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Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Titel: Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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aufflammender Panik Platz. Und plötzlich schrie er doch: hoch und schrill und so spitz, daß Skar abermals erschrocken zusammenfuhr und unwillkürlich einen Schritt auf ihn zutrat.
    »Warte!« sagte Skar hastig. »Ich —«
    Der Junge wirbelte herum und rannte aus der Kammer, ehe er auch nur aussprechen konnte.
    »Heda!« schrie Skar. »So bleib doch stehen! Ich tue dir doch nichts!«
    Natürlich reagierte der Junge nicht. Im Gegenteil — Skar sah, wie er erschrocken über die Schulter zu ihm zurücksah und noch schneller lief, dann war er ganz aus der Kammer heraus und im Halbdunkel des Ganges verschwunden.
    Skar schluckte einen Fluch herunter, sprang mit einem Satz über den Tisch und rannte hinter dem Jungen her, wobei er ihm unentwegt zuschrie, doch stehenzubleiben. Aber die einzige Antwort, die er bekam, war das verzerrte Echo seiner eigenen Stimme.
    Der Junge hatte bereits einen gehörigen Vorsprung, als Skar aus der Kammer stürmte — er sah gerade noch einen Zipfel seines zerrissenen Gewandes in einem Seitengang verschwinden, dann war nicht einmal mehr das Echo seiner Schritte zu hören.
    Skar hörte auf, nach dem Jungen zu rufen, und sparte sich seinen Atem dafür, rascher zu laufen. Der Junge war nicht sehr schnell, obwohl ihm die Angst zusätzliche Kräfte verleihen mußte, aber Skars Herz begann bereits nach wenigen Schritten schnell und hart zu hämmern, und in seiner Kehle erwachte ein dünner, stechender Schmerz. Er war wahrlich nicht sehr gut in Form.
    Trotzdem verdoppelte er seine Anstrengungen, ihn einzuholen, bog mit gesenktem Kopf in den Seitengang ein und sah den Jungen plötzlich dreißig, vierzig Schritte vor sich.
    »Zum Teufel — bleib endlich stehen!« schrie er. »Ich will nichts von dir! Nur deine Hilfe!«
    Und tatsächlich blieb der Junge stehen und sah zu ihm zurück, wenn auch nur für einen Moment — dann wirbelte er abermals herum und verschwand in einer Tür. Skar fluchte ungehemmt, griff noch weiter aus und versuchte das Stechen in seinen Lungen zu ignorieren. Wenn er den Jungen in diesem Labyrinth von Gängen und Treppenfluchten aus dem Auge verlor, hatte er keine Chance mehr, ihn einzuholen. Der Tempel war groß genug, eine Armee zu verstecken. Kaum drei Schritte hinter ihm stürmte er durch die niedrige Tür.
    Er sah die Bewegung im letzten Augenblick, aber diesmal kam seine Reaktion zu spät. Skar versuchte sich herumzuwerfen und gleichzeitig die Arme in die Höhe zu reißen, aber er war zu langsam. Etwas traf ihn mit der Wucht eines Hammerschlages im Gesicht und schleuderte ihn zu Boden.
    Er fiel, versuchte den Sturz ungeschickt mit Händen und Knien abzufangen und prallte schmerzhaft mit der Schläfe gegen die Wand. Kreise aus blutrotem Schmerz drehten sich vor seinen Augen. Er spürte, wie seine Arme unter seinem Körpergewicht nachgaben, prallte mit dem Gesicht gegen den harten Boden und stöhnte ein zweites Mal vor Schmerz. Er konnte nicht mehr richtig sehen. Schatten umtanzten ihn. Er hörte Schritte, dann einen überraschten, hellen Schrei — nicht den einer Kinderstimme —versuchte den Kopf zu heben und fühlte die Gefahr noch, dann traf ihn ein zweiter, sehr viel härterer Schlag gegen den Unterkiefer. Skar schrie vor Schmerz auf, riß ganz instinktiv die Arme über den Kopf und spürte, wie er irgend etwas traf, das unter seinem Hieb zurücktaumelte. Ein neuerlicher Schrei erscholl, gleichzeitig voller Wut und Schmerz, und dicht neben ihm stürzte ein Körper schwer zu Boden.
    Skar wälzte sich stöhnend auf den Rücken, blinzelte die grellen Schmerzblitze vor seinen Augen fort und richtete sich auf.
    Auf seiner Zunge war Blut, sehr viel Blut, und Schmerz lähmte seine gesamte rechte Gesichtshälfte. Mühsam rappelte er sich hoch, spuckte Blut, ein Stück eines abgebrochenen Zahnes und noch mehr Blut und fuhr sich mit dem Handrücken über die Lippen.
    »Beweg dich nicht!« sagte eine Stimme neben ihm. »Bleib, wo du bist, oder ich schlage dir den Schädel ein!«
    Skar sah mühsam auf. In seinem Kopf drehte sich alles. Ihm war übel und schwindelig zugleich, und der Schmerz in seinem Kiefer wurde fast unerträglich. Er wäre nicht einmal in der Lage gewesen, sich zu wehren, wenn er es gewollt hätte. Und er konnte noch immer nicht richtig sehen. Vor seinen Augen wogten blutige Schatten.
    Mühsam richtete er sich weiter auf, sah einen der Schatten sich bewegen und fuhr erschrocken zusammen. Der Schlag, auf den er wartete, kam nicht, aber die Stimme
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