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Entsetzliches Gleichmaß

Entsetzliches Gleichmaß

Titel: Entsetzliches Gleichmaß
Autoren: Olivia Woods
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mehr die Person von damals. Warum kannst du nicht jetzt stolz auf mich sein?«
    »Woran erinnern Sie sich?«
    »Ich glaube nicht an Geister.«
    »Aber meine Liebe. Sie werden doch von einem definiert.«
    »Kira!«, rief Shing-kur.
    »Kira Nerys«, flüsterte sie. Sie öffnete die Augen, richtete den Blick auf Rokai, der noch immer am Boden lag, und beobachtete ihn.
    Dann ließ sie den Fuß mit aller Wucht auf die Überreste seines Knies niedersausen. Das Knacken des Knochens war selbst über seine Schmerzensschreie noch deutlich hörbar. Kira hob das Gewehr und schlug ihm den Lauf ins Gesicht. »Sag es!«, befahl sie. »Sag meinen Namen!«
    Rokai zog die Beine an den Leib. Sein Atem ging stoßweise. »Iliana, bitte«, stöhnte er. »Ich kann Ihnen helfen.«
    »
Ich bin Kira Nerys!
«, schrie sie und schoss ihm ins Gesicht. Sie schoss, bis oberhalb von Rokais Schultern nichts mehr übrig war.
    Wasser strömte über sie, eisig kalt. Alles betäubende Wellen. Es spülte Rokais Blut von ihr, dunkle, grau-rote Spritzer, die im metallenen Gitter unter ihren Füßen verschwanden.
    Sie lehnte an einer Wand der transparenten Duschkabine, die Hände dagegengestemmt. Das lange rote Haar hing ihr wirr in die Stirn.
    »Ich versteh das nicht«, drang Telals Stimme zu ihr durch – gedämpft vom rauschenden Wasser, doch noch immer hörbar. »Hatte sie einen Zusammenbruch?«
    »Ich weiß nicht, wie ich’s nennen soll«, hörte sie Shing-kur antworten. »Sie sah ein paar Daten, die suggerierten, sie sei Teil eines cardassianischen Plans gegen Bajor. Das gab ihr wohl den Rest. Sie hat Rokai getötet, dann ist sie in die Dusche geschwankt und hat sich die Kleider vom Leib gerissen. Seitdem rührt sie sich nicht.«
    »Und was jetzt?«
    »Jetzt warten wir. Wie kommt ihr mit dem Transporter voran?«
    »Mazagalanthi macht noch letzte Tests, aber er glaubt, wir können bald von hier fortbeamen.«
    »Sehr gut. Schnapp dir Fellen und plündere die Vorratskammern. Sie dürfte mit der Waffenkammer bald durch sein. Nehmt, so viel ihr könnt. Ich kümmere mich um Kira.« Eine Pause. »Nur wegen ihr haben wir’s so weit geschafft, Telal. Ich werde sie hier nicht zurücklassen.«
    »Wir können aber nicht ewig warten.«
    »Ich weiß. Geh. Ich werde da sein.«
    Danach folgte minutenlang nur das Rauschen des Wassers – bis das eisige Nass plötzlich versiegte und einzig sein Echo noch in ihren Ohren nachklang.
    »Wir müssen gehen«, sagte Shing-kur.
    Anfangs rührte sie sich nicht. Dann drehte sie langsam den Kopf und sah in Shing-kurs zinnoberrote Augen. Die Kressari hatte einen Trikorder in der Hand. »Du weißt es.«
    Shing-kur nickte. »Woran erinnerst du dich?«
    Sie sah auf ihre Hände hinab, betrachtete die Haut – ihre blasse bajoranische Haut. Haut ohne Höcker, ohne Schuppen … ohne Wahrheit. »An alles«, antwortete Iliana.
    »Du zitterst«, bemerkte Shing-kur. Sie berührte ein Touchpad an der Wand, und in der Decke erwachten mehrere helle, warme Leuchten zum Leben. Cardassianern angemessene Hitze umarmte Iliana wie ein alter Freund und vertrieb die Feuchtigkeit von ihrer betrügerischen Haut.
    »Die anderen?«, fragte sie.
    »Ich hab ihnen nichts gesagt«, antwortete Shing-kur. »Und das werde ich auch nicht. Nach fünfzehn Jahren solltest du darüber selbst entscheiden.«
    Iliana sah zu, wie Dampf von ihren Armen aufstieg.
    »Eines sollst du aber wissen«, fuhr Shing-kur fort. »Ich bin nach wie vor an deiner Seite. Scheißegal, wer du bist.«
    Iliana hob den Blick. »Warum?«
    »Weil ich glaube, du und ich wollen dasselbe«, sagte Shing-kur. »Rache. Und unser Leben zurück.«
    »Mein Leben?« Ilianas Augen verengten sich. Letzte Wasserfäden liefen von ihrem Körper, als sie die Kabine verließ und vor Shing-kur stehen blieb. »Welches Leben?«
    Die Kressari wusste keine Antwort.
    »Bajor wandelt sich zu exakt dem, was ich verhindern wollte«, fuhr Iliana fort. »Cardassia schrumpft, während wir hier stehen. Und vielleicht verdienen beide ihr Schicksal. Auf keiner der Welten gibt es noch etwas für mich.« Sie breitete die Arme aus, präsentierte sich Shing-kur. »Das hier ist alles, was mir geblieben ist.«
    »Iliana, warte…«
    »
Nenn mich nicht so!
«
    Shing-kur blinzelte verwirrt.
    Iliana wandte sich um und trat ins benachbarte Schlafzimmer. Am Replikator angekommen, bestellte sie auf Cardassianisch Unterwäsche, Stiefel und eine leger geschnittene braune Kluft für eine Frau ihrer Größe und Statur. Shing-kur sah von
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