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Entspannt wie ein Buddha

Entspannt wie ein Buddha

Titel: Entspannt wie ein Buddha
Autoren: Thomas Hohensee
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weil sie den Körper auf einen Kampf, eine Flucht oder sogar eine Verletzung vorbereiten.
    Solche Situationen können zum Beispiel im Straßenverkehr vorkommen. Verliert ein Fahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug und gefährdet möglicherweise auch andere Verkehrsteilnehmer, dann müssen alle Beteiligten ausschließlich auf diesen Vorfall und die Abwendung der Gefahren konzentriert sein. Keine Zeit für Entspannung! In Sekundenschnelle sind Entscheidungen von großer Tragweite zu treffen. Hier die Aufmerksamkeit schweifen zu lassen wäre nichts anderes als lebensgefährlich.
    Anders jedoch, wenn es um alltägliche Situationen geht: Schüler schreiben Klassenarbeiten, Vorgesetzte und Kollegen treffen sich zur Wochenbesprechung, Sportler tragen ihre Ligaspiele aus und Familien setzen sich zum gemeinsamen Essen zusammen. Das alles sind keine Notfälle. Bei einem Sonntagsausflug spricht nichts dagegen, sich der Schönheit der Landschaft bewusst zu werden, ein interessantes Gespräch mit dem Beifahrer zu führen und nebenbei die leise Musik im Radio wahrzunehmen. Höchste Konzentration ist in diesem Fall nicht erforderlich. Es geht nicht um Leben und Tod.
    Solche Alltagssituationen sind sogar schwieriger zu bewältigen,wenn das Gehirn das Geschehen fälschlicherweise als gefährlich einstuft und schnelle Betawellen produziert. Dann kommt es während der Klassenarbeit zum gefürchteten Blackout. Nichts kann mehr erinnert werden, was in entspannter Atmosphäre leicht zugänglich war. Die Muskeln von Sportlern müssen trotz der Anforderungen locker bleiben und dürfen nicht verkrampfen, um Höchstleistungen bringen zu können. Unter Stress verlaufen Arbeitsbesprechungen und Familientreffen zu emotional. Unter Umständen werden Dinge gesagt, die die Betroffenen später bereuen und die bei kühlem Kopf unterblieben wären. In jedem Fall aber werden Energien vergeudet. Man fühlt sich unwohl und fängt an, solche Situationen zu vermeiden oder zu hassen.
    Der amerikanische Biofeedback-Forscher Les Fehmi meint, dass das Aufmerksamkeitsverhalten darüber entscheidet, ob wir mühelos durchs Leben treiben oder uns kaum über Wasser halten können. Je nachdem, wie stark wir unser Bewusstsein fokussieren, sind wir locker oder verkrampft. Wenn wir ein Problem ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit stellen und alles andere darüber vergessen, kann es uns überwältigen, während es keine große Sache ist, sobald wir den Überblick gewinnen und das übrige Leben um uns herum wahrnehmen. Die Art der Achtsamkeit kann sogar körperliche Schmerzen verschlimmern oder auflösen, emotionalen Stress aufbauen oder beseitigen.
    Les Fehmi hat herausgefunden, dass es zu einer Belastung von Körper und Geist wird, wenn wir in übertriebener und dadurch gestresster Weise konzentriert sind. HöchsteAufmerksamkeit führt zu einer Art Alarmzustand. Die Natur hat dies eigentlich nur für Notfälle – wie oben geschildert – vorgesehen.
    Fehmi gibt noch ein anderes Beispiel: Löwen liegen dösend im Schatten hoher Bäume. Ihre Muskeln sind entspannt. Die Atmung ist langsam. Das ändert sich, als eine Gazellenherde sichtbar wird. Die Löwen heben die Köpfe. Mehr und mehr konzentriert sich ihre Aufmerksamkeit auf die mögliche Beute. Die Muskeln spannen sich an. Die Atmung geht schneller. Außer den Gazellen wird nichts mehr bewusst wahrgenommen. Die Löwen sind nur noch auf die bevorstehende Jagd ausgerichtet. Sobald diese vorbei ist und die Löwen satt sind, liegen sie wie zuvor im Halbschlaf entspannt herum. Lange Zeit ist wieder Ruhe.
    Für die Gazellen gilt übrigens dasselbe. Man könnte meinen, dass sie unter Dauerstress stehen, weil die Löwen und andere Feinde stets in ihrer unmittelbaren Umgebung leben, oft sogar in Sichtweite. Dies trifft jedoch nicht zu. Die Gazellen können sehr gut unterscheiden, ob Löwen auf Jagd sind oder nicht. Die meiste Zeit sind sie entspannt. Ihre Feinde stehen nicht im Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit, sondern befinden sich lediglich am Rande ihres Bewusstseins. Sie leben nicht in ständigem Alarmzustand. Nur wenn Anzeichen für eine konkrete Gefahr bestehen, wächst ihre Aufmerksamkeit. Damit einher gehen die physiologischen Veränderungen, die nötig sind, um erfolgreich flüchten zu können.
    Tiere, die unter Dauerstress stehen, gehen ein. Und auch wir Menschen halten lang andauernden Stress nichtgut aus. Zahlreiche Krankheiten werden durch chronischen Stress ausgelöst oder verschlimmert.
    Wie wir gesehen haben,
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