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Entfuehrung nach Gretna Green

Titel: Entfuehrung nach Gretna Green
Autoren: Karen Hawkins
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Menschen, und ich liebe es, ihnen zu helfen. Bei dir ist das völlig anders. Während unseres gesamten Abenteuers in der vergangenen Woche hast du mir jedes Mal, wenn ich versucht habe, jemandem zu helfen, gesagt, ich solle es sein lassen, und manchmal klangst du dabei sehr böse.“
    „Die Menschen nutzen dich aus.“
    „Manchmal tun sie das, aber es gab mehr, die dankbar für eine helfende Hand waren. Auch ich brauche gelegentlich Hilfe. Du aber möchtest einfach nur, dass man dich in Ruhe lässt. Wir sind zu verschieden.“
    Mit zusammengezogenen Brauen schwieg Gregor eine lange Zeit. Schließlich warf er ihr einen kurzen, kühlen Blick zu. „Liebe ist nicht die Lösung für alles und jedes.“
    „Nein, aber sie ist die wichtigste Grundlage für eine erfolgreiche Ehe. Ohne Liebe funktioniert gar nichts.“
    Er wandte sich ab, entfernte sich ein paar Schritte und drehte sich dann wieder um. „Ist dir klar, was für ein wunderschönes Leben wir führen könnten? Gemeinsam könnten wir die beste Pferdezucht im ganzen Land aufbauen; ich weiß, dass dir das gefallen würde. Und wir könnten reisen.“ Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Vielleicht sogar nach Italien, wobei ich dich auf keinen Fall bitten würde, meine Wäsche zu waschen oder schlecht erzogene Kinder zu unterrichten.“
    Auch sie lächelte leicht, sagte aber nichts. Stattdessen ging sie zum Waschtisch, wusch sich und öffnete dann den Schrank, um sich ein Kleid auszusuchen.
    Ernst sah Gregor ihr bei ihren Verrichtungen zu, sein Lächeln war verschwunden.
    Während sie vor dem Schrank stand, dachte Venetia darüber nach, wie ärgerlich es war, dass sie in manchen Dingen so gut zusammenpassten, und in anderen so verschieden waren. Sie zog ein rosafarbenes Vormittagskleid an und setzte sich dann vor den goldgerahmten Frisierspiegel. Dort lag ihre silberne Bürste, mit der sie durch ihr Haar fuhr. Mit einigen wenigen Haarnadeln steckte sie die langen Strähnen hoch. Dabei begegnete sie ihrem eigenen Blick im Spiegel. Sie sah genau wie vorher aus. Niemand, der sie heute sah, würde erkennen können, dass sie eine Nacht voller Leidenschaft hinter sich hatte. Bei diesem Gedanken stiegen Tränen in ihre Augen.
    „Komm her und iss etwas, Venetia.“
    Als Venetia über die Schulter sah, stand Gregor neben dem Frühstückstisch. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und einen zornigen Ausdruck in den Augen.
    „Und hinterher?“, erkundigte sie sich in ruhigem Ton.
    „Ich gehe davon aus, dass es kein Hinterher geben wird. Du hast deinen Standpunkt sehr klar gemacht. Wenn du es wünschst, werde ich dich zurück nach London begleiten. Ich selber werde jedenfalls unverzüglich dorthin zurückkehren.“ Die Bitterkeit in seiner Stimme ließ sie zusammenzucken. „Ich werde nicht mitkommen. Wir haben Miss Platt, Miss Higganbotham und Sir Henry hierhergebracht. Also muss ich mich darum kümmern, was aus ihnen wird.“
    „Verdammt noch mal, Venetia! Sie können sich um sich selbst kümmern, und ...“Er presste die Lippen aufeinander.
    „Es sind Menschen, Gregor. Wie du und ich.“
    „Sie sind nicht wie du und ich. Wenn wir ein Problem haben, lösen wir es. Sie aber wollen, dass du es für sie löst.“
    „Es gibt Menschen, die nicht unsere Fähigkeit haben, die richtigen Antworten zu finden.“
    „Es gibt Menschen, die niemals erfahren werden, welche Fähigkeiten sie haben, weil du ständig alles für sie erledigst.“ „Ich kann nun mal nicht zulassen, dass sie scheitern.“
    Seine Augen wurden schmal, und seine Stimme war plötzlich leise und grimmig, sodass sie fast wie ein Knurren klang „Du arrogante Frau! “
    Schockiert blinzelte sie in seine Richtung. „Arrogant?“
    „Arrogant“, wiederholte er, verschränkte erneut seine Arme und sah sie an, als würde er sie ... verabscheuen?
    „Was meinst du damit?“
    Er lachte rau auf, dann schüttelte er den Kopf. „Dein Drang, dich in jedermanns Leben einzumischen, sogar wenn es auf Kosten deines eigenen Lebens geht - das tust du nicht, um anderen Menschen zu helfen. Es geht dir darum zu beweisen, dass du besser bist, als sie es sind, dass du klüger und fähiger bist. Du kannst dir nicht vorstellen, dass sie sich selbst helfen könnten, nicht wahr?“
    „Das ist unfair!“
    „Tatsächlich? Wenn ich irgendein bedauernswerter Dummkopf wäre, der kaum in der Lage ist, seine Schuhe richtig herum anzuziehen, würdest du meinen Antrag nicht ablehnen. Da ich aber ein durchaus fähiger
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