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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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den Gurt um, zog die Waffe aus der Scheide und begann sie mit einem Zipfel seines Mantels zu polieren. »Aber vielleicht hast du recht«, fuhr er, den Gedanken wieder aufnehmend, fort. »Selbst wenn sie weiß, daß wir hier auf sie warten, wird sie nicht sehr viel dagegen tun können. Und die Karten sind nicht schlecht verteilt — vierzig Sumpfleute gegen die gleiche Anzahl von Kriegern Velas ...« Er lachte, ließ sein Schwert sinken und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das einzige, was mir Sorgen bereitet, ist der Drachen.«
    »Nicht einmal er ist stark genug, diese Mauern einzureißen«, sagte Gowenna. »Und wenn sie so wahnsinnig ist, es trotzdem zu versuchen, töten die Sumpfmänner ihn. Auch er ist nur ein Lebewesen, kein Dämon.«
    Es hätte viel gegeben, was Skar ihr hätte entgegenhalten können, aber er tat es nicht. Sie war länger mit Vela zusammengewesen und wußte besser als er, über welche Möglichkeiten die Errish verfügte, und wenn sie im Moment vorzog, alles zu vergessen, was sie gemeinsam erlebt hatten — angefangen von ihrer Begegnung mit den Hornkriegern bis hin zu ihrer verzweifelten Flucht durch den Kristallwald-, so hatte er nicht das Recht, ihr zu sagen, was sie nicht hören wollte.
    Er fuhr fort, seine Waffe zu polieren, steckte sie schließlich in die Hülle zurück und stand auf. Ein trügerisches Gefühl von Sicherheit und Kraft durchströmte ihn. »Wir sollten sehen, ob wir El-tra und den anderen helfen können.«
    Hintereinander verließen sie das Gebäude, Das Bild, das sich Skar bot, hatte kaum mehr etwas mit dem vom vergangenen Mittag gemein — die Sumpfmänner hatten den Hof gesäubert, Steine und Felstrümmer beiseitegeschafft und einen Teil der zerborstenen Wehrgänge wieder aufgebaut, notdürftig, wie Skar mit einem raschen Blick erkannte, aber fest genug, um einem ersten Ansturm standzuhalten. Die schmale Steintreppe, die zur Mauerkrone hinaufführte, war niedergerissen und durch eine Strickleiter ersetzt worden. Hinter den Zinnen lehnten Waffen: Speere, Armbrüste und Wurfgeschosse; eine Anzahl der gezackten, fürchterlichen Schwerter der Sumpfleute.
    »Dort oben ist El-tra.« Gowenna deutete auf eine der grauen Gestalten hinter den Zinnen und setzte sich in Bewegung.
    Skar folgte ihr. Er hatte es längst aufgegeben, sich zu fragen, woran Gowenna den Sumpfmann erkannte. Für ihn waren sich die Männer aus Cosh noch immer ähnlich wie ein eineiiger Zwilling dem anderen.
    Sie überquerten den Hof und stiegen hintereinander die Strickleiter hinauf. Der hölzerne Boden des Wehrganges bebte unter Skars Gewicht, als er den Fuß daraufsetzte, und ein paarmal lösten sich trockener Mörtel und kleinere Steinbrocken, um polternd auf den Hof hinabzustürzen. Aber im großen und ganzen war die Konstruktion in einem besseren Zustand, als Skar be-
    fürchtet hatte. Die Jahrhunderte hatten ihre Spuren hinterlassen und ihren Tribut gefordert, doch die Festung war nicht gefallen. Obwohl eine Ruine, war sie noch immer stark.
    El-tra begrüßte ihn mit einer freundlichen Geste. Von der Schwäche, die Skar am vergangenen Tag an ihm bemerkt hatte, war nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil, wie Gowenna und auch er selbst schien El-tra von vibrierender, nur mühsam zurückgehaltener Aktivität erfüllt zu sein. Und nicht nur er. Auch von den anderen Sumpfleuten schienen Müdigkeit und Erschöpfung abgefallen zu sein wie abgelegte Kleidungsstücke.
    Skar begann sich zunehmend unbehaglicher zu fühlen. Er kannte Situationen wie diese nur zu gut. Er hatte sie erlebt, unzählige Male vor unzähligen Schlachten, die er ausgetragen hatte:
    Männer, die lachend und mit Begeisterung in den Kampf zogen, vor Erregung bebten, den Augenblick, in dem sie dem Gegner ins Auge schauten, kaum erwarten konnten.
    Die meisten von ihnen hatten die Schlacht nicht überlebt.
    »Bist du mit unseren Vorbereitungen zufrieden?« fragte Eltra.
    Skar nickte. »Perfekt, bedenkt man die Kürze der Zeit, die ihr hattet. Ich hätte es nicht besser machen können.« Aber das hieß nicht, daß er zufrieden war. Die Falle war perfekt, ein strategisches Planspiel, eines Meisters der Kriegskunst würdig. Aber Vela war eine hervorragende Spielerin.
    Er trat mit einem raschen Schritt an El-tra vorbei, legte die Hände auf den zermürbten Stein der Zinnen und sah nach Osten.
    Als sie hergekommen waren, war ihm nicht aufgefallen, wie steil der Weg bis zur Festungsmauer anstieg. Jeder Angriff würde schon auf der Hälfte des
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