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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)
Autoren: Robert Louis Stevenson
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ganze Stunde fort, waren aber schließlich zu einer befriedigenden Einigung gelangt, und mein Oheim und ich unterzeichneten das beiderseitige Abkommen.
    Oheim Ebenezer verpflichtete sich, dem Advokaten die Unkosten zu ersetzen und zwei Drittel des Jahresertrages meines Grundbesitzes an mich abzuführen.
    So war der Bettler, wie im Märchen, in sein Königreich heimgekehrt.
    Ich legte mich auf der Truhe in der Küche zum Schlafen nieder ein glücklicher Mann, der in seiner Heimat über Rang und Reichtum verfügte.
    Alan, Mr. Rankeillor und Torrance streckten sich irgendwo auf harten Betten aus, waren schnell eingeschlafen und schnarchten laut. Aber mich, der ich so manche Nacht unter freiem Himmel auf der bloßen Erde oder auf harten Steinen zugebracht hatte, oft mit leerem Magen, meist mit Todesfurcht im Herzen mich überwältigte diese glückhafte Wendung meines Schicksals mehr als eines meiner schlimmen Erlebnisse. Ich lag wach, bis der Morgen heraufdämmerte; ich sah den Widerschein der Flammen an der Decke tanzen und machte Zukunftspläne.

XXX. Ich nehme Abschied von Alan
    Was mich betraf, so hatte ich glücklich einen Hafen angelaufen, aber noch galt es, Alan, dem, ich so viel verdankte, in Sicherheit zu bringen. Außerdem bedrückte mich der Mordverdacht, der auf James of the Glens lastete, sehr schwer.
    Was diese Sorgen anbelangte, so schüttete ich Mr. Rankeillor am nächsten Morgen mein Herz aus.
    Wir gingen in aller Frühe, gegen sechs Uhr, vor dem Hause der Shaws auf und ab. Unsere Blicke umfaßten die Felder und Wälder, die meinen Vorfahren gehört hatten und die nun mein Eigentum waren. Voller Entzücken betrachtete ich die Landschaft, und mein Herz pochte freudig.
    Meine Freundespflicht Alan gegenüber wurde von dem Advokaten voll anerkannt. Ich müßte ihm um jeden Preis dabei helfen, aus dem Lande zu entkommen, meinte er; aber bei James of the Gelns waren wir verschiedener Meinung.
    »Mr. Thomson zu helfen ist eine Sache, seinem Verwandten beizuspringen eine andere«, sagte er. »Ich kenne die näheren Umstände nicht sehr genau, aber ich glaube zu wissen, daß ein Angehöriger des schottischen Hochadels, der Herzog von Argyle, etwas mit der Angelegenheit zu tun hat und über die ganze Geschichte sehr aufgebracht sein soll. Der Herzog von Argyle ist aber ohne Zweifel ein untadeliger Edelmann, Mr. David timeo qui nocuere deos! 12 Wenn Ihr also seine Forderung nach Vergeltung durch Eure Einmischung zu unterdrücken sucht, müßt Ihr Euch im klaren sein, daß es ein Mittel gibt, Eure Zeugenaussagezu unterbinden. Ihr werdet ganz einfach auf die Anklagebank gesetzt. Dann seid Ihr in der gleichen verzwickten Lage wie Mr. Thomsons Verwandter. Aber bedenkt eines: ein hochnotpeinlicher Prozeß vor einem Hochländer Gerichtshof, wegen einer Hochland-Mordaffäre und noch dazu vor einem Hochlandrichter, hieße Euch glatt an den Galgen bringen.«
    Dies alles hatte ich schon bedacht und auch keine rechte Lösung gefunden. Daher erwiderte ich dem Advokaten in aller Unschuld: »Nun, Sir, dann komme ich eben an den Galgen das läßt sich nicht ändern.«
    »Mein lieber Junge«, rief Mr. Rankeillor, »geht in Gottes Namen. Tut, was Ihr fur Recht erkannt habt. Ich schäme mich, daß ich alter Mann Euch geraten habe, die eigene Sicherheit und damit den Weg der Schande zu wählen; ich nehme meinen Rat zurück und bitte Euch um Entschuldigung. Wenn es sein muß, laßt Euch aufknüpfen, aber bleibt ein Edelmann. Es gibt schlimmere Dinge auf der Welt, als unschuldig gehängt zu werden.«
    »Aber nicht viele, Sir«, erwiderte ich.
    »Doch, doch, Mr. David, eine ganze Menge. Zum Beispiel wäre es zehnmal besser für Euren Oheim, wenn er als anständiger Kerl irgendwo am Galgen baumelte.«
    Nach diesen Worten kehrte der Advokat, immer noch heftig erregt, ins Haus zurück. Ich hatte wohl gemerkt, daß er sehr einverstanden mit mir war. Er setzte sich und schrieb zwei Briefe, die er mir reichte und erläuterte.
    »Dieses Schreiben«, sagte er, »ist an meine Bank, die British Linen Company in Edinburgh, gerichtet; es eröffnet einen Kredit auf Euren Namen. Beratet Euch mit Mr. Thomson wegen seiner Flucht; er wird die Mittel und Wege kennen. Mit diesem Kredit könnt Ihr sofort über die nötigen Summen verfügen. Ich bin gewiß, daß Ihr mit Euerm Geld vernünftig haushalten werdet, aber in dem vorliegenden, Mr. Thomson betreffenden Falle würde ich Euch raten, großzügig zu sein.
    Was nun seinen Verwandten anbelangt, so
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