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Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Titel: Enwor 5 - Das schwarze Schiff
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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furchtbaren Erscheinung einen Schritt entgegen, blieb aber sofort wieder stehen. Seine Hände zitterten, und Skar konnte sehen, wie sich seine Muskeln unter dem Stoff seines Mantels spannten. Selbst dieser eine Schritt schien ihn unendliche Überwindung gekostet zu haben.
»Daij-djan»,
flüsterte er. »Du bist...«
    Die grausame Karikatur eines menschlichen Grinsens verzerrte die gespaltenen Lippen des Veden. »Es hat lange gedauert, bis du es gemerkt hast, Bruder«, kicherte er. »Für eine Weile habe ich schon gefürchtet, du würdest unwissend sterben.« Erneut kam seine Art zu reden Skar falsch und völlig unnatürlich vor. Er hatte seine Menschlichkeit nicht nur äußerlich verloren. Das Ding, das ihn beherrschte, versuchte menschliches Verhalten nachzuahmen, aber es gelang ihm nur sehr mangelhaft. Seine Lippen bewegten sich nicht beim Sprechen, die Worte schienen eher irgendwo in seiner Brust zu entstehen als in seinem Kehlkopf.
    Helth machte einen Schritt auf den Sumpfmann zu und duckte sich ein wenig. Seine Arme pendelten lose vor dem Körper; die Hände öffneten sich und sahen plötzlich aus wie tödliche Raubvogelklauen. Yar-gan spannte sich. Sein Atem ging plötzlich ganz ruhig. Er wich ein winziges Stück zurück, spreizte leicht die Beine, suchte auf dem unsicheren Boden nach festem Stand und machte seltsame, flatternde Bewegungen mit den Händen vor der Brust.
    »Du willst wirklich kämpfen?« fragte Helth spöttisch. »Du weißt, daß du keine Chance hast, einen Kampf gegen mich zu überleben, Bruder. Warum gibst du nicht auf? Und du —« Er hob den Kopf und starrte Skar aus seinen leeren schwarzen Augenhöhlen an, »- Satai? Gebt mir, was ich haben will, und ihr könnt gehen. Euer Leben bedeutet mir nichts.«
    Skar erwachte endlich aus seiner Erstarrung. Mit einer wütenden Bewegung stieß er sich von der Wand ab, packte sein Schwert mit beiden Händen und trat neben den Sumpfmann. »Aber mir«, sagte er leise. »Du —«
    Der Stoß kam so schnell, daß Skar die Bewegung nicht einmal sah. Yar-gans Hand traf ihn mit grausamer Wucht gegen die Brust, trieb ihm die Luft aus den Lungen und ließ ihn haltlos gegen die Wand taumeln.
    »Verschwinde, Skar«, zischte der Sumpfmann. »Flieh! Ich versuche ihn aufzuhalten!«
    Helth schrie wütend auf und warf sich mit einer übermenschlich schnellen Bewegung auf den Sumpfmann. Yar-gan tat so, als würde er zurückweichen, trat plötzlich mit einem überraschenden Schritt zur Seite und ließ den Veden über sein vorgestrecktes Bein stolpern. Seine Linke krachte in Helth' Nacken, während er mit der anderen Hand sein Schwert zog und zu einem tödlichen Hieb ausholte.
    Aber sein Gegner war mindestens ebenso schnell wie er. Er stolperte zurück, versuchte aber nicht, den Sturz abzufangen, sondern warf sich im Gegenteil noch weiter nach vorne, kam mit einer eleganten Rolle auf die Füße und gleichzeitig aus der Reichweite von Yar-gans Schwert. Die Klinge zischte wirkungslos durch die Luft.
    Der Kampf dauerte nur wenige Sekunden. Skar beobachtete die beiden ungleichen Gegner mit einer Mischung aus Schrecken und morbider Faszination. Er konnte nicht im einzelnen erkennen,
was
Yar-gan und Helth taten; ihre Bewegungen waren so schnell, daß sie im grauen Dämmerlicht selbst zu huschenden Schatten zu werden schienen. Yar-gan versuchte Helth mit seinem Schwert zu treffen, aber der Vede wich immer wieder im letzten Moment zur Seite oder zurück und schlug die Klinge ein paarmal sogar mit der nackten Hand beiseite.
    Der rasiermesserscharfe Stahl hinterließ tiefe Schnitte in seinem Fleisch, aber der Vede schien keinen Schmerz mehr zu spüren.
    Und dann war es vorbei. Helth tauchte mit einer blitzschnellen Bewegung unter einem Hieb Yar-gans hindurch, hämmerte ihm die geballten Fäuste vor die Brust und trat gleichzeitig nach seinem Knie. Yar-gan taumelte, fiel gegen die Wand und rutschte mit haltlos rudernden Armen an dem feuchten Fels zu Boden. Helth schrie; laut, triumphierend und so schrill, daß Skar schmerzhaft die Hände gegen die Ohren schlug, ein Laut wie der Schrei einer übergroßen Grille, nicht wie der eines Menschen. Yar-gan wälzte sich zur Seite; seine Bewegungen waren deutlich langsamer und schwerfälliger als bisher, kaum noch schneller als die eines Menschen, dachte Skar erschrocken. Er stand auf, blieb eine halbe Sekunde taumelnd und nach Atem ringend stehen und hob sein Schwert zu einem weiteren Schlag.
    Diesmal wich Helth dem Hieb nicht mehr aus,
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