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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition)
Autoren: Joseph D'Lacey
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sich der Organismus selbst. Auf diese Art und Weise waren Unmengen von Kreaturen gekommen und gegangen, seit das Leben auf der Erde seinen Anfang genommen hatte. Die verblüffendste Erkenntnis für Mason war, dass die Menschen bereits unzählige Male existiert, erblüht, sich zur zerstörerischen Kraft entwickelt hatten und daraufhin nahezu vollständig ausgelöscht worden waren. Jedes Mal hatte die Menschheit den Selbstreinigungsprozess der Erde überlebt, hatte sich verändert, sich auf gewisse Art verbessert, eine weitere Lektion gelernt.
    Der Fäkalith zeigte ihm, dass die Welt im Begriff war, sich ein weiteres Mal selbst zu reinigen. Seine Geburt in den Tiefen der Müllkippe war eines der ersten Anzeichen für diesen Wandel. Mason hatte die ganze Zeit richtig gelegen : Der Fäkalith war eine neue Lebensform. Hervorgegangen aus den toten Dingen, die die Menschen wegwarfen. Das Ausmaß des menschlichen Mülls, sein toxisches Potenzial, war für den Planeten zur existenziellen Gefahr geworden. Jetzt arbeitete die Erde hart daran, das tödliche Gift und seinen Verursacher loszuwerden. Sie hatte eine neue Spezies ausgesandt, diese Operation zu unterstützen. Die neue Spezies konnte von den Menschen weder zerstört noch gestoppt werden, aber das war auch nicht von Belang. Es gab Hoffnung – wie es sie immer gegeben hatte und immer geben würde -, denn die Erde würde die Menschheit nicht vollständig vernichten, sondern bloß bis an den Rand der Auslöschung dezimieren. Als Spezies würde die Menschheit eine wertvolle Lektion lernen und sich dann, dadurch gestärkt, einmal mehr erneuern. Der gesamte Organismus der Erde würde von dieser Reinigung profitieren. Vor ihm lag eine goldene Zukunft.
    Im Dunkel des Herzens des Fäkalithen war Mason glücklich. Glücklich, in die Geheimnisse neuer, künftiger Wirklichkeiten eingeweiht zu werden, neue Hoffnung für diese Welt zu schöpfen und sich im Zentrum dieser Hoffnung zu befinden.
    Dann kam das Feuer.
    Der Fäkalith wusste, dass es kam, als die Tankwagen begannen, seinen Müllozean mit Benzin aufzufüllen. Aber er gab dieses Wissen nicht an Mason weiter, denn es war unnötig, dem Mann Angst einzujagen. Mason, der wie ein Vater für ihn gewesen war, war jetzt wie ein Kind für ihn. Als die Flammen kamen, tat er alles, was in seiner Macht stand, um ihn zu beschützen.
    Mason spürt die Auswirkungen des Feuers auf seine direkte Umgebung bereits mit der ersten großen Explosion. Aber der Lärm war so gedämpft, dass er nicht wusste, was es war. Nicht, bis in seinem kühlen Herzuterus die Temperatur anstieg. Nicht, bis er zu kochen begann. Als die Hitze Masons Haar schmelzen ließ und der Fäkalith dessen Schreie nicht mehr länger ertragen konnte, führte er fleischige Schläuche in Masons Mund und Nase ein und schnitt ihn von der Luftzufuhr ab. Der Fäkalith versorgte ihn auf andere Art mit Sauerstoff: Statt Luft pumpte er kühlende Flüssigkeiten in Mason hinein und versuchte ihn so gut es ging am Leben zu halten. Derweil konnte der Fäkalith weder verhindern, dass er selbst in Flammen aufging, noch, dass sein Körper dadurch einer weiteren schmerzhaften Metamorphose unterzogen wurde. Aber ihm war bewusst: Mochte die Qual noch so groß sein, er konnte nicht sterben. Niemals. Und so setzte er sein Vertrauen in die Welt, die ihn erschaffen hatte. Vertrauen darauf, dass er überleben würde. Dass die Welt ein besserer Ort werden würde.
    Masons Wahrnehmung war vollständig von dem Bewusstsein okkupiert, zu verbrennen. Zu verbrennen und nicht zu sterben, obwohl er bettelte und bettelte um seine kalte, schwarze Erlösung. In diesem Feuer, das drei Tage brannte, wurden sie beide neu geschmiedet.
    Als Sprachrohr des Fäkalithen, konfrontiert mit den Soldaten, hatte Mason keinerlei Furcht verspürt. Stattdessen verfiel er in eine missionarische Ekstase, als er den Menschen zu vermitteln versuchte – Menschen, die noch kein Feuer überlebt hatten und auch niemals eines überleben könnten -, was die Zukunft für sie bereithalten würde, wenn sie nur ihre Waffen niederlegen und zuhören würden. Wenn sie seinen Worten Beachtung schenken und sich ändern würden.
    Er konnte es nicht glauben, als sie das Feuer auf ihn eröffneten. Die Kugeln schmerzten so sehr wie die Flammen. Er streckte ihnen die Hände entgegen, um sie zu stoppen, aber sie nahmen keine Notiz davon. In diesem Augenblick, in dem die unzähligen Maschinengewehrsalven seine Glieder zerrissen, begann Masons Sterben.
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