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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green
Autoren: DEBORAH HALE
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Ruf ihrer Gefühle nicht zu folgen. Auch nicht, als ihr erfahrener Stallmeister den Zweifeln an ihrer Entscheidung Nahrung gab.
    „Sind Sie sicher, dass die Reise keinen Aufschub bis zum Tagesanbruch duldet, Mylady?“ Mr. Hixon versuchte vergebens, ein herzhaftes Gähnen hinter seiner großen Hand zu verbergen.
    „Es tut mir leid, Sie aus dem Bett geholt zu haben, aber die Reise duldet keinen Aufschub. Und sie erfordert drin gend Ihre Begleitung, schließlich sind Sie der erfahrenste Kutscher weit und breit. Ist der Wagen angespannt?“, entgegnete Felicity höflich, aber bestimmt, während Hetty ihr in den Umhang half. Auch im Mai gab es noch empfindlich kühle Nächte; leicht verkühlte man sich, zumal dann, wenn man viele Stunden in einer Kutsche saß.
    „Ja, Mylady, wir sind reisefertig.“ Der Kutscher drehte seinen altmodischen Dreispitz zwischen den Fingern. „Wohin geht die Reise, wenn ich fragen darf?“
    „Nach Norden. Meiner Schätzung nach dürften wir gegen Abend Tewkesbury erreichen.“ Felicity hoffte, ihr Neffe habe eine einfache Droschke gemietet und sich nicht für einen schnellen Eilkurier entschieden. „Ich hoffe, dass wir nicht weiter fahren müssen und die Rückreise bald wieder antreten können.“
    Der Kutscher nickte, allmählich schien die Müdigkeit von ihm abzufallen. „Wenigstens haben wir klaren Himmel und Vollmond.“
    Er hielt seiner Herrin die Haustür auf. „Wenn alles gut geht, lassen wir Bristol hinter uns, bevor uns der morgendliche Marktverkehr aufhält. Und wenn nichts dazwischen kommt, können wir im King’s Arms frühstücken. “
    „Ein fabelhafter Vorschlag, Mr. Hixon.“ Felicity eilte die Steintreppen hinunter und bestieg die Kutsche.
    In diesem gut geführten Gasthaus in der kleinen Ortschaft Stroud machten sie in der Regel auf jeder Reise von und nach Bath Rast. Wenn Oliver und Miss Greenwood am Nachmittag aufgebrochen waren, hatten sie wahrscheinlich in der ersten Nacht das King’s Arms aufgesucht. Dort wollte Felicity sich nach dem Paar erkundigen, möglicherweise könnte sie ihnen sogar den Weg abschneiden, falls die beiden sich nicht wieder in aller Herrgottsfrühe auf den Weg machten.
    Der Kutscher kletterte auf seinen hohen Sitz, und kurz darauf rollte Lady Lytes elegante Reisekarosse auf der Landstraße nach Bristol. Im Wageninnern lächelte Felicity still in sich hinein. Sie stellte sich Hawthorns verblüfftes Gesicht vor, wenn sie morgen Abend wieder in Bath wäre, mit seiner kleinen Schwester im Schlepptau.
    Aber ihr Versuch, sein Gesicht wieder zu verdrängen, scheiterte kläglich.
    Ungebetene Bilder von ihm stiegen in ihr auf. Hawthorn, der auf der Suche nach seiner Schwester an ihre Schlafzimmertür trommelte, irgendwie rührend in seinem aufgebrachten, zerzausten Zustand. Hawthorn, der sich besorgt über sie beugte, als sie aus ihrer peinlichen Ohnmacht erwacht war. Der wütende Hawthorn, wie sie ihn noch nie gesehen hatte, mit düster umwölkter Stirn und zusammengezogenen dunklen Brauen. Sobald es Felicity gelang, ein Bild von ihm zu bannen, tauchte das nächste auf.
    Es war genau der richtige Zeitpunkt gewesen, ihn aus ihrem Leben zu streichen, bevor sein beunruhigender Einfluss auf sie noch größer wurde.
    Während die Pferde im schnellen Trab Meile um Meile hinter sich ließen, zog Felicity den Umhang enger um die Schultern und machte es sich in einer Ecke bequem. Sie lehnte den Kopf gegen die weichen Samtpolster und versuchte zu schlafen, um alle Gedanken an ihren ehemaligen Liebhaber zu verbannen.
    Als das nichts half, wandte sie sich dem Thema zu, das sie von allen anderen Gedanken ablenkte.
    Ihrem Kind.
    Unter dem Umhang legte sie eine Hand an ihren flachen Leib in einer zärtlichen und beschützenden Geste. Obwohl alles dafür sprach, fiel es ihr gelegentlich noch schwer zu glauben, dass wirklich ein Kind in ihr heranwuchs.
    In den ersten Jahren ihrer Ehe hatte sie unzählige Male darum gebetet, dass dieses freudige Ereignis eintreffen möge, nur um immer wieder enttäuscht zu werden. Unterdessen waren Percys Sprösslinge aus seinen diversen Seitensprüngen herangewachsen. Jedes seiner unehelichen Kinder eine zusätzliche Kränkung für sie, lebende Beweise seiner Zeugungskraft, Kinder, für die er aus ihrem Vermögen Unterhalt bezahlte.
    Wie viele abscheuliche Kuren hatte sie wegen ihrer Kinderlosigkeit über sich ergehen lassen? Manche schmerzhaft und allesamt grässlich demütigend.
    Jahr um Jahr hatte sie zusehen müssen, wie die
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