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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green
Autoren: DEBORAH HALE
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Wenn er noch in dieser Nacht aufbrechen wollte, war er auf die Hilfe des Freundes angewiesen.
    „Ich nehme an, du erwartest von mir, dass ich diese pikante Geschichte für mich behalte.“ St. Just leerte sein Glas, stand auf und schien nicht allzu sicher auf den Beinen zu sein.
    Hawthorn sprang auf. „Es würde mir wenig nützen, wenn ich Ivy von Gretna zurückbrächte, nur um festzustellen, dass ihr Ruf ruiniert ist, weil die Klatschbasen in Bath sich bereits das Maul über sie zerreißen. Dadurch wäre ich gezwungen, sie mit Armitage zu verheiraten, um ihre Ehre zu retten. Bei all deiner Klatschsucht, Weston, warst du mir bisher ein verlässlicher Freund in der Not. Bitte sag mir ehrlich: Kann ich mit deiner Verschwiegenheit und Hilfe rechnen?“
    „Was den ersten Punkt betrifft“, St. Just hob die Hand, „schwöre ich bei meiner zweifelhaften Ehre, Schweigen zu bewahren.“
    „Was aber den zweiten Punkt betrifft“, er drehte seine Ho sentaschen nach außen,„muss ich bedauern. Ich komme gerade von einer aufregenden Nacht am Spieltisch zurück. Ich verschweige dir, wie viel ich verloren habe, sonst kündigst du mir womöglich die Freundschaft. Jedenfalls habe ich keinen roten Heller mehr in der Tasche, um dir aus der Patsche helfen zu können. Ich müsste erst mit meiner Bank reden.“
    „Verdammter Mist!“, entfuhr es Hawthorn, der bereits fieberhaft überlegte, ob es noch einen anderen Bekannten gab, der ihm aushelfen könnte.
    Weston St. Just rieb sich die Stirn. „Es sei denn …?“
    „Was?“, hakte er hoffnungsvoll nach, wobei ihn der Tonfall des Freundes stutzig machte.
    „Hast du Wertsachen bei dir? “St. Just betrachtete Hawthorns Siegelring prüfend.
    „Ja.“ Er drehte den Ring hin und her, eine Geste, die stets eine seltsam beruhigende Wirkung auf ihn ausübte. „Diesen Ring und die goldene Uhr meines Großvaters. Aber die nützen mir nichts. Daran habe ich bereits gedacht. Die Pfandleiher öffnen erst morgen früh.“
    „Du sollst sie auch nicht verpfänden, alter Junge.“ St. Just streckte sich, als sei er aus einem erfrischenden Schlaf erwacht. „Was hältst du davon, beides beim Kartenspiel einzusetzen?“
    Hawthorn wollte energisch protestieren, aber der Freund ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Einmal ein gutes Blatt, und du sackst eine hübsche Summe ein, die dich nach Gretna und wieder zurück bringt. Dreimal ein gutes Blatt, und du kannst eine Weltreise machen.“ Er schob seinen Freund zur Tür.
    „Ich bin aber kein Spieler“, widersprach Hawthorn. „Das weißt du genau.“
    In gewisser Weise hatte er sich allerdings in seiner Liaison mit Felicity Lyte auf ein Glücksspiel eingelassen – in der Hoffnung, einen Treffer zu landen. Auf ein gefährliches Spiel, in der Zuversicht, alles zu gewinnen und nichts zu verlieren. Zu spät hatte er eingesehen, dass er darauf gesetzt hatte, mit einer Frau das Bett zu teilen, ohne zu bedenken, dass er sich in sie verlieben könnte.
    Bei seinem Spieleinsatz hatte es sich um nichts Geringeres gehandelt als um sein Herz. Und das hatte er verloren.
    Weston St. Just blieb an der Schwelle stehen und wandte sich an den Freund. „Auch wenn du dich noch so sehr bemühst, auf Nummer sicher zu gehen, das Leben ist nun mal ein Glücksspiel. Du kannst gerne die Nacht hier verbringen und mich in aller Herrgottsfrühe wecken, um mich zur Bank zu begleiten. Falls du aber entschlossen bist, vor Sonnenaufgang loszureiten, solltest du deine Wertsachen beim Kartenspiel einsetzen. Was ist dir wichtiger, Sicherheit oder die Chance, noch heute Nacht aufbrechen zu können?“
    Hawthorn kämpfte mit sich und strich dabei mit dem Finger über das Wappen des Siegelrings. Die alte Taschenuhr ging ständig vor oder nach und nützte nur noch einem Besitzer, der es mit der Zeit nicht so genau nehmen musste. Der Siegelring war noch älter. Beide Stücke gingen seit Generationen vom Vater auf den Sohn über.
    Er hatte bereits Bedenken, Uhr und Ring gegen eine Anleihe zu hinterlegen, um sie bei nächster Gelegenheit wieder auszulösen. Das Risiko, die Erbstücke für immer zu verlieren …
    Natürlich wäre er auch ohne diese Zeichen seines Rechtsanspruchs nach wie vor das Familienoberhaupt. Aber tief in seinem Herzen machte ihn der Gedanke, sich davon zu trennen, beklommen.
    Ihre Vernunft sagte Felicity Lyte, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Ihr Herz jedoch sprach eine andere Sprache. Aber sie hatte vor langer Zeit gelernt, dem verräterischen
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