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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)
Autoren: Robert Louis Stevenson
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macht.«
    »Possen«, versetzte Alan. »Ihr wißt doch, Blut ist dicker als Wasser. In drei Teufels Namen, Ihr könnt den Sohn Eures leiblichen Bruders nicht im Stich lassen; das wäre wahrhaftig eine Schande. Wenn Ihr das tätet und es sich herumspräche, würde es Eurem Ansehen hierzulande gewiß abträglich sein.«
    »Ach, ich bin ohnehin nicht allzu beliebt«, erwiderte mein Oheim, »auch weiß ich nicht, wie sich das herumsprechen sollte. Durch mich gewiß nicht und durch Euch und Eure Freunde wohl auch nicht. Das ist also müßiges Geschwätz, mein Bester.«
    »Nun, dann wird David dafür sorgen, daß es sich herumspricht.«
    »Wie sollte er das?« fragte mein Oheim barsch.
    »Hm, das denke ich mir so«, sagte Alan. »Meine Freunde werden ihn bestimmt so lange dabehalten, wie sie glauben, daß dabei was zu gewinnen. ist. Wenn sich herausstellt, daß das nicht der Fall ist, werden sie ihn laufen lassen, wohin er mag, und sich nicht im geringsten um ihn kümmern.«
    »Das wäre mir auch gleich«, sagte mein Oheim. »Damit braucht Ihr mir nicht zu kommen.«
    »So etwas habe ich mir gedacht«, meinte Alan.
    »Wie kommt Ihr darauf?« fragte Ebenezer.
    »Nun, Mr. Balfour? nach dem, was ich in Erfahrung gebracht habe, hat die Sache zwei Seiten: Entweder habt Ihr David gern und laßt es Euch etwas kosten, ihn wiederzubekommen, oder aber Ihr habt gute Gründe, seine Rückkehr nicht zu wünschen, und dann laßt Ihr es Euch gewiß auch etwas kosten, damit er bleibt, wo er ist. Da das erste nicht der Fall zu sein scheint, kommt wohl das zweite in Frage. Ich bin froh, das zu wissen, denn ich und meine Freunde, wir können das Geld gut gebrauchen.«
    »Ich habe Euch nicht verstanden«, sagte mein Oheim.
    »Nicht?« fragte Alan. »Nun, dann merkt auf: Ihr möchtet den Jungen nicht zurückhaben? Gut. Aber was soll dann aus ihm werden, und was wollt Ihr zahlen?«
    Mein Oheim antwortete nicht; er rutschte unbehaglich auf der Schwelle hin und her.
    »Hört mal«, sagte Alan grimmig, »seid Euch klar, daß Ihr einen Edelmann aus dem Hochland vor Euch habt, ich trage den Namen eines Königs und will mir vor Eurer Haustür nicht die Beine in den Leib stehen. Gebt. mir eine vernünftige Antwort, und zwar sogleich, oder, beim Gipfel von Glencoe, ich jage Euch meinen Degen zwischen die Rippen!«
    »Mann Gottes«, schrie Ebenezer und stellte sich mühselig auf die Füße, »wartet einen Augenblick! Was führt Ihr im Schilde? Ich bin ein alter Mann und kein Tanzmeister und versuche so höflich mit Euch zu sprechen, wie es mir möglich ist. Eure wüsten Reden sind nicht anzuhören. Mir Euren Degen in den Leib jagen . . . Habt Ihr meine Donnerbüchse vergessen?« zischte er.
    »Pulver und Blei in Euren Händen kommen mir im Vergleich zu dem blanken Degen in Alans Hand vor wie eine Schnecke im Wettstreit mit einer Schwalbe!« reif mein tapferer Freund. »Ehe Eure zittrigen Hände den Abzugshahn gefunden haben, sitzt Euch mein Degen bis zum Knauf in der Brust.«
    »Das will ich Euch schon glauben«, lenkte mein Oheim kleinlaut ein’ »Keiner bestreitet es. Nun sagt, was Ihr begehrt. Ihr sollt Euren Willen haben. Ich will Euch nicht erzürnen, und wir werden uns schon einigen.«
    »Meiner Treu«, versetzte Alan, »erklärt deutlich, was Ihr wollt. Soll der Junge sterben, oder soll er am Leben bleiben?«
    »Guter Gott«, schrie Ebenezer, »was für eine Sprache ist das?«
    »Soll er sterben oder leben?« wiederholte Alan.
    »Leben, leben«, wimmerte der alte Mann, »nur kein Blutvergießen, ich bitt’ Euch.«
    »Gut«, sagte Alan, »wie es Euch beliebt, aber das ist kostspieliger.«
    »Kostspieliger!« schrie Ebenezer. »Wollt Ihr Eure Hände mit einem Verbrechen besudeln?«
    »Possen«, brummte Alan, »beides wäre ein Verbrechen. Ihn umzubringen wäre aber leichter und sicherer. Ihn am Leben zu erhalten wird schwierig sein, sehr schwierig eine kitzlige Geschichte.«
    »Ich will aber, daß er am Leben bleibt«, erwiderte mein Oheim. »Ich habe nie etwas Unrechtes getan«, log er, »und werde nicht damit anfangen, um einem wilden Hochländer gefällig zu sein.«
    »Ihr habt ein zu empfindliches Gewissen«, spottete Alan.
    »Ich habe meine Grundsätze«, erwiderte Ebenezer schlicht. »Wenn es Geld kostet, nun, dann kostet es eben Geld. Außerdem vergeßt nicht, der Bursche ist der Sohn meines Bruders.«
    »Schon gut«, sagte Alan, »aber nun ein Wort über den Preis. Es ist nicht leicht für mich, ihn festzusetzen. Zuerst einmal hätte ich
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