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Entsetzliches Gleichmaß

Entsetzliches Gleichmaß

Titel: Entsetzliches Gleichmaß
Autoren: Olivia Woods
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schon in bajoranische Angelegenheiten ein. Bajor hatte den lange prophezeiten Abgesandten willkommen geheißen und die Öffnung des Himmlischen Tempels erlebt … doch der Abgesandte war ein Außenweltler, Offizier der Föderation und neuer Kommandant Terok Nors! Diesem Bericht zufolge hatte er das Dominion zu seiner Invasion des Alpha-Quadranten provoziert, woraufhin sich dieses mit Cardassia verbündete und Bajor erneut besetzt worden war. Wie konnte dieser vermeintliche Abgesandte das zulassen? Ein Krieg war seinetwegen ausgebrochen, Shing-kur hatte ihn vorhin erwähnt. Die Föderation und ihre Alliierten fochten ihn im bajoranischen System aus.
    Kira schluckte. Die Bajoraner hatten nichts weiter geschafft, als einen Aufseher gegen einen anderen auszutauschen. Wie konnten sie nur glauben, einer ihrer neuen Wärter sei von den Propheten berührt?
    War wirklich alles, was ich durchgestanden habe, umsonst?
    Einen Teil der Antwort fand sie in den Personalakten, von denen eine »Colonel Kira Nerys« betraf, den Ersten Offizier von Terok Nor und die rechte Hand des Mannes, den man für den Abgesandten hielt. Diese Frau beanspruchte Kiras Namen und Vergangenheit für sich und lebte seit fünfzehn Jahren ein Leben, das Kira nie geführt hätte. Sie war Dienerin der neuen Ordnung und verriet alles, wofür Kira gekämpft hatte.
    »Eine Agentin«, begriff Kira und sah zu Rokai zurück. »Ihre Leute entsandten eine Agentin, die vorgab, ich zu sein. Richtig? Darum handelt es sich bei dieser Person. Sie ist Teil einer Verschwörung, durch die Cardassia und die Föderation Bajor klein halten wollen. Schwach.«
    Die Zweifel kamen schon, während sie die Worte aussprach. Mit jeder verstreichenden Sekunde wuchs ihre Anspannung. Der Gedanke, jemand Fremdes habe sich für sie ausgegeben, schraubte sich immer tiefer in ihren Verstand, raubte ihr die Fähigkeit zu klarem Denken und erdrückte ihre Seele.
    »In diesem Datencache befindet sich auch eine geschützte Datei«, informierte Shing-kur sie. »Sie ist riesig. Aber ohne Kodierungsschlüssel komme ich nicht ran.«
    Kira wandte sich an Rokai. »Geben Sie ihn ihr.«
    »Ich kenne ihn nicht.«
    »Wieder gelogen.« Kira hob die Waffe und schoss Rokai ins Bein. Er heulte vor Schmerz auf und fiel zu Boden, die Hände um sein geschwärztes, halb verbranntes Knie geschlungen. »Den Code«, sagte Kira. »Jetzt.«
    Rokai verzog das Gesicht, stieß durch zusammengebissene Zähne aber einige Zahlen und Schlüsselwörter aus. Shing-kur gab sie ein. Mit einem leisen Summen erschien ein neues Datenmenü auf dem Tischmonitor. »Seltsam«, meinte Shing-kur.
    »Was?«, fragte Kira.
    »Hier sind viele Akten, aber sie tragen alle denselben Namen. Sie unterscheiden sich nur durch ihr Datum.«
    Kira sah ihr über die Schulter und stutzte. Auf dem Bildschirm prangte ein Name, immer und immer wieder:
    ILIANA
    Kira blinzelte. Lautlos formten ihre Lippen den Namen. Es war der aus ihrem Traum. Der, den ihre Mutter benutzt hatte, als …
    Moment! Was?
Wo kam
das
denn her? Ihre Mutter war Kira Meru und seit Jahren tot. Die Frau aus ihrem Traum war Cardassianerin!
    »Komm mir nicht mit Verpflichtungen
. Du
nicht. Ich bin deine Mutter!«
    »Ja, und ich deine Tochter. Aber ich bin kein Kind mehr.«
    Kiras Herz schlug wie wild. »Öffne eine.«
    »Welche?«
    Sie betrachtete die Datumsangaben neben den Namen. Alle stammten aus den vergangenen fünfzehn Jahren. »Ist egal.«
    Shing-kur öffnete wahllos eine Datei. Sie war neun Jahre alt und eine audiovisuelle Aufnahme. Kira erkannte ihre Gefängniszelle sofort wieder. Die Perspektive musste die einer Sicherheitskamera sein. Sie hatte nie gewusst, dass eine dort war. Kira keuchte, als sie sich selbst sah, nackt und halb bewusstlos. Hilflos schreiend und schluchzend, während Dukat immer näher kam.
    »Meine Götter«, hauchte Shing-kur und stoppte die Aufnahme schnell. »Alles in Ordnung?«
    Aufzeichnungen. Er hatte Aufzeichnungen gemacht. Und behalten.
    »Ich weiß ganz genau, wer Sie sind.«
    Abermals betrachtete sie die Dateinamen.
    »Woran erinnern Sie sich?«
    Sie schloss die Augen.
Das ist nicht wahr. Das
kann
nicht wahr sein
.
    »Und wer ist dieses liebreizende Wesen?«
    »Kira?«, fragte Shing-kur.
    »Woran erinnern Sie sich?«
    Nein
. Sie spürte, dass sie zitterte.
Nein, nein, nein, nein, nein

    »Beschämt es Sie wirklich so sehr, was für eine Frau Sie einst waren? Ist nichts mehr von ihr in Ihnen?«
    »Woran erinnern Sie sich?«
    »Aber ich bin nicht
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