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Entdecke die Kraft der Meditation

Entdecke die Kraft der Meditation

Titel: Entdecke die Kraft der Meditation
Autoren: Sharon Salzberg
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sich vielleicht: Was habe ich bei diesem Schlag anders gemacht? Habe ich die Axt anders gehalten, hatte ich einen besseren Stand? Warum geht es neunundneunzig Mal nicht und dann doch?
    Natürlich waren all die scheinbar vergeblichen Axthiebe notwendig, um die Holzfasern zu lockern. Und es ist ganz verständlich, dass wir kein gutes Gefühl haben, wenn sich beim fünfunddreißigsten Hieb noch nichts Erkennbares tut. Machen wir überhaupt Fortschritte? Ganz sicher, und nicht nur wegen des mechanischen Zuschlagens, nicht nur weil sich die Fasern dadurch lösen. Was eigentlich den Wandel herbeiführt, ist unsere Bereitschaft, dranzubleiben, unser Sinn für das Mögliche, unsere Geduld, unser Einsatz, unser Humor, unsere wachsende Selbsterkenntnis und die Kraft, die wir durch unsere Beharrlichkeit aufbauen. Diese wenig greifbaren Dinge sind ausschlaggebend für den Erfolg. Und bei der Meditation wachsen diese Dinge und gewinnen an Tiefe, auch wenn wir schläfrig, ruhelos, nervös sind oder uns langweilen. Das sind die Qualitäten, die langsam, langsam den Wandel herbeiführen. Sie spalten das Holz und öffnen die Welt.
    Nutzen Sie die ganz normalen Augenblicke
    Die Kräfte der Achtsamkeit und Herzensgüte sind Ihnen jederzeit zugänglich, und niemand braucht zu merken, was Sie tun. Es besteht kein Grund, meditierend extrem langsam durch die Straßen einer Großstadt zu tappen und besorgte Blicke auf sich zu ziehen. Ich rate sogar dringend davon ab. Sie können sehr bewusst sein, ohne dass man etwas davon sieht.
    Achten Sie auf Ihren Atem oder spüren Sie die Füße auf dem Boden – bei einer Besprechung, während eines Telefonats, beim Spaziergang mit dem Hund. Sie werden sehen, dass Ihnen dann alles ringsum deutlicher bewusst ist, Ihre Wahrnehmung wird sensibler. Nehmen Sie sich immer wieder Augenblicke, in denen Sie die Hetze und Betriebsamkeit des Alltags kurz unterbrechen, um einfach zu sein : achtsam essen, achtsam das Baby füttern oder den Geräuschen ringsum lauschen. Sogar in schwierigen Situationen kann eine solche Pause Sie wieder mit den Dingen verbinden oder das pausenlose Denken unterbrechen – an irgendetwas Fehlendes oder an Dinge und Personen, die Sie vielleicht irgendwann in der Zukunft glücklich machen werden.
    Ich habe einmal ein Retreat geleitet, bei dem ich viele Male am Tag die Treppe auf und ab gehen musste. Ich sagte mir, das könne ich eigentlich gut zum Bestandteil meiner Übung machen. Vor jedem Treppauf und Treppab hielt ich kurz inne, um mich zur Aufmerksamkeit anzuhalten. Das war nicht nur hilfreich, sondern hat auch Spaß gemacht. Außerdem habe ich mir vorgenommen, immer, wenn ich irgendwo warten muss, Herzensgüte zu üben. An der Kasse, im Wartezimmer, bei einer Konferenz, bevor ich als Sprecherin an der Reihe bin. Genauso betrachte ich alle Fahrten und Flüge als Wartezeiten, und wenn ich eine Straße entlanggehe, kommen gleich die Worte Möge ich in Frieden sein. Möge ich geborgen sein. Möge ich glücklich sein. Warum nicht in solchen sonst ungenutzten Augenblicken die Kraft der Herzensgüte aufbauen? Ich glaube, auch Sie werden feststellen, dass Sie Ihre Praxis mit der Einflechtung der Meditation in alltägliche Abläufe sehr lebendig machen können.
    Lassen Sie Ihr Leben ein Abbild Ihrer Praxis sein
    Vor vielen Jahren luden ich und meine Kollegen von der Insight Meditation Society einen indischen Lehrer ein und begleiteten ihn auf seiner Tour durch das Land, wobei wir ihn etlichen an Meditation interessierten Gruppen vorstellten. Am Ende der Rundreise fragten wir ihn, wie er Amerika sehe. »Amerika ist ganz wunderbar«, sagte er, »aber die Leute, die hier lernen möchten zu meditieren, kommen mir manchmal wie Ruderer vor, die mit vollen Einsatz rudern, aber die Leinen nicht loswerfen.«
    Er erläuterte: »Mir scheint, dass manche hier meditieren, um zu großartigen transzendenten Erfahrungen zu kommen und staunenswerte veränderte Bewusstseinszustände zu erreichen. Dabei interessiert es sie offenbar nicht gar so sehr, wie sie mit ihren Kindern sprechen oder wie sie mit ihrem Nachbarn umgehen.«
    Wie im Großen, so im Kleinen. Sehen wir also zu, dass zwischen unserer Meditation und dem übrigen Leben kein Bruch entsteht. Leben wir gemäß unseren wahren Wertvorstellungen, suchen wir die Ursachen des echten Glücks, lassen wir in allen Bereichen unseres Lebens Achtsamkeit, Konzentration und Güte walten? Dazu kommt es im Laufe unserer Praxis irgendwann auf natürliche Weise,
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