge. Cron. Skar hielt nach Titch Ausschau, konnte ihn aber in dem Durcheinander von schuppigen Leibern nicht entdecken, und
er
wagte es nicht, zu aufmerksam hinzusehen.
    Eine Peitsche knallte. Die Gefangenen, die nicht gefesselt waren, wichen wie am Morgen angstvoll zur Wand zurück, als die Tür in der Gitterwand geöffnet wurde. Skar senkte hastig den Blick, zog die Knie an den Leib und bettete die Stirn darauf, als wäre er zu matt, um auch nur den Kopf zu heben, blinzelte aber aus den Augenwinkeln aufmerksam zur Tür hinüber.
    Cron und zwei weitere Quorrl betraten die Zelle. Die beiden Männer neben Cron waren Krieger, riesige Gestalten in den mattschimmernden Rüstungen der Tempelgarde, mit Schwertern und kurzen, stachelschwänzigen Peitschen bewaffnet, mit deren Stielen sie die Gefangenen auf Abstand hielten. Skar versuchte, einen Blick auf Crons Gesicht zu erhaschen. Seine Züge waren so alt und häßlich, wie er sie in Erinnerung hatte, und sein einziges Auge loderte im Widerschein der Fackel wie ein Stück glühender Kohle. Und trotzdem war Skar sicher, so etwas wie Angst auf dem Gesicht des Quorrl zu erkennen.
    Die drei schuppigen Riesen gingen bis zur Mitte des Verlieses und blieben stehen. Cron begann mit schneller, fistelnder Stimme auf einen der Krieger einzureden, aber Skars
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