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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)
Autoren: Robert Louis Stevenson
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gern ein paar nebensächliche Fragen geklärt. Zum Beispiel möchte ich wissen, was Hoseason damals von Euch bekommen hat?«
    »Hoseason?« schrie mein Oheim bestürzt. »Was soll der bekommen haben und wofür?«
    »Für Davids Entführung«, erwiderte Alan.
    »Das ist eine Lüge, eine faustdicke Lüge! Nie im Leben ist David entführt worden. Wer Euch das gesagt hat, ist verdammt ein Lügner.«
    »Daß es nicht glückte, ist nicht meine, auch nicht Eure und auch nicht Hoscasons Schuld, wenn man ihm Glauben schenken darf«, sagte Alan.
    »Was wollt Ihr damit sagen?« schrie Ebenezer. »Hat Hoseason Euch das erzählt?«
    »Närrischer alter Schuft, woher sollte ich es sonst wissen“ Hoseason und ich sind Geschäftsfreunde. Wir ziehen an dem gleichen Strang und machen Halbpart. Nun seht Ihr selber, daß es keinen Zweck hat, weiter zu leugnen«, versetzte Alan. »Ich muß Euch aber ehrlich sagen, Ihr wart schlecht beraten, dem Seemann einen so tiefen Einblick in Eure Familienangelegenheiten zu gestatten. Doch das ist nun zu spät. Jetzt müßt Ihr die Suppe auslöffeln, die Ihr Euch eingebrockt habt. Der springende Punkt ist, was hat Hoseason von Euch bekommen?«
    »Habt Ihr selber mit ihm gesprochen?« wollte mein Oheim wissen.
    »Das ist meine Angelegenheit«, sagt Alan kühl.
    »Schon recht«, erwiderte Ebenezer, »mir ist es gleich, was er Euch gesagt hat. Es war ja doch gelogen. Wahr ist, daß ich ihm zwanzig Pfund gegeben habe. Dafür sollte er den Jungen nach Carolina bringen und ihn dort auf den Plantagen verkaufen. Was dabei herauskam, sollte Hoseason behalten; es ging ja nicht aus meiner Tasche. . . «
    »Ich danke Euch, Mr. Thomson«, sagte der Advokat, der hinzugetreten war. »Das genügt mir.« Und äußerst höflich fuhr er fort: »Einen schönen guten Abend, Mr. Balfour.«
    »Guten Abend, Oheim Ebenezer«, sagte ich.
    »Es ist eine schöne Nacht, Sir«, mischte sich Torrance in das Gespräch.
    Mein Oheim sagte kein einziges Wort. Er saß auf der Türschwelle und blickte uns fassungslos an, ohne sich zu rühren, wie zu Stein erstarrt.
    Alan nahm ihm die Donnerbüchse recht unsanft aus der Hand. Der Advokat half ihm, sich aufzurichten, und führte ihn in die Küche. Wir folgten den beiden. Mr. Rankeillor brachte Ebenezer zu seinem Sessel am Kamin, in den er sich fallen ließ. Das Feuer war ausgegangen. Ein Windlicht verbreitete ein wenig Helligkeit.
    Wir umstanden den Alten und blickten ihn stumm an. Unser Plan war über Erwarten gut gelungen, und wir waren stolz auf unseren Erfolg. Aber zugleich erfüllte uns Mitgefühl für die Schande des alten Mannes.
    »Mr. Ebenezer«, begann der Advokat, »Ihr braucht nicht so niedergeschlagen zu sein; wir werden es Euch nicht allzu schwer machen. Gebt uns erst einmal die Kellerschlüssel, damit Torrance eine Flasche Wein aus Eures Vaters Zeiten heraufholen kann, um diesen Anlaß feierlich zu begehen.«
    Nun wandte sich Mr. Rankeillor mir zu, nahm meine Hand und sagte:
    »Mr. David, ich wünsche Euch Glück und Erfolg, denn ich meine, Ihr habt es verdient.«
    Zu Alan gewandt, sagt er scherzend: »Euch, Mr. Thomson, mein Kompliment. Ihr habt Eure Rolle vorzüglich gespielt; Nur einmal habe ich Euch schlecht verstehen können. Wie war doch gleich Euer Vorname? James oder Charles oder etwa George?«
    »Weshalb soll es denn gerade einer von den dreien sein?« rief Alan und richtete sich empört auf, als wittere er eine Kränkung.
    »Ach, Sir, Ihr erwähntet einen Königsnamen«, erwiderte Mr. Rankeillor. »Aber meines Wissens hat es nie einen König namens Thomson gegeben wenigstens ist das Gerücht von seinem Ruhm nicht bis zu mir gedrungen, daher nahm ich an, es müsse sich um Euren Vornamen handeln.«
    Das war nun für Alan eine besonders empfindliche Kränkung, und ich muß gestehen, daß er sie schlecht aufnahm. Er antwortete dem Advokaten mit keiner Silbe, sondern zog sich in den hintersten Winkel der Küche zurück; und schmollte. Erst als ich zu ihm trat, ihm die Hand gab und ihm, dem Hauptbeteiligten an unserem Erfolg, dankte, begann er zu lächeln und ließ sich überreden, in unseren Kreis zurückzukehren.
    Inzwischen war das Kaminfeuer angefacht, die Weinflasche entkorkt und von den Vorräten aus dem Henkelkorb, den Torrance getragen hatte, ein leckeres Nachtmahl hergerichtet worden. Der Schreiber, Alan und ich nahmen Platz und langten gehörig zu, während Mr. Rankeillor mit meinem Oheim in den Nebenraum ging, um dort mit ihm zu verhandeln. Sie blieben eine
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