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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition)
Autoren: Joseph D'Lacey
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an Essen dachten. Ray verdächtigte das Abendessen vom chinesischen Imbiss. Wenig enthusiastisch wartete er auf Durchfall und Erbrechen.
    Da sie nichts Besseres zu tun hatten, erschien ihnen Alkohol als adäquate Lösung. Sie tranken beide Whisky mit Ingwerwein, um den Magen zu beruhigen, als Rays Handy piepte.
    »Wer ist es?«, erkundigte sich Delilah.
    »Jenny. Sie fragt, wie es uns geht. Sie sagt, dass sie beide flach liegen. Wahrscheinlich haben sie gestern Abend beim selben Chinesen bestellt.«
    »Schreib ihr zurück. Frag sie nach ihren Symptomen.«
    Als Ray ins Telefon tippte, blickte Delilah sich im Pub um. Es war ruhig. Keiner der Anwesenden machte einen besonders glücklichen Eindruck. Genau genommen sahen einige ziemlich blass aus. Vielleicht lag es am Licht. Doug, der Wirt, sonst auf seine lakonische Art immer gut aufgelegt, schwitzte im Schein der gleißenden Barbeleuchtung. Sie war versucht, über den Tresen zu rufen und ihn zu fragen, was er am Vorabend getrunken hatte, als er in die Knie ging und sich in den Leergutbehälter hinter der Theke übergab.
    »Scheiße«, flüsterte sie, und dann: »Ray?«
    Er blickte von seinem Handy auf.
    »Was?«
    »Der Wirt hat sich gerade übergeben. Sieh dich mal um. Die sind alle krank.«
    Ray hörte auf zu tippen und blickte sich um.
    »Ach was … die sind wahrscheinlich bloß …«
    »Bloß was?«
    Er studierte die anderen Gäste genauer.
    »Kacke«, sagte er dann. »Das ist gar nicht gut. Trink aus, wir sehen uns mal draußen um.«
    Die Straßen jenseits des Parkplatzes waren wie leergefegt. Ray zuckte mit den Schultern. Mehr zu sich selbst als zu ihr sagte er: »Das heißt noch gar nichts. So sieht es doch seit Wochen aus.«
    Zügigen Schrittes ging er Richtung Hauptstraße. Schnell wurde ihm klar, dass wenig bis gar kein Verkehr herrschte. Dann hörten sie die Sirene eines Krankenwagens. Dann zwei.
    »O Scheiße, D. Was passiert hier grade?«
    »Es geht wieder los.«
    »Nein. Das ist etwas anderes. Es …«
    Ein Bauchkrampf schnitt ihm das Wort ab, und er erbrach sich unkontrolliert auf den Bürgersteig. Das Erbrochene war dunkel, fast schwarz. Die Pfütze, die sich bildete, schimmerte ölig. Er konnte nicht eine einzige Sojabohnensprosse oder Wasserkastanie darin erkennen. Nichts, was nach Frühlingsrolle aussah. Er starrte darauf und versuchte angestrengt, nicht daran zu denken, was das bedeuten könnte. Er schlotterte am ganzen Körper.
    »Mir ist kalt, D. Ich will nach Hause.«
    Auf dem Weg zurück zu ihrem Apartment wurde Delilah ebenfalls so plötzlich übel, dass sie nur noch den Kopf vom Bürgersteig wegdrehen und sich würgend über ein Mäuerchen beugen konnte, um sich in den dahinterliegenden Vorgarten zu übergeben. Ray konnte nicht anders, als nachzusehen. Es war die gleiche Substanz. Der Geruch kam ihm bekannt vor, aber er sagte nichts.
    »Vielleicht geht eine Magen-Darm-Infektion um. Kolibakterien oder so was.«
    Er glaubte es selbst nicht und wusste, dass sie das ebenfalls nicht tat. Daheim benutzten sie abwechselnd die Toilette. Dann, als sie schwächer wurden, stellten sie sich Eimer neben das Bett. Als diese überliefen, waren sie bereits zu kraftlos, um aufzustehen und sie zu leeren. Ihr Erbrochenes sickerte in den Teppich.
    Ray bekam es bloß noch aus dem Augenwinkel mit.
    Jedes Mal, wenn er einschlief und wieder erwachte, sah die Pfütze anders aus. Graue Fasern bildeten sich darin, wie feine Wurzeln oder Ranken. Sie überzogen den Eimer und zwängten sich durch die Knoten des schmutzigen Teppichs. Sie vernetzten sich wie Adern. Kurz darauf begannen sie zu pulsieren, und Ray spürte den Rhythmus im eigenen Körper.
    Er drehte sich auf die Seite, um Delilah zu betrachten.
    Ihre wunderschöne helle Haut färbte sich schwarz, schwarz wie ein Müllsack. Ihr Haar, seidig wie Krähenfedern, bleichte aus, bis es die gleiche Farbe hatte wie die aderartigen Ranken, die sich von ihrem Kotzeimer immer weiter ausbreiteten. Sie hatten ihr gemeinsames Glück gefunden, die Schlacht gegen die Müllmonster überlebt, und jetzt sollte alles so enden? Er war noch nicht zu schwach, um zu weinen. Die Tränen, die aus seinen Augenwinkeln rollten, waren zu zähflüssig, tropften zu träge von seinen Wangen. Er wollte nicht wissen, in was er sich verwandelte, wollte sich nicht im Spiegel sehen. Sie lag still neben ihm. Völlig reglos. Es kostete ihn große Anstrengung, den Arm zu heben und nach ihr auszustrecken. Als trüge er eine bleierne Rüstung. Seine Hand
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