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Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)

Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)

Titel: Engelstanz: Dunkle Verlockung Teil 3 (German Edition)
Autoren: Nalini Singh
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sie getan oder unterlassen hat, ist dafür verantwortlich, dass sich dein Flügel auf diese Weise geformt hat.«
    Auch ihrer Tochter hatte sie eine ganze Zeit lang nicht zuhören wollen. Selbst jetzt noch lag ein quälender Schmerz auf Rhoswens zierlichem Gesicht, wenn sie den missgestalteten Flügel ihres Kindes betrachtete. Das war nur selten der Fall … und wurde immer seltener, denn die herzzerreißende Stille zwischen ihnen, entstanden aus all den unausgesprochenen Dingen, war zu einer undurchdringlichen schwarzen Mauer angewachsen.
    In diesem Moment tauchten die schweren Holztüren der Bibliothek aus dem Nebel auf, eine ebenso undurchdringliche Masse. Die Türen waren mit erlesenen Schnitzereien versehen, in denen Einlegearbeiten aus Gold nur darauf warteten, unter dem Kuss des Sonnenlichts zu erstrahlen. Galen streckte die Hand aus und zog eine der Türen auf. Die Art, wie sich die Muskelstränge in seinem Arm spannten und wölbten, ließ ihren Mund trocken werden und ihr Herz heftig gegen ihre Rippen trommeln.
    Davon erschüttert, wie heftig und prompt ihre Reaktion ausfiel – unmissverständlich körperlich und sinnlich –, wandte sie den Blick ab und streckte die Hand nach dem Buch aus.
    Er ließ es in ihre Hände gleiten. »Isst du nicht?«, fragte er, während er den Blick mit einem verwunderten Ausdruck darin über ihren Körper schweifen ließ.
    Der dunkle Impuls der Anziehung verwandelte sich in heftigen Zorn. Als junge Frau hatte sie alles in ihrer Macht Stehende versucht, um mehr Fleisch auf die Rippen zu bekommen, ohne Erfolg. Offenbar sollte sie einfach so sein. »Nein«, sagte sie mit eisiger Stimme. »Ich ziehe es vor, zu hungern.« Mit diesen Worten stolzierte sie in die Bibliothek, fest davon überzeugt, dass dieser ungehobelte Kerl von Wölfen aufgezogen worden sein musste.
    Nicht lange nachdem die Sonnenglut den Nebel vertrieben und den Blick auf die Partikel kostbarer Metalle freigegeben hatte, die in den Marmorgebäuden der Zufluchtsstätte glänzten, sah Galen Illiums unverwechselbare Flügel über die Schlucht hinweggleiten. Der jüngere Engel flog in die Wolken und über Berge, in denen nichts und niemand lebte.
    »Eine Frau«, sagte Dmitri neben ihm; der Wind wehte ihm das schwarze Haar aus dem Gesicht und enthüllte seine »gefährliche, männliche Schönheit«, wie Galen schon viele Frauen, Engel wie Vampire, hatte sagen hören. Galen hingegen sah in ihm eine unbarmherzige Stärke, die Respekt verlangte.
    »Sterblich«, fügte der Vampir hinzu.
    Galen wusste vielleicht nicht, wie man mit Frauen sprach, die keine Kriegerinnen waren, aber niemand hätte ihm Dummheit vorwerfen können. »Du machst dir Sorgen um ihn.«
    Dmitris Blick ruhte auf den Wolken, in denen der Engel verschwunden war. »Sterbliche sterben irgendwann, Galen.«
    Galen zuckte die Schultern. »Wir auch.« Die Sterblichen nannten sie unsterblich, aber Engel und Vampire konnten auch sterben – es war nur ein beträchtlicher Aufwand nötig. »Macht sie ihn glücklich?«
    »Ja. Zu sehr.«
    Galen fragte nicht nach weiteren Erklärungen. Er selbst hatte schon Unsterbliche gekannt, die sich in Sterbliche verliebt hatten. Und er hatte sie trauern sehen, wenn diese Leben wie Glühwürmchen gleich nach dem kurzen Aufleuchten erloschen. Er selbst hatte nie so tiefe Liebe empfunden, aber er wusste dennoch, was Kummer war. »Jessamy«, setzte er an – die Frau, bei der seine Gedanken weilten, war zwar nicht sterblich, doch ihre schmale Gestalt schien so verletzlich, dass es ihm keine Ruhe ließ. »Hat sie einen Geliebten?«
    Unter Dmitris kultivierter Eleganz kam äußerstes Erstaunen zum Vorschein. »Wie bitte?«
    »Jessamy«, wiederholte er geduldig. »Hat sie einen Geliebten?«
    »Sie ist die Lehrerin. «
    »Sie ist auch eine Frau.« Und wenn die Männer um sie herum zu dumm waren, um das zu bemerken, hatte Galen nicht vor, sich deswegen den Kopf zu zerbrechen.
    Nach einer verblüfften Pause schüttelte Dmitri den Kopf, blauschwarz funkelte sein Haar in der Sonne. »Nein«, antwortete der Vampir schließlich. »Soweit ich weiß, hat sie keinen Geliebten.«
    »Gut.«
    Dmitri hörte nicht auf, ihn anzustarren. »Dir ist klar, dass sie über zweitausendfünfhundert Jahre alt ist, mindestens hundert Sprachen spricht und über ein so umfangreiches Wissen verfügt, dass der Kader sie um Rat fragt und Informationen bei ihr einholt?«
    Galen zweifelte nicht daran, dass all das der Wahrheit entsprach. »Ich habe nicht vor, in einem
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