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Engelsschmerz

Engelsschmerz

Titel: Engelsschmerz
Autoren: Mathilda Grace
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Aiden. Es sind Babys.“
    „Und damit die wichtigsten Schützlinge, die ein Engel zugeteilt bekommen kann, Elias.“
    Das weiß ich und er weiß, dass ich es weiß. Ich liebe Kinder. Schon immer. Wahrscheinlich habe ich deshalb diese Zwillinge bekommen, um sie zu beschützen. Die erfahreneren Engel wissen, dass ich mich im Himmel nicht wohlfühle. Ich spüre ihre prüfenden Blicke Tag für Tag auf mir, und mir ist durchaus bewusst, dass einem unerfahrenen Schutzengel wie mir allgemein keine Babys anvertraut werden. Andererseits wird einem Schutzengel normalerweise auch kein Wächter zugeteilt.
    „Woher wussten du und Michael eigentlich, dass ich Ärger machen würde?“
    „Michael spürt es. Sein Instinkt ist unfehlbar.“
    „Wieso habt ihr mich dann überhaupt genommen?“ Ich drehe mich zu Aiden um. Seine hellblauen Augen mustern mich ruhig und gleichzeitig nachdenklich. Sie sind ein kompletter Gegensatz zu seiner dunkelblauen Kleidung und den Flügeln, in einem noch dunkleren Blau. Schutzengel tragen weiß, Wächter blau. Warum? Das weiß ich nicht, es ist einfach so.
    „Aus welchem Grund habt ihr mich nicht zu Matt zurückgeschickt?“
    „Irgendwann wirst du es verstehen.“
    Mein frustriertes Stöhnen bringt ihn zum Grinsen, bevor ich mich wieder abwende. Er weiß, wie sehr ich diese nichtssagenden Sätze hasse. Das ist keine Antwort. Aber ich werde auch heute keine andere bekommen, das tue ich nie. Schließlich frage ich nicht zum ersten Mal.
    „Dann rede ich eben selbst mit Michael“, drohe ich halbherzig, was Aiden hinter mir lachen lässt.
    Der Grund seines Lachens ist mir bekannt. Niemand geht einfach zu Michael. Er ist hier im Himmel das, was auf der Erde ein König wäre. Michael ist der Herrscher über alle Engel. Die oberste Instanz. Zu Michael geht man, wenn der Rat der Ältesten, der ihm untersteht, ein Problem nicht selbst lösen kann. Was in tausend Jahren vielleicht einmal vorkommt, wurde mir erzählt.
    Nach den Ältesten folgen die Wächter, so wie Aiden einer ist, und die Todesengel. Sie verdienen ihren Namen zurecht. Mich schaudert es immer noch, wenn ich an die eine und bislang einzige Begegnung mit einem der schwarz tragenden und ständig finster dreinblickenden Engel denke. Gabriel. Viele der übrigen Engel fürchten ihn. Besonders die Schutzengel, zu denen ich gehöre, halten sich fern von den Todesengeln, weil es regelmäßig zum Streit kommt, sobald ein Schutzengel die von ihm bewachte Seele nicht gehen lassen will. Denn Todesengel kennen keine Gnade. Niemand weiß, wie sie entscheiden, wer leben darf und wer nicht. Zumindest hat man mir das erzählt.
    In der Befehlshierarchie der Engel gehöre ich zu den hintersten Gliedern einer langen Kette. Wer weiß, was von dem, was ich hörte oder was mir berichtet wurde, überhaupt wahr ist. Ich habe seit meiner Ankunft so viele Gerüchte gehört, auch über mich, dass ich schon vor einer Weile aufhörte, sie wirklich wahrzunehmen. Engel tratschen ebenso gern und häufig wie Menschen, und das von zehn Gerüchten im Höchstfall zwei oder drei am Ende der Wahrheit entsprechen, gehörte mit zu den ersten Dingen, die ich im Himmel gelernt habe.
    Dennoch kann ich eines der neuen Gesprächsthemen unter den Schutzengeln nicht so leicht ignorieren, wie ich es gerne würde. Was mit Sicherheit daran liegt, dass es sich um mich dreht und mir eine Gänsehaut beschert.
    „Ist es wahr, dass Gabriel mich wollte?“
    Obwohl ich Aiden nicht ansehe, weiß ich, dass ihn die Frage verblüfft. Ich erkenne es an seinem stockenden Atem und seinen Flügeln, die auf einmal stillstehen. Normalerweise sind sie ständig leicht in Bewegung, aber jetzt ist das leise Rauschen hinter mir verschwunden. Ich glaube, Aiden ist gar nicht bewusst, dass er seine Flügel allgemein in Bewegung hält, und ich werde den Teufel tun und es ihm sagen. Mich beruhigt das gleichmäßige Rascheln, wenn er in meiner Nähe ist. Auch etwas, das ich ihm nicht erzählen werde.
    „Ja, es ist wahr. Wer hat dir davon berichtet?“
    „Niemand“, antworte ich und blicke traurig auf den Ring an meiner Hand. „Es war nur ein Gerücht.“
    „Lass ihn gehen, Elias.“ Aiden spürt immer, wenn meine Gedanken abdriften, und wohin sie mich ziehen. „Du darfst ihn nicht festhalten. Lass ihn los.“
    Das kann ich nicht, und ich will es auch nicht. Ich bin tot, aber meine Gefühle für Matthew sind nicht mit mir gestorben. Ich liebe ihn, daran hat sich nichts geändert, und wenn es nach mir geht, wird
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