Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition)
Autoren: Joseph D'Lacey
Vom Netzwerk:
war kohlrabenschwarz und von grauen, verästelten Kapillaren durchzogen. Was war das, was in diesen Venen floss? Die kreidefarbenen Äderchen wuchsen wie Triebe aus seinen Fingerspitzen. Auf seiner Hand bildeten sie haarähnliche Zottel.
    Er legte seine merkwürdige Hand auf ihre Brust. Er wollte, dass sie es erfuhr, solange er noch meinte, was er sagte, solange es immer noch er war, der da sprach. Ihre Brust hob und senkte sich stoßweise. Er spürte ihren Herzschlag durch seine Fingerspitzen, als wäre er weit entfernt.
     
    Kevin und Jenny saßen in ihrem winzigen weißen Mini, durch dessen Beifahrerfenster das Ende eines grünen Gartenschlauchs hing. Alle anderen Fenster waren versiegelt. Kevin hatte eine halbe Rolle Klebeband verbraucht, um Schlauch und Auspuff luftdicht miteinander zu verbinden. Er wollte auf Nummer sicher gehen, ihm durfte kein Fehler unterlaufen. Kein Erwachen mit Hirnschaden.
    Sie lehnten die Sitze zurück und hielten sich an den Händen, aber Auspuffgase einzuatmen, war alles andere als angenehm. Sie lagen da, husteten und weinten. Kevin war schwindelig und übel, doch er wusste nicht, ob es an den Abgasen oder an der Krankheit lag. So viel Gutes hatte noch vor ihnen gelegen, und so viel Schlechtes hatten sie hinter sich gebracht.
    Als sie die Übelkeit übermannte, hatte Jenny eine eiserne Entschlossenheit an den Tag gelegt, die er so niemals von ihr erwartet hätte.
    »Was immer diese Dinger hervorgebracht hat, jetzt tragen wir es in uns. Das werde ich nicht zulassen. Ich habe es einmal überlebt, und um nichts in der Welt lasse ich zu, dass es uns diesmal kriegt. Wir müssen uns umbringen, bevor es Besitz von uns ergreift.«
    Er hatte den ganzen Tag mit ihr diskutiert, und sie hatten sich schlechter und schlechter gefühlt. Er konnte nicht fassen, dass sie ihre letzten Stunden im Streit verbrachten. Keine schöne letzte Erinnerung. Nein, für die guten Momente und schönen Erinnerungen würde er weiter zurückgehen müssen. In die Zeit, als seine Beziehung mit Jenny noch Ehebruch gewesen war. Aus irgendeinem Grund war er damals am glücklichsten gewesen. Nicht zu wissen, wer sie ist, bloß zu wissen, dass sich da etwas zwischen ihnen entwickelte. Etwas, das so stark war, dass er es nicht verleugnen konnte. Etwas, das größer war als sie beide. Zu plötzlich, zu schnell sollte ihr gemeinsames Glück nun enden.
    »Woher willst du das wissen?«, hatte er sie gefragt. »Wie kannst du dir sicher sein, dass das irgendwas mit dem zu tun hat, was geschehen ist?«
    »Jetzt komm aber, Kevin. Sei nicht so verbohrt. Von wie vielen Krankheiten hast du gehört, die deine Haut und dein Erbrochenes schwarz färben? Und deine Venen grau? Die sogar außerhalb deines Körpers weiterleben? Natürlich hängt das miteinander zusammen.«
    »Aber wie in Gottes Namen konnte das passieren?«
    »Delilah hatte Recht. Sie ist kein dummes Goth-Chick. Sie wusste Bescheid. Die Müllkippe und den Fäkalithen zu verbrennen war falsch. Was, wenn es weiter nichts bewirkt hat als das, was immer diese Dinger ins Leben gerufen hat, in die Atmosphäre zu entlassen? Was, wenn der Rauch Bakterien oder Sporen enthielt? Wir verwandeln uns in menschlichen Müll, Kev. Kannst du das nicht riechen?«
    Er konnte. Schon als sie begonnen hatten, sich mulmig zu fühlen, fingen sie an, nach Scheiße und Verwesung zu riechen. Sie hatten es zwar bis auf die Toilette geschafft, um sich zu übergeben, aber schon bald war die Kloschüssel überwuchert von Unmengen grauer Fasern, die sich über das ganze Badezimmer ausbreiteten – und unter der Tür durchkrochen.
    Aber erst als Jennys mittlerweile graues Haar sich von allein bewegte und ihr Flehen und Schreien immer mehr dem einer Wahnsinnigen glich, tat er schließlich, worum sie ihn bat. Es war immer noch besser, Seite an Seite mit ihr im Auto einzuschlafen, als dass sie sich – wie angedroht – mit dem Tranchiermesser die Kehle aufschlitzte. Das würde ihn allein zum Sterben zurücklassen, und ohne sie fehlte ihm jeglicher Mut, sein Leben zu beenden.
    Also hielten sie sich jetzt an den Händen. Und der Wagen füllte sich mit Qualm.
    Kevin hatte Angst zu sterben und kämpfte dagegen an. Mehr als einmal verlor er das Bewusstsein und kam mit einem Ruck wieder zurück, während das Cockpit des Minis sich um ihn drehte. Er versuchte seine Hand aus Jennys zu lösen, um sich irgendwo festzuhalten, aber sie waren miteinander verwachsen: Die Adern auf ihren Händen hatten einander umschlungen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher