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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)
Autoren: Robert Louis Stevenson
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und mit lichtscheuem Gesindel will ich nichts zu tun haben. Was wollt Ihr von mir? Hütet Euch, ich habe eine Donnerbüchse, und sie ist geladen.«
    »Seid Ihr es selber, Mr. Balfour?« fragte Alan.
    Er trat einen Schritt zurück und spähte ins Dunkel. Dann fuhr er fort:
    »Hütet Ihr Euch lieber selber vor der Donnerbüchse; es ist unangenehm, wenn so ein Ding losgeht.«
    »Was habt Ihr hier zu suchen, und wer seid Ihr?« rief mein Oheim wütend.
    »Ich habe nicht die Absicht, meinen Namen in die Gegend hinauszuschreien«, sagte Alan, »und was ich hier zu suchen habe, geht Euch mehr an als mich. Wenn Ihr Wert darauf legt, es zu erfahren, kann ich mein Anliegen in Vers und Melodie setzen und es Euch vorsingen.«
    »Um was geht es?« fragte mein Oheim, nun stark beunruhigt.
    »Um David«, sagte Alan.
    »Was habt Ihr da gesagt?« erwiderte mein Oheim, und seine Stimme klang völlig verändert.
    »Soll ich Euch den vollen Namen nennen?« fragte Alan. Es entstand eine Pause; dann hörten wir, wie Ebenezer zögernd sagte:
    »Ich denke, es wird besser sein, wenn ich Euch hereinlasse.«
    »Das meine ich auch«, erwiderte Alan. »Die Frage ist nur, werde ich Eurer Aufforderung folgen. Ich will Euch ‘etwas sagen: Meiner Meinung nach sollten wir uns hier auf dieser Türschwelle über die Angelegenheit unterhalten. Hier werde ich mit Euch reden oder gar nicht. Nehmt lieber gleich zur Kenntnis, daß ich genauso halsstarrig bin wie Ihr, und außerdem habt Ihr es mit einem schottischen Edelmann zu tun.«
    Dieser barsche Ton brachte Ebenezer gänzlieh aus der Fassung. Er brauchte lange Zeit, um damit fertig zu werden.
    Nach einer schier endlosen Pause sagte er:
    »Nun gut, Ihr sollt Euren Willen haben.«
    Das Fenster wurde geräuschvoll geschlossen. Es dauerte aber eine geraume Weile, bis er nach unten kam, und noch längere Zeit war zum Zurückschieben der Riegel und zum Öffnen der Haustür erforderlich. Vermutlich gereute seine Bereitschaft ihn schon, und mit jedem weiteren Schritt, mit jedem Riegel und jedem Querbalken, den er zurückschob, wuchs seine Furcht. Schließlich hörten wir die Tür in ihren Angeln knarren. Mein Oheim war wohl geschwind ins Freie hinausgeschlüpft, und da er gesehen hatte, daß Alan ein oder zwei Schritt zurückgetreten war’, nahm er, die Büchse im Anschlag, auf der Schwelle Platz.
    »Eine höflich Begrüßung», versetzte Alan, »das muß man sagen.«
    »Richtig«, erwiderte mein Oheim, »aber die Geschichte ist mir zu gefährlich. Ich muß auf alles vorbereitet sein. Jetzt, da wir uns anscheinend verstanden haben, sagt rundheraus, was Ihr wollt.«
    »Mit Eurer raschen Auffassungsgabe«, spottete Alan, »werdet Ihr längst gemerkt haben, daß ich aus dem Hochland stamme mein Name tut übrigens nichts zur Sache; die Grafschaft, in der meine Freunde leben, liegt von der InselMull nicht weit entfernt, und von der habt Ihr wohl vor nicht allzu langer Zeit sprechen hören. Wie es scheint, ist in den Gewässern vor Mull ein Schiff gestrandet, und als am Tage darauf ein Mann aus meiner Verwandtschaft am Strande nach Strandgut suchte, da fand er einen jungen Burschen, der dem Ertrinken entronnen war. Nun, mein Verwandter nahm sich des Jungen an, brachte den Ohnmächtigen wieder zu sich, und dann schafften er und vielleicht noch einer von seinen Freunden den Schiffbrüchigen nach einer alten baufälligen Schloßruine. Dort blieb er und lebte auf Kosten meiner Freunde, die wahrhaftig nicht knauserig waren. Meine Freunde sind zwar wilde Gesellen und kümmern sich nicht allzuviel um Recht und Gesetz wie andere Leute, die ich hier nicht nennen möchte. Als sie aber herausfanden, daß der Junge aus gutem Hause ist Euer Neffe Mr. Balfour, da haben sie mich hergeschickt, um in dieser Sache mit Euch zu verhandeln. Ich kann Euch aber jetzt schon sagen, wenn wir uns nicht gütlich einigen, werdet Ihr den Jungen kaum wiedersehen, denn meine Freunde«, fügte Alan unverblümt hinzu, »sind keine reichen Leute«.
    Mein Oheim räusperte sich.
    »Was kümmert mich das«, sagte er. »Der Junge hat schlecht gehandelt. Ich sehe keinen Grund, mich da einzumischen.«
    »Ach«, sagte Alan, »ich merke bereits, worauf Ihr hinauswollt. Indem Ihr so tut, als ginge Euch das Ganze nichts an, wollt Ihr das Lösegeld herunterdrücken.«
    »Nein«, sagte mein Oheim, »die Sache geht mich nichts an, und ich denke gar nicht daran, Lösegeld für David zu bezahlen. Ihr könnt ihm Schlösser in Spanien versprechen, wenn es Euch Spaß
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