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Engelsschmerz

Engelsschmerz

Titel: Engelsschmerz
Autoren: Mathilda Grace
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Janosch tadelnd an, was ihn loslachen ließ, bevor ein weiterer Hustenanfall sein Gelächter im Keim erstickte. „Trink' deinen Tee und scher' dich ins Bett, bevor ich ernsthaft sauer werde.“
    „Ja, ja, ja“, nörgelte er, gab aber nach und verschwand samt Tasse aus der Küche. Kurz darauf schlug oben eine Tür zu.
    Hoffentlich blieb er jetzt auch eine Weile liegen. Es reichte, dass ich mir seit Tagen Sorgen machte, sobald Baxter aus der Haustür raus war, um zu seiner Galerie zu fahren. Ich war der Einzige von uns, der zu Hause arbeitete, was bei dem Wetter ein ziemlicher Vorteil war. Wer latschte schon freiwillig durch Schneewehen von über einem Meter Höhe? Ende November hatte es zum ersten Mal in diesem Jahr geschneit, doch mit so einem starken Wintereinbruch hatte niemand gerechnet. In den letzten Tagen war ein halber Meter Neuschnee gefallen und seither hörte es einfach nicht auf zu schneien. Nächstes Wochenende war bereits Weihnachten und ob sich die Lage wettermäßig bis dahin etwas beruhigte, stand in den Sternen.
    Unsere aufgehende Haustür und das damit einhergehende Geschimpfe von Baxter riss mich aus meinen Überlegungen. Ich füllte schnell den Wasserkocher neu und schaltete ihn ein, bevor ich zu Baxter in den Eingangsbereich ging, wo er gerade die Tür wieder zuwarf, um den Schnee draußen zu lassen.
    Du meine Güte.
    Der Weg von unserer Einfahrt bis hin zur Haustür dauerte keine Minute und trotzdem sah Baxter wie ein Yeti aus. Früher hätte ich über seinen Anblick gelacht. Heute schaffte ich nicht mal ein Grinsen und das lag nicht daran, dass ich alleine und Baxter einen Kopf größer und knappe zwanzig Kilo schwerer war als ich. Einen Kerl von 1,98m Körpergröße und einhundert Kilo, verpackt in jede Menge Muskelmasse, lachte man nicht aus und man ärgerte ihn vor allem nicht.
    Ich hatte es einmal getan, als ich der Meinung gewesen war, dass Baxter für Janosch nicht gut genug war. Dafür war ich im Pool der Wohnanlage gelandet, in der mein Bruder vor zwei Jahren gewohnt hatte. Janosch hatte mich ausgelacht und mir danach die Leviten gelesen, bevor er und Baxter mich ins Kino geschleppt hatten. Seither waren wir Freunde.
    „Wie schlimm ist es?“
    Baxter wischte sich den Schnee von seinem Mantel. „Das ist ein richtiger Sturm draußen. Hast du Glück, dass du nicht raus musst.“ Er zog an seinem Schal, der sich irgendwie in seinem Nacken verknotet hatte. Für solche kleinen Missgeschicke war Baxter immer gut. „Verdammt.“
    „Lass mich mal.“ Ich trat hinter ihn. „Hast du deine Galerie dicht gemacht?“, fragte ich und half ihm den Schal zu lösen.
    „Ja“, meinte Baxter nickend und zog seine Handschuhe aus. „Bringt nichts mehr, die Stadt ist dicht und die Räumfahrzeuge kommen kaum noch durch. Eddy von der Tankstelle meinte, die Cops hätten schon durchgegeben, man soll, wenn es nicht unbedingt nötig ist rauszugehen, die nächsten Tage zu Hause bleiben“, erzählte Baxter und schüttelte den Schnee aus seinen blonden Locken. „Ich habe auf dem Rückweg noch schnell das Nötigste für uns eingekauft, dann müssen wir die Woche nicht mehr raus. Wie geht’s Jano?“
    „Hustet und nörgelt“, war meine trockene Antwort.
    „Wie immer also.“ Baxter lachte und zwinkerte mir dabei zu. „Wie oft hat er dich heute schon Papa genannt?“
    Meine Antwort war ein entnervtes Schnauben.
    „Mach' 'ne Strichliste“, schlug Baxter amüsiert vor, was ihm einen finsteren Blick einbrachte, den er wie immer großzügig ignorierte. „Ich geh' erstmal duschen, um aufzutauen. Wer ist mit Abendessen machen dran? Ich hab' Hunger.“
    Sein Blick heftete sich auf mich, obwohl Baxter natürlich genau wusste, dass Janosch dran war. Aber ihn in dem Zustand in die Küche zu stellen, würden wir besser sein lassen. Mit den Viren in seinem Körper, waren wir garantiert die nächsten, die krank im Bett lagen und das konnte ich nicht gebrauchen.
    „Wie wär's mit Pizza?“, schlug ich daher vor, denn die war schnell gemacht.
    „Super“, antwortete Baxter und verschwand nach oben.
     
    „Das Fernsehprogramm wird immer bescheuerter“, seufzte Baxter Stunden später, als wir nach Abendessen, aufräumen, Janosch wieder ins Bett jagen, und dem üblichen Programm, das bei uns aus dem Austausch täglicher Neuigkeiten bestand, im Wohnzimmer saßen, um den Abend ausklingen zu lassen.
    „Wird?“, fragte ich ihn zweifelnd und sah von meinem Buch auf.
    Die Fernsehdiskussion hatten wir schon geführt,
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