Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation
Autoren: Walter Jon Williams
Vom Netzwerk:
können, auf uns zu verzichten.«
    »Shooter können unsere Produkte überall vertreiben«, sagte Maria. »Wir bleiben an Ort und Stelle. Die meisten von ihnen werden das Zeug bloß transportieren. Sie brauchen nicht mal zu erfahren, woher wir’s kriegen. Und wir können sie auf diese Weise am Leben erhalten.«
    Ubu schwieg. Pastellfarbene Holowerbung glitt vorbei, spiegelte sich in weißem Marmor. Außerhalb des Vierundzwanzig-Stunden-Betriebs der Randzone war es hier trotz der hellen Beleuchtung früher Morgen. Hotelschilder leuchteten lockend über gewölbten Türen. Abgesehen vom Getriebe im Monte Carlo und den anderen Kasinos selbst waren nur wenige Menschen auf der Straße. Roboter fuhren auf dem Boden herum und polierten die Marmorbeschichtung.
    Maria dachte über Colettes Gesicht nach, über die Härte, die ihre Sucht maskierte, ihre Sucht nach dem Spiel, nach dem Monte Carlo, dem Lachenden Gott und den anderen Kasinos. Sie hatte die gleiche Härte bei Kit entstehen sehen, eine Härte, die sich bildete, wenn man wußte, daß man von anderen Menschen benutzt werden würde, und wenn es einen vielleicht nicht mehr kümmerte.
    »Früher oder später müssen wir irgend jemand vertrauen«, sagte Ubu.
    »Wir können versuchen, diejenigen zu kontrollieren, die im Bilde sind. Und sicherstellen, daß sie keine Kontakte außerhalb ihrer Schiffe haben dürfen, wenn sie uns beitreten. Schwere Strafen für jeden, der das Geheimnis verrät, wie zum Beispiel Ausschluß aus der Genossenschaft. Und wir könnten auch falsche Gerüchte darüber ausstreuen, woher wir das Zeug haben.«
    Ubu sah sie amüsiert an. »Was für Gerüchte zum Beispiel?«
    »Kit hat mir was erzählt. Er hat mir erzählt, was wir Marcos Ansicht nach gefunden hatten, als wir wieder auf Bezel waren und er noch nichts von der Geliebten wußte. Er dachte, wir hätten eine dieser Siedlungen von Shootern gefunden, die über die Grenze abgehauen sind, als die Konsolidierung einsetzte; also hat er angenommen, die hätten da draußen inzwischen ihre eigene Zivilisation aufgebaut und würden nun irgendwelche chemischen Präparate und möglicherweise auch noch ein paar andere Sachen fabrizieren, die so verbreitet sind, daß man sie nicht zu ihnen zurückverfolgen kann. Und sie machen heimlich Tauschgeschäfte, um an die Sachen ranzukommen, die sie nicht selbst herstellen können. Marco dachte, wir wären zufällig auf sie gestoßen, und sie hätten uns mit einer dicken Fracht das Maul gestopft.«
    Ubu lachte. »Ich schätze, das stimmt mit allen Fakten überein, die er kannte.«
    »Wir können ein paar Leuten ganz im Vertrauen erzählen, daß es genauso war. Anderen erzählen wir, daß wir insgeheim für verschiedene Hiline-Firmen arbeiten. Und alle werden sich mit der Erklärung zufriedengeben, die ihnen am besten gefällt, zumindest für eine Weile. Das können wir unseren eigenen Leuten erzählen.«
    Weiter vorn, direkt hinter dem Kasino zum Glücksjeton, endete der weiße, spiegelnde Marmor. Angekündigt vom dumpfen Dröhnen ferner Musik, tat sich die schummrige Randzone vor ihnen auf. Ubu wurde langsamer.
    »Komisch«, sagte Maria. »Wir können Marcos Hirngespinst wahr werden lassen.«
    »Wir müssen ihn trotzdem irgendwie abfinden.«
    »Bieten wir ihm doch die Mitgliedschaft in der Genossenschaft an.«
    Ubu warf ihr einen warnenden Blick zu. »Wenn du meinst.«
    »Ich finde, wir sollten es tun.«
    »Wenn du’s nämlich nicht willst, dann soll er sehen, wo er bleibt. Falls er dich irgendwie schlecht behandelt hat – wir müssen uns überhaupt nicht mit ihm abgeben. Wir streiten alles ab, was er behauptet, und bestechen alle in seiner Umgebung, und wenn er Schwierigkeiten macht, können wir seinen Vertrag mit PDK aufkaufen und seine ganze Familie von Läuseköpfen arbeitslos machen.«
    Maria blickte ihn an, sah sein zorniges, abgespanntes Gesicht, die Wut, die in seinen Augen brannte. »Wir brauchen ihn«, sagte sie. »Er ist clever. Er ist diskret.«
    »Scheiße.« Die Muskeln in Ubus massigen Schultern und über seinen Wangenknochen arbeiteten. Schließlich seufzte er: »Ich war der Schurke, der dich zu ihm geschickt hat. Daran will ich nicht erinnert werden.«
    Sie trat dicht zu ihm und nahm ihn in die Arme. »Es war mein Schuß«, sagte sie. »Mein Plan.«
    »Ich hätt’s nicht zulassen dürfen.«
    »Komische Sache, das mit Marco«, sagte Maria. Ubus vier Hände strichen ihr über die Haare. »Er hat dieses Hirngespinst von den Shootern erfunden, die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher