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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation
Autoren: Walter Jon Williams
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auf eigene Faust losgezogen sind und sich gegenseitig unterstützt, ihre eigene Siedlung aufgebaut und die Konsolidierung umgangen haben. Er konnte es sich ausmalen, aber er selbst würde es nicht tun. Er hat nicht daran geglaubt. Wir müssen an seiner Stelle daran glauben.«
    »Liegt ganz bei dir. Du bist diejenige, die mit Menschen umgehen kann.«
    Sie schaute in seine hellen Augen, sah dort die Geliebte, Zwölf und das unmenschliche Muster, das ein Teil von ihm geworden war wie die Elektronenwelt ein Teil von ihr, das Muster in Ubu, zu dem sie irgendwie eine positive Einstellung finden mußte.
    »Wir werden’s schon schaffen«, sagte sie. Und hoffte, daß sie es auch glaubte.

25. Kapitel

    Da war das Funkfeuer der Familia , und dort das der Abrazo , etwa zwanzig Grad voneinander entfernt, mit der kolossalen, glühenden Radiowolke von Montoya 81 dazwischen. Sie bewegten sich zu einem Rendezvous aufeinander zu und harrten immer noch aus, warteten immer noch auf die Geliebte.
    Ubu schmeckte das Blau Zehn hinten im Hals. Seine innere Gelassenheit, die nicht ganz verschwinden wollte, war eine Nachwirkung der Droge.
    Er stieß seinen Sessel vom Platz des Shooters zur Kommunikationseinheit. Seine Botschaft würde rund eine halbe Stunde brauchen, um die Abrazo zu erreichen; dann würde es eine weitere halbe Stunde dauern, bis eine Antwort kam. Bis dahin würde sich die Wirkung des Blau Zehn gelegt haben, dachte er.
    Die anderen Schiffe würden den Strahlungsausbruch bei seinem Eintritt bemerkt haben. Marco und die anderen würden vor ihren Kommunikationstafeln sitzen und auf eine Botschaft der Geliebten warten.
    Er setzte seine Kopfgarnitur auf, testete das Mikro und schickte dann sein Funkfeuer und seine Kennung hinaus. Diesem Schlag per Funk in den Solarplexus der Familia ließ er eine persönliche Botschaft folgen, zusammen mit dem Bild seines Gesichts, auf dem sein sonnigstes Lächeln erstrahlte.
    »Schiffsführer de Suarez«, sagte er, »ich frage mich, ob du wohl eine Ahnung hast, wie ich hergekommen bin?«
    Ubus Musik hallte von den Laminatwänden der Zentrifuge wider, während er unter den Alpha-Elektroden saß. Er sah die Lämpchen an der Kommunikationstafel aufleuchten, wartete, bis die komplette Botschaft abgespeichert war, schaltete dann die Musik aus und ließ die Botschaft ablaufen.
    Marco saß in einem abgedunkelten Raum mit einer gelben Lampe über seinem Kopf, unter der er wie der leibhaftige Tod aussah. Seine straff gespannten Halsmuskeln erhoben sich wie Schutzwälle über seine dürren Schultern. Der Jesus Ristes an der Wand hinter ihm war ein blutiger Fleischklumpen, und das Kruzifix um Marcos Hals ahmte seine Pose nach. Zusammen sahen die beiden wie eine deprimierende religiöse Allegorie aus.
    »Ist egal, wie du’s rausgefunden hast«, sagte Marco. »Wir beide haben einen Vertrag, Schiffsführer. Du kriegst ein Sechstel. Mehr nicht.«
    Man muß diesen Marco bewundern, dachte Ubu. Der Mann geht kämpfend unter.
    Marcos Stimme krächzte weiter. »Ich könnte dich jahrelang vor die Gerichte schleppen, Pascos Ubu. Ich könnte die Multi-Pollies dazu bringen, dich mit einem Embargo zu belegen. Denk daran!«
    Ubu nahm die Elektroden ab und setzte die Kopfgarnitur auf. Sein Verstand kam ihm so klar und makellos vor wie ein Teich mit destilliertem Wasser. Er drückte auf die Sendetaste.
    »Ein Sechstel von Nichts ist nichts«, sagte er. »Du hast deinen Vertrag mit dem Schimmernden Clan gebrochen, als du nicht rechtzeitig aufgetaucht bist – da steht eine Klausel über pünktliche Lieferungen drin, erinnerst du dich? Damit ist unser Vertrag ebenfalls hinfällig.
    Und bring mich nicht zum Lachen, indem du mir drohst, mich vor Gericht zu schleppen. Womit willst du deine Anwälte bezahlen, wenn ich deinen Vertrag mit PDK aufkaufe?« Ubu schenkte ihm sein sonnigstes Lächeln. Eines der wichtigsten Rhythmusmuster der Geliebten – 5-5-5-3-3 – rollte durch seinen Kopf.
    Marco würde ein Teil von ihm werden, dachte er. Ebenso wie die Geliebte.
    »Keine Angst, Schiffsführer«, erklärte er. »Ich habe dich bei den neuen Arrangements berücksichtigt. Ich schicke dir einen Vertrag, der unsere alte Vereinbarung ersetzt. Lies ihn dir durch und schick mir dann deine Unterschrift und deinen Daumenabdruck. Sobald ich die habe, sage ich dir, wo du deine erste Lieferung an Bord nehmen kannst.«
    Ubu schickte über die Kommunikationstafel einen Impuls mit dem Vertragstext hinaus, beendete dann die Übertragung und
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