Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entrissen

Entrissen

Titel: Entrissen
Autoren: Tania Carver
Vom Netzwerk:
Linie um ...«, er machte eine vage Handbewegung in Richtung Schlafzimmer, »dann war sie, so brutal es auch klingt, wahrscheinlich bloß zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    Anni nickte, als hätte er damit bestätigt, was sie bereits vermutet hatte. Dann runzelte sie die Stirn. »Sollten wir uns nicht trotzdem alle Möglichkeiten offen halten?«
    »Natürlich. Aber ...«
    »Wie es aussieht, haben sie tatsächlich gefeiert«, fiel Clayton, der sich zu ihnen gesellt hatte, ihm ins Wort. »Vermutlich eine Babyparty.«
    Anni musterte ihn. »Mit so was kennst du dich aus, hm?«
    Clayton wurde rot. »Meine Schwägerin. Sie hatte auch eine ...«
    Trotz der ernsten Situation musste Anni lächeln.
    Phil setzte ihrem Schlagabtausch ein Ende. »Also gut. Wir müssen nachdenken. Claire Fielding hat eine Party gegeben. Falls sie - oder ihr Baby - ganz gezielt als Opfer ausgesucht wurde, dann muss der Täter davon ausgegangen sein, dass sie allein in der Wohnung war. Womit er sich verkalkuliert hatte.« Er hielt kurz inne. »Aber nur für den Fall, dass Julie Simpson das eigentliche Opfer ist, sagen Sie den Birdies Bescheid. Sie sollen noch mal mit dem Ehemann reden, vielleicht weiß er ja, wer sonst noch alles eingeladen war.«
    Die Birdies waren Detective Constable Adrian Wren und Detective Sergeant Jane Gosling - der Zaunkönig und das Gänschen. Sie wurden zwangsläufig immer zusammen in ein Team gesteckt. Im Augenblick allerdings fand niemand ihre Namen zum Lachen.
    »Sie glauben, es hat mit dem Baby zu tun, stimmt's, Boss?« Wieder Anni. »Er hat es mitgenommen. Der Täter.«
    »Ich will keine voreiligen Schlüsse ziehen, aber es scheint mir die naheliegendste Erklärung zu sein.«
    Erneut warf Anni einen Blick ins Schlafzimmer. »Glauben Sie, es ist noch am Leben?«
    »Nick meint ja, also sollten wir davon ausgehen.«
    »So lange, bis wir das Gegenteil feststellen«, warf Clayton ein.
    »Vielen Dank, Dr. Unheil.« Phil ärgerte sich. Clayton hatte das Zeug zu einem herausragenden Detective und hatte nie ein Hehl aus seinem Ehrgeiz gemacht, aber trotz der hohen Meinung, die er selbst von sich hatte, war er in Phils Augen noch nicht reif genug für eine leitende Position. Was Kommentare wie dieser nur allzu deutlich unter Beweis stellten.
    »Ich weiß, das wäre ziemlich krank«, sagte Anni und trat zwischen die beiden. »Aber ich finde, wir sollten noch eine dritte Möglichkeit in Betracht ziehen.«
    »Du meinst, dass
er
es war?«, fragte Clayton.
    Phil wusste sofort, von wem die beiden sprachen. Er warf einen raschen Blick in die Runde, um sich zu vergewissern, dass niemand in Hörweite war, und sagte leise: »Nicht hier. Sie wissen ja, die Wände haben Ohren.« Er versuchte seine Gedanken zu ordnen. Noch immer hörte er dröhnend sein Herz schlagen, und jeder Schlag schien ein Symbol seiner Untätigkeit zu sein, durch die das Ziel, den Täter schnellstmöglich zu fassen, in immer weitere Ferne rückte.
    »Gut. Hier ist der Plan: Anni, Sie fahren mit den Leichen in die Gerichtsmedizin. Schauen Sie, was da los ist, und bringen Sie Nick dazu, den Fall vorzuziehen. Lassen Sie sich nicht mit Ausreden abspeisen. Ich bin sicher, dass das Budget für diesen Fall aufgestockt wird.«
    Sie nickte.
    »Weiter: Wir müssen Claire Fieldings Hintergrund ausleuchten. Wer hat sie geliebt, wer hat sie gehasst. Freunde, Verwandte, Kollegen und so weiter. Ihr Freund - Clayton, wie hieß der noch gleich? Brian ...«
    »Ryan. Ryan Brotherton.«
    »Richtig. Schauen Sie, was Sie über ihn rausfinden können, danach statten wir beide ihm einen Besuch ab. Mal sehen, was er zu sagen hat und wo er zur Tatzeit war. Eigentlich hätte er doch hier sein müssen.«
    Clayton nickte.
    »Und dann -«
    Was auch immer Phil als Nächstes sagen wollte, wurde durch das Läuten eines Telefons unterbrochen. Alle hielten abrupt in ihrer Arbeit inne und blickten sich an. Eine unheimliche Stille breitete sich aus, die nur durch den beharrlichen Klingelton gestört wurde. Als hätte sich bei einer Seance urplötzlich der Geist eines Verstorbenen zu Wort gemeldet.
    Phil erblickte den Apparat im Wohnzimmer und bedeutete Anni abzunehmen. Wer auch immer der Anrufer war, er würde eine Frauenstimme erwarten. Anni zögerte kurz, dann hob sie den Hörer ans Ohr.
    »H-hallo?«
    Alle im Raum hielten den Atem an. Alle Augen waren auf Anni gerichtet. Sie spürte die Blicke ihrer Kollegen und drehte ihnen den Rücken zu.
    »Ja. Worum geht es denn?« Annis Stimme blieb ruhig und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher