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Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Titel: Enwor 5 - Das schwarze Schiff
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Chance. Ich brauche dich! Und ich verlasse mich nicht darauf, daß du
vielleicht
stärker bist als Helth. Ich will dieses verdammte Monster genauso gerne umbringen wie du, aber wir werden warten, bis sich eine bessere Gelegenheit ergibt.«
    »Dazu ist keine Zeit«, widersprach Yar-gan erregt. »Begreifst du denn nicht, Skar? Er hat uns in Ruhe gelassen, solange das Kind noch nicht geboren war, das stimmt — aber was denkst du dir denn,
warum
? Weil er uns
gebraucht
hat, Gowenna, dich und mich. Jetzt wird er kommen und sich holen, was er haben will.«
    »Dann erwarten wir ihn«, antwortete Skar wütend. »Aber unten auf dem Schiff, nicht hier.«
    »Wovor fürchtest du dich eigentlich, Skar?« fragte Yar-gan. »Um wen hast du Angst? Um mich — oder um Del?« Er lachte, aber der Laut klang fast abstoßend in Skars Ohren. »Del lebt«, fuhr er fort. »Und er wird auch weiterleben, wenn mir etwas zustoßen sollte. Du brauchst keine Angst um ihn zu haben, wenn es das ist, Satai.«
    Seine Worte taten weh. Skar starrte in hilflosem Zorn den Sumpfmann an. Für einen Moment war er kurz davor, sich auf ihn zu stürzen und mit Fäusten auf ihn einzuschlagen. Aber natürlich tat er es nicht.
    Es wäre genau das gewesen, was der Sumpfmann erreichen wollte. »Geh jetzt!« fuhr Yar-gan fort. »Geh zurück zu Gowenna und deinem Kind und beschütze sie. Ich komme schon allein zurecht.«
    Skars Hände begannen zu zittern. Mühsam drehte er den Kopf und starrte aus brennenden Augen aufs Meer hinaus. Der Dronte
war
näher gekommen. Das gewaltige fünfeckige Hauptsegel blähte sich, und Skar konnte die schaumigen weißen Streifen rechts und links seines Rumpfes erkennen, wo die Ruder in raschem Takt ins Wasser klatschten und ihm zusätzliche Geschwindigkeit verliehen. Er kam näher; viel, viel schneller, als Skar geglaubt hatte.
    Auch Yar-gan hatte es bemerkt. »Geh jetzt«, sagte er noch einmal. »Wenn du zu lange zögerst, dann wird das, was ich hier tue, umsonst sein. Aber die Schuld daran trifft dann dich!«
    Aus dem Stollen wehte ein leises, boshaftes Lachen zu ihnen heraus. Skar erstarrte für eine halbe Sekunde, fuhr dann mit einer blitzschnellen Bewegung herum und riß das Schwert aus dem Gürtel.
    Aber Yar-gan war schneller. Seine Hand zuckte hoch, legte sich wie eine stählerne Klaue um Skars Handgelenk und drückte seinen Arm herunter. Gleichzeitig drängte er ihn zurück, auf die Wand und den Ausgang zu. Skar versuchte verzweifelt, ihm Widerstand zu leisten, aber der Sumpfmann schob ihn so mühelos zur Seite, als wäre er ein krafloses Kind. Er hatte vergessen,
wie
stark die Bewohner der grünen Hölle Coshs waren.
    Erneut ertönte dieses leise, meckernde Lachen, dann hörte Skar Schritte, die irgendwie mühsam klangen und von einem Geräusch begleitet wurden, als würde ein Stück nassen Leders über Felsen geschleift. Ein Schatten erschien vor der gekrümmten Tunnelwand.
    »Sehr gut«, lobte Helth spöttisch. »Bravo. Es tut mir beinahe leid, daß ich euch nicht länger zusehen kann.« Seine Stimme klang röchelnd und war kaum zu verstehen, und hinter Skars Stirn blitzte die irrsinnige Erkenntnis auf, daß es sich mit zerschnittenen Stimmbändern nicht sehr gut sprach.
    »Ich sollte euch mehr Zeit geben«, fuhr der Vede fort. »Vielleicht würdet ihr euch dann gegenseitig umbringen. Aber leider bleibt mir nicht sehr viel Zeit.« Seine Stimme wurde hart. »Und euch auch nicht.«
    Skar unterdrückte im letzten Moment einen Schrei, als Helth näher kam und ins Licht trat. Der Vede hatte sich auf grauenhafte Weise verändert, schlimmer, viel, viel schlimmer als beim ersten Mal, als sie ihm wieder begegnet waren. Seine Haut war schwarz und tot, nichts als abgestorbenes Gewebe, von tiefen, zerfransten Kratern zerfurcht und faulig. Dels
Shuriken
hatte eine grausame Wunde in seinen Leib gerissen und ihn geöffnet; ein handgroßer Fleischfetzen hing herunter wie ein schwarzer Lappen und erzeugte bei jedem Schritt das schreckliche patschende Geräusch, das Skar gehört hatte, und sein Schädel war waagerecht bis in die Mitte gespalten, die Augen leer, blutige blinde Löcher, hinter denen schwarzer Nebel zu wogen schien. Von einem Teil seines linken Arms war das Fleisch gefallen; die Hand und der Oberarm bis zum Ellbogen waren noch erhalten, dazwischen sah Skar nichts als blanken, schwarz gewordenen Knochen.
Wieso lebt er noch?
dachte er entsetzt.
WIESO LEBT ER NOCH!?
    Yar-gan atmete hörbar ein, ließ seine Hand los und trat der
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