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Entdecke die Kraft der Meditation

Entdecke die Kraft der Meditation

Titel: Entdecke die Kraft der Meditation
Autoren: Sharon Salzberg
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darauf festgelegt, wie unsere Praxis aussehen sollte, und alles, was nicht diesem Ideal entspricht, schätzen wir dann gering und akzeptieren es nicht. Wir beurteilen unsere Praxis oder verurteilen uns selbst. Wenn wir das zumindest merken, haben wir etwas Wichtig über uns selbst erfahren.
    Wenn Sie sich mit Ihrer Praxis quälen, erkennen Sie da vielleicht ein Muster, nach dem Sie auf viele Dinge in Ihrem Leben reagieren, nicht nur auf die Meditation. Ich zum Beispiel habe an meinen Knieschmerzen beim Meditieren erkannt, dass ich körperliche und seelische Schmerzen gern in die Zukunft projizierte und dann hoffnungslos wurde, weil ich annahm, es werde immer so bleiben. Oder wenn beim Üben der Ärger in mir hochkam, fand ich schließlich heraus, wie sehr ich bestimmte Gefühle fürchtete und dass ich ihnen nur noch mehr Macht über mich gab, wenn ich sie verleugnete. Das Ringen mit meinen schweifenden Gedanken machte mich darauf aufmerksam, dass ich sehr zum Urteilen neigte. Als ich lernte, immer wieder neu anzufangen, allem, was gerade geschah, aufgeschlossen zu begegnen und mich eher verständnisvoll als kritisch zu betrachten, zeigte sich, dass ich sehr wohl in der Lage war, dem Leidvollen in meinem Leben anders zu begegnen.
    Wir alle haben Vorstellungen von dem, was unsere Meditationspraxis sein soll, Hoffnungen, die uns viel bedeuten. Aber es geht nicht darum, bestimmten Vorgaben oder Idealen gerecht zu werden; viel wichtiger ist das bewusste Wahrnehmen all unserer verschiedenen Zustände. Es ist schwierig, das wirklich anzunehmen und zu glauben, deshalb müssen wir es immer wieder hören.
    Schlussbetrachtung
    Einmal habe ich einen Freund gefragt, wie sich sein Leben seit dem Beginn seiner Meditationspraxis verändert hatte. Ohne einen Augenblick zu zögern sagte er, früher habe sich alles, was in seinem Bewusstsein vorging, wie ein Geschehen angefühlt, das sich in einem kleinen, dunklen und engen Theater abspielte – alles, was auf der Bühne geschah, wirkte so überzeugend und übermächtig. Seit er meditiere, fühlten sich die Vorgänge in seinem Bewusstsein eher so an, als verfolgte er in einem Freilufttheater eine Oper. Es war nicht mehr erdrückend und wirkte auch nicht mehr so fest gefügt und unabänderlich.
    Ich wusste genau, was er meinte. Nicht lange vor diesem Gespräch hatte ich in Santa Fe, New Mexico, meinen ersten Open-Air-Opernabend erlebt. Das Schöne daran ist, dass man nicht nur die Bühne, sondern auch den weiten offenen Himmel sieht. Da mochte es auf der Bühne noch so verwickelt zugehen, mochten die Gefühle noch so wogen, vor der offenen Weite des Himmels war das alles relativiert. Hochdramatisch und mit teils überschwänglicher Emotionalität – himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt – entfaltete sich die Handlung, aber sie war geborgen in diesem gewaltigen Himmel, der allem reichlich Platz bot. Auch bei der Meditation geht es um einen Blick, der weit wie der Himmel ist. So bekommen die Dinge in unseren Augen ihr rechtes Maß. An den Umständen unseres Lebens können wir vielleicht nichts ändern, an unserer Beziehung zu diesen Umständen dagegen sehr wohl.
    Durch Meditation kommen wir dazu, das Glück nicht mehr da zu suchen, wo es nicht ist. Echtes, dauerhaftes Glück, sehen wir dann, liegt nicht in kurzzeitiger Befriedigung von Bedürfnissen. Dieser Weg führt oft nur in einen Kreislauf von Enttäuschungen und immer weiteren Wünschen. Die Dinge, auf die wir setzen, erweisen sich als ungenügend. Die Schwelle steigt immer höher, und wir kommen von der Jagd nach mehr und immer mehr nicht los.
    Glück im herkömmlichen Sinne – in kurzzeitigen Ablenkungen Trost zu suchen – ist nicht nur flüchtig, sondern kann uns auch einsam machen und ist zudem von Ängsten durchsetzt. Selbst wenn alles gut läuft, verfolgt uns doch in allem Pläsier das dumpfe Gefühl von der Brüchigkeit und Instabilität unseres Wohlergehens, wir wünschen uns Absicherung. Absicherung suchen wir aber meist darin, dass wir das Mitgefühl für die Leiden der Welt und unsere eigenen Nöte unterbinden – sonst könnten wir ja unser zerbrechliches Glück gefährden. Echte Freude ist jedoch in dieser »bewachten Isolation« nicht möglich. Glücklich sind wir nur, wenn wir unsere Lebenserfahrung in ihrer ganzen Fülle zulassen.
    Echtes Glück hängt vom Umgang mit unserer Aufmerksamkeit ab. In einer durch Meditation geschulten Aufmerksamkeit sind wir mit uns und unserer tatsächlichen Erfahrung verbunden und
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