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Entdecke die Kraft der Meditation

Entdecke die Kraft der Meditation

Titel: Entdecke die Kraft der Meditation
Autoren: Sharon Salzberg
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schrieb William Wordsworth. 17
    Anschaffen und Ausgeben sind aber längst nicht alles. Dazu kommt noch das ständige Simsen, Surfen, Twittern, Skypen und Downloaden. Eine Kollegin macht Stressabbausitzungen mit Leuten, die sich derart verzetteln, dass sie sich nicht mehr in der Lage fühlen, einmal Ruhe zu geben und einfach zu sein . Da war ein Mann dabei, der klagte, der Tag habe einfach nicht genug Stunden; er fühle sich bereits seiner Familie entfremdet und stehe unter ständiger Spannung. Meine Freundin fragte ihn, wie er denn normalerweise seine Zeit verbringe, und dabei kam heraus, dass dieser Mann pro Tag durchschnittlich vier Zeitungen las und sich mindestens drei Nachrichtensendungen im Fernsehen ansah.
    Wieder zu lernen, wie man sich konzentriert, sagt der Schriftsteller, Journalist und Fernsehproduzent Alain de Botton, gehört zu den großen Aufgaben unserer Zeit. In einem 2010 erschienenen Essay über das Phänomen der Ablenkung schreibt er: »Das vergangene Jahrzehnt war ein noch nie da gewesener Anschlag auf unser Vermögen, geistig mit einiger Stetigkeit bei irgendetwas zu bleiben. Still dazusitzen und nachzudenken und nicht dem nervösen Drang nach Betätigung irgendeiner Maschine zu erliegen – das ist nachgerade ein Ding der Unmöglichkeit geworden.«
    Linda Stone 18 , früher in der Geschäftsleitung sowohl bei Apple als auch bei Microsoft tätig, hat den Begriff »durchgängige partielle Aufmerksamkeit« geprägt. Er beschreibt eine allgegenwärtige und kräftezehrende Verfassung, die Ihnen wahrscheinlich nicht ganz unbekannt ist. Simples Multitasking, fast schon wie etwas aus der guten alten Zeit, war nach ihren Worten von dem Wunsch getragen, mehr zu schaffen und sich damit freie Zeit für Familie, Freunde und Vergnügen zu erarbeiten. »Hinter durchgängiger partieller Aufmerksamkeit steht dagegen das Bedürfnis, nur ja nichts zu verpassen«, schreibt sie. »Wir telefonieren beim Autofahren, wir unterhalten uns beim Essen und schreiben währenddessen noch unter dem Tisch eine SMS ... Durchgängige partielle Aufmerksamkeit geht mit einem künstlichen Gefühl von permanenter Krise einher, bedingt durch das Leben in einer 24/7-Welt, die immer in Betrieb ist. Da kann man sich nur gestresst, überfordert, überreizt und irgendwie leer fühlen. Die Fähigkeit, in Ruhe nachzudenken und zu entscheiden, verkümmert ebenso wie das kreative Denken.«
    Natürlich haben Videospiele, Shopping und die Fernsehnachrichten ihren Platz. Wir sind auf richtige Verteilung aus, das rechte Maß, nämlich zu wissen, was wir tun, anstatt auf Automatik zu laufen und uns einfach gewohnheitsmäßig von all dem mitschleifen zu lassen. Es geht nicht darum, unsere Einkäufe zu verachten, uns selbst als Nachrichten-Junkies zu verlästern oder dem modernen Leben überhaupt abzuschwören. Wir wollen vielmehr mit unserer Zeit und Aufmerksamkeit experimentieren, wir wollen unserem Leben näher sein, wie es sich hier und jetzt abspielt. Konzentration entschleunigt unsere Fahrt, und dann brauchen wir uns nicht mehr zu betäuben oder in die Überreizung zu flüchten, sondern können einfach bei dem sein, was gerade ist.
    Generell wirkt Ablenkung so, dass wir uns auf eine beunruhigende Art zerfasert fühlen. Wir sind nicht in unserer Mitte, oft wissen wir kaum noch, wer wir sind. Wir teilen uns auf die verschiedenen Lebensbereiche auf, bei der Arbeit sind wir ein anderer Mensch als zu Hause. Im Büro treten wir selbstbewusst auf, zu Hause eher kleinlaut – oder umgekehrt. Im Zusammensein mit unserem Ehepartner bekommen wir kaum den Mund auf, aber unter Freunden geben wir die Frohnatur. Unser besseres Ich, dem Geduld und Mitgefühl so viel bedeuten, muss wohl gerade frei haben, wenn wir unsere Kinder anfahren. Oder wie ein Schüler vor nicht langer Zeit zu mir sagte: »Ich bin so voller Liebe und Mitgefühl für alle Wesen überall, solange ich für mich allein bin. Richtig schwierig wird es in Gegenwart anderer.« Für manche ist es genau umgekehrt: Zusammen mit anderen geht es uns blendend, aber wenn wir niemanden außer uns selbst zur Gesellschaft haben, wird uns mulmig zumute.
    Natürlich verbinden sich in jedem von uns die unterschiedlichsten Persönlichkeitszüge, inneren Befindlichkeiten, Fähigkeiten und Antriebe – all das gehört zu uns. Manche Eigenschaften sind Gegensatzpaare, und man kann ein ganzes Leben mit der Harmonisierung konkurrierender Züge und Bedürfnisse zubringen – zum Beispiel Nähe und
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